Pfadfinderin Antonie Schoberth Am liebsten draußen in der Natur

Peter Engelbrecht
Pfadfinderin Antonie Schoberth. Foto: /Ralf Münch

Die Natur hat es ihr angetan: Pfadfinderin Antonie Schoberth aus Pegnitz ist gerne draußen. Seit der 2. Klasse ist sie bei den Pfadfindern – und kann viel erzählen.

 
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Spuren von Wildtieren suchen, Abenteuer in der Natur erleben, Lieder am Lagerfeuer singen – so stellt man sich das Leben eines Pfadfinders vor – und vieles davon ist auch so. Antonie Schoberth kann viel davon erzählen, denn sie ist Stammesleiterin des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder in Pegnitz.

Ihren Einstieg weiß sie noch ganz genau. Sie ging zu den Pfadfindern, als sie in der 2. Klasse war. Heute leitet sie die Pfadfinder mit und übernimmt auch das Organisatorische. „Wir haben ein gutes, großes Team“, freut sich die 41-Jährige. Aktuell gibt es in Pegnitz zwei Pfadfindergruppen, nach den Osterferien soll eine dritte Gruppe für Kinder aus der 2. und 3. Klasse hinzukommen. Dann werden es insgesamt 60 Kinder sein. Mit acht Jahren kann man einsteigen; doch es ist auch jederzeit möglich, einfach später dazuzukommen. Wenn nach einigen Jahren die Ausbildung oder das Studium beginnt, gehen die Pfadfinder häufig weg, doch sie können jederzeit wiederkommen. „Einmal Pfadfinder, immer Pfadfinder“, lautet die Devise.

Die jeweiligen Gruppenstunden finden einmal in der Woche im evangelischen Gemeindehaus in Pegnitz statt. Die Kinder kommen an, spielen Tischtennis, Kickern oder toben sich beim Basketball im Hof aus. Dann beginnt die Gruppenstunde mit Basteln oder dem Rausgehen. Da werden Pfadfinderzelte aufgebaut, jeder muss das Zusammenknöpfen der schwarzen Planen beherrschen. Auch Zeltlager und Geländespiele gehören dazu.

In Pegnitz gibt es einen Stamm. Dieser wiederum gehört zur Region Frankenjura, die bis Erlangen, Höchstadt, Forchheim und Streitberg reicht. Das Pfingstlager, das die beiden vergangenen Jahre wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste, findet dieses Jahr in Gräfenberg wieder statt. Auch das Bundeslager nahe Neuruppin in Brandenburg wird es wieder geben. 20 Kinder aus Pegnitz werden dort in der ersten Woche der Sommerferien dabei sein. Dieses bundesweite Treffen mit 4000 Teilnehmern wird ein „Highlight“ sein, schwärmt Schoberth.

Abenteuer in der Natur, das Entwickeln sozialer Fähigkeiten, dass man auch andere Meinungen aushalten kann und lernt, Diskussionen zu führen – mit all dem soll die Persönlichkeit gestärkt werden.

Die Pfadfinder tragen eine Tracht. Dazu gehören das graue Hemd mit dem Verbandsabzeichen, der Pfadfinderlilie, und ein blaues Halstuch. Die Kleinsten bis zehn Jahre nennen sich Wölflinge, die Gruppe bis zwölf Jahre sind die Jungpfadfinder, bis 16 Jahre dann die Pfadfinder, bis 21 Jahre ist man ein Ranger Rover.

„Ein Schwerpunkt unserer Arbeit ist die Natur“, erzählt Schoberth. Dazu gehört, draußen und unterwegs zu sein. Dies kann auch mal ohne Plan geschehen, zum Beispiel bei einer Auslandsfahrt. Die Mitglieder sollen das selbst organisieren, natürlich mit dem Gruppenleiter im Hintergrund. Höhepunkte sind natürlich die Zeltlager mit Lagerfeuer an jedem Abend und Liedern mit Gitarrenbegleitung.

Die Pegnitzer Pfadfinder sind christlich geprägt. Sie gestalten den Gottesdienst am Gründonnerstag in der evangelischen Kirche mit. Am 2. Advent tun sie dies regelmäßig bei einem Themen-Gottesdienst. Auch beim Zeltlager gibt es immer eine Andacht. „Doch wir sind offen für alle Religionen und Glaubensgemeinschaften“, betont Schoberth.

Die Pfadfinderbewegung wurde 1907 in England gegründet und hat sich inzwischen weltweit ausgebreitet. Allein in Deutschland gibt es mehr als 260 000 Pfadfinder. Diese internationale Bewegung versteht sich als religiös und politisch unabhängig, die Menschen aller Nationalitäten und Glaubensrichtungen offensteht. Ziel der Pfadfinderbewegung ist die Förderung der Entwicklung junger Menschen, damit diese in der Gesellschaft Verantwortung übernehmen können.

Schoberth will bei den Kindern und Jugendlichen Verständnis für Natur- und Umweltschutz wecken. Dazu gehört auch, keine Abfälle in Wald und Flur zurückzulassen. „Wenn das Wetter passt, sind wir immer draußen“, schildert sie. Dies kann der Schlossberg am Rande der Stadt oder der Wiesweiher mittendrin sein. Spurenlesen, Naturkunde oder die Orientierung mit Karte und Kompass gehören dazu. Wenn man in ein Zeltlager fährt, nimmt man Gepäck für fünf Tage mit. „Da kann es schon mal sein, dass man zwei Tage zum Zeltlager läuft“, berichtet Schoberth. „Man muss lernen, was wichtig ist. Wie man den Rucksack richtig packt“, fügt sie hinzu. Der Gruppenleiter hat sein Handy dabei, die Kinder sollen ihres nach Möglichkeit zu Hause lassen. „Das geht ganz gut“, weiß Schoberth aus Erfahrung. Eine weitere Möglichkeit ist, die Handys im Zeltlager in einer Kiste wegzusperren und sie dann nur einmal pro Tag nutzen zu lassen.

Pfadfinder sein prägt sehr positiv, lautet das Fazit. Man lerne, mit anderen klarzukommen und lerne in der Gruppe. Das Pfadfindertuch darf man das ganze Leben lang behalten.

Schoberth ist eine „überzeugte Pegnitzerin“, wie sie sagt. Das Kleinteilige macht für sie den Reiz der Stadt aus. Sie arbeitet als Bäckerin in Bayreuth, steht früh um 2 Uhr auf, Arbeitsbeginn in der Backstube ist um 3 Uhr. Arbeitsende ist dann zwischen 11 und 12 Uhr mittags. Sie fertigt Brötchen, Brot und Plundergebäck – „das ist ein schöner Be-ruf, einfach richtiges Handwerk“, schwärmt sie. „Man sieht jeden Tag, was man gemacht hat, und sieht, ob es etwas geworden ist.“ Immer mal wieder tauscht sie die weiße Bäckerbekleidung gegen die Pfadfindertracht mit dem blauen Halstuch. Dann ist Gruppenstunde – und es macht immer noch Spaß.

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