Pommes frites Eine Frage der Soße

Knut Krohn
Welche Soße kommt auf die Fritten? In Belgien ist das eine Frage von nationaler Tragweite. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Ein Riss geht durch Belgien. An der Stoofvleessaus für die im ganzen Land populären Fritten scheiden sich Flamen und Walonen.

 
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Pommes frites sind in Belgien ein Grundnahrungsmittel. Regelmäßig werden Listen mit den besten „Frituur“ des Landes veröffentlich und die Qualität der Fritten wird mit demselben Eifer diskutiert wie die Fußballergebnisse vom Wochenende. Gestritten wird nicht nur über Größe, Aussehen und Konsistenz der Schnitze, die Menge des Salzes oder die Art der verwendeten Kartoffeln, sondern auch über die richtige Sauce.

Nicht alle bieten auf diesem kulinarischen Feld so viele Varianten, wie das Maison Antoine am Place Jourdan in Brüssel, wo der Street-Food-Gourmet von Trüffel bis Hot-Pitta mannigfaltige Geschmacksrichtungen genießen kann. Berühmt wurde die Frituur sogar in Deutschland, weil sich die damalige Kanzlerin Angela Merkel dort in den Pausen bei den EU-Gipfeln immer wieder mit einem kleinen Snack versorgte.

Belgien ist ein gespaltenes Land

In der Frage nach der richtigen Sauce ist das Land allerdings tief gespalten. Nach einer Umfrage des Lieferservice „Takeaway.com“ ist die schlichte Mayonnaise bei knapp der Hälfte aller Belgier die beliebteste Wahl. Doch wenn es um die belgische Spezialität der Stoofvleessaus geht, scheiden sich die Geister. Das ist eine sehr spezielle Soße, die aus Fleisch, Senf, Zwiebeln und Bier besteht. Für rund ein Drittel der Flamen ist das der absolute Favorit, während nur vier Prozent der Wallonen sie über ihre Fritten kippen. Im französisch geprägten Teil Belgiens ist hingegen die scharfe Andalusische Soße überaus populär, die bei den Fritten-Essern im Norden des Landes kaum auf den Teller kommt.

Die Angst der Traditionalisten vor dem Untergang

Allerdings liefern andere Umfragen andere Ergebnisse. Bei einer vom Großhandelskonzern „Metro“ auf Instagram gemachten Befragung kam zutage, dass Mayonnaise nur in Flandern beliebt ist. In der Wallonie steht dort die Andalusische Soße deutlich auf Platz eins. Erschütternd für alle Kenner ist allerdings eine Umfrage des belgischen Fritten-Herstellers Belviva. Dort wird behauptet, dass sich der ordinäre Ketchup vor allem bei der Jugend auf dem Vormarsch befinde und bereits die legendäre Stoofvleessaus vom zweiten Platz verdrängt habe. Traditionalisten erkennen darin den zerstörerischen Einfluss der Globalisierung und das Ende der belgischen Identität.

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