„Die Folgen der Pandemie für Mediensucht wird man erst später richtig sehen“, sagt Suchtforscher Dieris-Hirche. Die Gruppen der Bochumer Ambulanz, inklusive Wartelisten, sind schon jetzt voll - vor allem mit Gamern und Pornosüchtigen. Covid-19 mache auch die Behandlung schwer: „Man würde den Menschen ja zu sozialem Kontakt raten und zum Beispiel Gamer darin bestärken, ihren Spieltrieb anders auszuleben, etwa Kampfsport auszuprobieren oder Theater“, sagt Dieris-Hirche. „Das meiste davon ist gerade nicht möglich.“
Er sieht aber auch Chancen in der Pandemie: „Vor Corona war es ein Widerspruch, online Beratung für Mediensucht anzubieten.“ Sein Forschungsteam arbeitet seit September mit einem Online-Motivationsprogramm (OMPRIS), das Süchtige dort erreicht, wo sie sich aufhalten - online. Laut Dieris-Hirche mit Erfolg.
Auch die Kölner Psychotherapeutin Susanne Behlau, die sich auf die Behandlung von Sexsucht spezialisiert hat, sieht Chancen in der Pandemie. „Es wenden sich gerade mehr Betroffene an mich, weil sie im Homeoffice merken, dass sie ohne den Kick durch Pornos oder Prostituierte nicht können.“ Gerade Sexsucht sei ein Tabu mit hohem Leidensdruck. „Gefühlt setzen sich gerade mehr Menschen damit auseinander.“