Podiumsdiskussion Nur einmal gab es Buhrufe für Landratskandidaten

Von Peter Engelbrecht
 Foto: Valentin Tischer

PEGNITZ. Sachlichkeit war Trumpf – routiniert beantworteten die fünf Landratskandidaten bei der Podiumsdiskussion die Fragen von Horst Mayer (Chefreporter Radio Mainwelle) und Stefan Brand (Region-Koordinator Nordbayerischer Kurier). Nur einmal gab es Buh- und Pfuirufe. 

 
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Mobilität der Zukunft: Hermann Hiery (FDP) schlug vor, auf der Fichtelgebirgs-Bahnstrecke Züge mit Wasserstoffantrieb fahren zu lassen. Andreas von Heßberg (Grüne) und Jan-Michael Fischer (SPD) sprachen sich für ein 365-Euro-Jahresticket für den Nahverkehr in der Region aus. Klaus Bauer (CSU) nannte eine Mobilitäts-App zum Buchen der Nahverkehrsverbindungen als wünschenswert. Florian Wiedemann wünscht sich bessere Anbindungen in die Fränkische Schweiz und zur Therme Weißenstadt. Moderator Mayer wies darauf hin, dass aktuell nur vier Prozent der Landkreisbürger den Bus nutzen, die anderen fahren mit dem Auto. 

Zukunftsfähigkeit des Landkreises: Wiedemann kritisierte die Rücklagen von 25 Millionen des Landkreises, die den Gemeinden fehlen. Ende 2020 sollen diese auf 12,6 Millionen Euro sinken. „Das ist den Freien Wählern zu verdanken“, meinte er. Bauer bezifferte die aktuellen Rücklagen auf 20 Millionen Euro, Nachbar-Landkreise hätten 80 bis 90 Millionen Euro Rücklagen. Bei dem Ziel von zehn Millionen Ende 2020 könne man nicht sagen, der Landkreis ziehe den Gemeinden Geld aus der Tasche. „Eine Erhöhung der Kreisumlage kommt“, betonte Bauer, denn große Investitionen wie Therme Obernsees, Ochsenkopf-Seilbahn und Gesamtschule Hollfeld stünden an. Der Landkreis dürfe auf dem Rücken der Gemeinden nicht Rücklagen horten, meine Fischer. Heßberg ging von 85 Millionen Euro Investitionen in den nächsten Jahren aus. „Rücklagen sind das Rückgrat, der Landkreis muss Begehrlichkeiten der Kommunen abwehren“, sagte er und erntete empörtes Gemurmel aus den Reihen der rund 150 Zuhörer. Die Kreisumlage sei jahrelang viel zu hoch gewesen; die Freien Wähler hätten erstritten, dass sie sinkt, erläuterte Hiery. Er könne die sture Politik von Landrat Hermann Hübner (CSU) nicht verstehen.

Die Übertragung der Podiumsdiskussion in der Wiederholung:

Ochsenkopfseilbahnen: Bauer ging bei Nord und Süd von Gesamtkosten von 40 Millionen Euro aus. „Es wird mehr als 15 Prozent Zuschuss geben“, er habe seine Quellen für diese Information. Es sei damit zu rechnen, dass es in Zukunft keinen Schnee mehr im Fichtelgebirge geben werde, prophezeite Heßberg. Die Schneekanonen bräuchten Wasser, das aufgrund der Trockenheit fehlen werde. „Wir müssen darüber nachdenken, ob wir den geschundenen Ochsenkopf weiter malträtieren wollen“, formulierte Heßberg. Ein Ganzjahreskonzept jenseits der Schneenutzung müsse her, dafür gab es Applaus. Auch Hiery und Fischer sprachen sich für landkreisweite Tourismus-Gesamtkonzepte aus. Die Animositäten zwischen dem südlichen und dem nördlichen Landkreis müsse aufhören, forderte Hiery. Die Seilbahn sei, wie sie ausgeschrieben ist, überdimensioniert, warnte Wiedemann. Nach seinen Informationen werden maximal 15 Prozent Zuschuss fließen. 

Pegnitz: Die Hotelfachschule sei ohne Schüler nicht zu halten, betonte Wiedemann. Fischer und Bauer meinten, der Landkreis müsse an der Schule festhalten. Das Ganzjahresbad Cabriosol macht laut Bauer pro Jahr zwei bis 2,4 Millionen Miese, „das Bad muss bleiben“. Der Landkreis habe kein Geld, Bäder zu finanzieren, widersprach Hiery. „Bei mir wird es keinen Pfennig für das Cabriosol geben“, bekräftigte Hiery. Dafür erntete er empörte Buh- und Pfui-Rufe aus dem Publikum. 

Bauanträge: Ein Hollfelder Unternehmer kritisierte per Whatsapp, dass er vom Bauamt im Landratsamt in seiner Arbeit behindert werde. Er warte nun schon vier Jahre auf die Genehmigung eines Anbaus. Bauer bestätigte, dass das Thema Bauamt bei Gesprächen, die er führt, immer wieder aufploppt. Er wisse, dass die Genehmigung des Bauantrags für den Kindergarten Weidenberg ein dreiviertel Jahr gedauert habe. Dies sei zu lange, möglicherweise müsse das Personal aufgestockt werden. 

Landwirtschaft: „Ich kämpfe um jeden Bauernhof“, versicherte Heßberg. Bauer wunderte sich, denn die Grünen kritisierten regelmäßig die konventionelle Landwirtschaft, doch man dürfe nicht auf die Bauern einprügeln. Dafür gab es Applaus. Wiedemann empfahl, regional einzukaufen. Hiery meinte, der neue Landrat könne bei der Wertschätzung für Landwirte helfen. Fischer: „Kurze Wege beim Einkaufen schonen das Klima.“ 

AfD: Sollte die AfD in den Kreistag einziehen, wie soll mit der Partei umgegangen werden?, wollte Moderator Brand wissen. Die Kandidaten sprechen sich gegen jegliche Zusammenarbeit aus.

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