Dabei sei Aggressivität kein Symptom von Demenz - "Menschen sind nicht per se grantig oder gefährlich, nur weil sie dement sind", sagt Dr. Michael Schüler, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik am Bezirkskrankenhaus in Bayreuth. Dort werden häufig Menschen eingewiesen, weil sie Zuhause oder in einem Pflegeheim als aggressiv aufgefallen wären, sagt Schüler. Wie sich jemand verhält - auch im Alter - sei Sache des Charakters und des Temperaments. Es könne allenfalls sein, dass ein Mensch etwas schroffer sei, weil er Impulse nicht mehr in dem Maß kontrollieren könne, wie er es als gesunder Mensch konnte. Albrecht Diller formuliert es so: Bei dementen Menschen fallen Masken. Wer sich früher noch kontrollieren konnte und freundlich zu Familie, Kunden und Kollegen gewesen sei, könne das im Alter oder unter dem Einfluss der Krankheit oft nicht mehr und zeige sein wahres Temperament. Wenn ein Mensch im Verlauf seiner Demenz immer wieder bemerke, dass er Fehler macht und seine Umwelt nicht mehr verstehe, werde er darauf reagieren, erläutert Michael Schüler. "Ein eher introvertierter Mensch wird die Schuld an den Fehlern eher bei sich selbst suchen ('was ist nur aus mir geworden?') und depressiv werden. Ein temperamentvollerer Mensch wird die Schuld eher nach außen tragen und bei anderen suchen ('ihr versteckt mir ständig meine Sachen, so dass ich sie nicht mehr finden kann!')."