Podiumsdiskussion im Zentrum Über Jugendprobleme reden - ohne die Jugend

Von Patrizia Tensing
Foto: Eric Waha Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Suche den Fehler im Jugendkulturzentrum: Bunt gemischte Gruppen dicht beieinander, Gelächter und Stimmengewirr. Immer wieder kommen neue Menschen, in einer Hand die Winterjacke, in der anderen ein Bierglas. Begrüßung, Umarmung, prost. Das einzige, das hier nicht passt: Die meisten sind nicht jung. Die meisten von ihnen sehen älter aus, vielleicht über 40. 

 
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Am Donnerstag lud der Stadtjugendring in Kooperation mit Radio Mainwelle zu einer Podiumsdiskussion ins Zentrum ein. Auf der Bühne saßen die sieben Oberbürgermeister-Kandidaten, die sich Fragen zu jugendrelevanten Themen wie Digitalisierung, Klimawandel und Mobilität stellten. Die Diskussion fand im Rahmen der Aktion „Wa(h)lretter“ des Stadtjugendrings statt. Das Ziel: Vor allem die Jung- und Erstwähler über die Kommunalwahl zu informieren. Bei der Frage von Moderator Christian Höreth, wer von den Anwesenden unter 18 Jahre alt sei, gingen etwa vier bis fünf Hände in die Höhe.

Eine Politikverdrossenheit beobachten die OB-Kandidaten bei den Jugendlichen nicht. Trotzdem fehlten sie bei der Veranstaltung. Das grundlegende Interesse sei zwar da, wie die Demos von Fridays for Future zeigen, die Partizipation bleibt aber aus. Diesbezüglich wurde auch das Wahlrecht ab 16 auf der Podiumsdiskussion angesprochen.

Während sich Thomas Hacker (FDP), Thomas Ebersberger (CSU) und Brigitte Merk-Erbe (BG) zwar für ein Wahlrecht ab 16 auf kommunaler Ebene aussprachen, seien sie auf Landes- oder Bundesebene jedoch dagegen. Gert-Dieter Meier (DU), Stefan Schuh (Junges Bayreuth), Andreas Zippel (SPD) und Klaus Wührl-Struller (Grüne) seien hingegen für ein allgemeines Wahlrecht ab 16. 

Auch das Jugendparlament wurde als Thema aufgegriffen. Nach drei Legislaturperioden wurde das es im Frühjahr 2014 vorerst abgeschafft. Die Wahlbeteiligung betrug zuletzt gerade mal 7,1 Prozent. Kommunalpolitik schien die Jugendlichen nicht interessiert zu haben. Das liege aber auch daran, dass der Stadtrat nicht hinter dem Jugendparlament gestanden habe, sagt Lena Herrmannsdörfer vom Stadtjugendring. „Wir wurden nicht mit eingebunden. Der Stadtrat hat keine Themen an uns herangetragen.“ Von Jugendrat, über Angeboten an Schulen bis hin zu Apps wurden verschiedene Lösungsvorschläge von den Oberbürgermeister-Kandidaten gemacht.

Trotzdem wurde am Donnerstag ein kleiner Schritt in Richtung junge Politik gegangen. Mit einem Online-Tool konnten die Anwesenden und die Hörer von Radio Mainwelle für ihren Favoriten stimmen. Der Gewinner: Der 28-jährige Zippel ging mit 37,6 Prozent der Stimmen und unter lautem Jubel als klarer Sieger des Abends nach Hause.

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