Postbote als Geschenkemann

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Werner und Monika Sklenarsch (von links) kennen ihren Postboten Christian Dotzler (rechts) bestens von vielen Gesprächen an der Haustür – und sie schätzen seine Art, gut mit den Menschen umzugehen. Fotos: Stefan Brand Foto: red

Christian Dotzler ist ein bisschen aufgeregt. Schließlich macht er das zum ersten Mal. Und weiß daher nicht so recht, wie seine Kunden reagieren. Christian Dotzler, Teamleiter im Pegnitzer Postverteilzentrum, hat heute nicht nur Briefe und Päckchen sortiert für seinen Bezirk - sondern auch allerlei Bücher dabei, die niemand bestellt hat. Dafür verantwortlich zeichnet sein Arbeitgeber, die Deutsche Post. Die will seit einigen Jahren die Bürger zum Lesen animieren. Indem sie zum Tag des Buches solche verschenkt. Nicht an jeden natürlich. Für Pegnitz war diese Aktion eine Premiere.

 
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„Ich halte das für richtig gut“, sagt Dotzler im Kurier-Gespräch, bevor er seine Tour startet. An die 30 Bücher haben die Pegnitzer bekommen. Keine Ladenhüter. Sondern hochwertiges Lesegut, das zum größten Teil auch auf der Spiegel-Bestsellerliste platziert ist. Romane, Sachbücher, Kinderbücher. „Ich wäre natürlich offen für mehr, aber da gibt es halt Grenzen, schließlich läuft das bundesweit“, so Dotzler. Und nach welchem Muster er und seine Mannschaft die Präsente? Nun, jeder kenne ja seinen Kundenstamm „schon ganz gut“. Wisse, wer da gerne zu einem Buch greift oder auch häufig welche bestellt.

Der gute Draht

Da helfe der gute Draht zu den Menschen, mit denen man es täglich zu tun hat – „und den haben wir in der Regel“. Wobei es schon schwierig sei, „den Richtigen mit dem richtigen Buch zu erwischen, weil die Vorlieben der Leute kennen wir ja auch nicht“.

Der Praxistest

Es folgt der Praxistest. Der führt den 40-Jährigen, begleitet vom Kurier, in die Robert-Koch-Straße. Und er löst dort gleich beim ersten Übergabeversuch echte Freude aus. Peter und Sieglinde Bauer hätten damit nicht gerechnet. Die 68-Jährige entscheidet sich für einen Roman – „Mitten in der Nacht“ von Nora Roberts. Ihr Mann (71) hat ihr die Auswahl überlassen. „Jetzt ist wieder Zeit fürs Lesen auf dem Balkon bei dem schönen Wetter“, sagt Sieglinde Bauer. Dotzler ist hier definitiv an der korrekten Adresse. Denn die Bauers sind das, was man gerne Leseratten nennt. „Wir besorgen uns auch oft Lesestoff in der Kurier-Geschäftsstelle, die haben super Angebote“, so Sieglinde Bauer. So manches Buch geben die Bauers auch an Bekannte weiter. oder stellen sie in die Bücherschränke am Cabriosol oder auch in Bayreuth.

Alle wollen Bücher

Und gleich noch ein Erfolgserlebnis. Willi Röthlein ist ganz hin und weg: „Ein Geschenk von der Post? Damit hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Der 71-Jährige hat die ganze Wohnung voll Bücher. Viel zu viel sei das eigentlich, sagt er. Aussortieren müsste er da mal. Weil er eben schon sehr früh angefangen hat mit dem Lesen, „da hat sich einiges angesammelt“. Aber es falle halt auch schwer, sich sich von Büchern zu trennen. Er liest quer durch den literarischen Gemüsegarten, ist vielseitig interessiert. Und findet es schade, „dass das mit dem Lesen allgemein zurückgeht“. An sich müsste man jeden Tag einen halben Tag dafür Zeit haben. Aber wer habe das schon. Dabei sei Lesen doch so wichtig, „das erweitert den Horizont, das bildet einen weiter bis hin zu Antworten auf Frage, warum man überhaupt auf der Welt ist“. Röthlein konsumiert jede Menge Sachtexte, aber ein Thriller darf es schon auch mal sein. Und so entscheidet er sich für „Die schwarze Dame“ von Andreas Gruber.

Liegt es an der durchweg positiven Art, an der guten Laune, die Christian Dotzler ausstrahlt? Auf Ablehnung stößt er nirgends. Gut, das mag daran liegen, dass er seine „Pappenheimer“ wirklich gut kennt. Fast überall ein freundlicher Plausch, wo nicht nur Briefe und Zeitungen in den Schlitz wandern, sondern ein Klingeln nötig ist. Man duzt sich oft. Man schätzt sich. So auch bei Monika und Werner Sklenarsch. Hier schmökert vor allem die Dame des Hauses: „Was Lustiges, gerne auch Krimis – nur zu schnulzig darf es nicht sein“. E-Books sind - nicht nur für sie – für die Sklenarschs kein Thema. „Ich will was zum Blättern in der Hand haben, wie bei der Zeitung.“ Wieder bleibt ein Spiegel-Bestseller zurück: „Der kleine Vogel, der unsere Familie rettete“ von Penguin Bloom.

Frohes Mutes macht sich Christian Dotzler auf seine restliche Tour, geradezu begeistert davon, wie gut das ankam. Das rufe nach einer Wiederholung, sagt er. Und weist darauf hin, dass Bücher nicht nur in Pegnitz, sondern auch in Betzenstein oder Kirchenbirkig an den Mann oder die Frau gebracht wurden.

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