Petra M. über die hohen Schulden und die Gewalttätigkeit ihres Ex-Mannes Mollaths Ex-Frau bricht Schweigen

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HANDOUT - Gustl Mollath in der ARD/SWR-Sendung "Report Mainz" am 13.11.2012. Der Fall des seit sechs Jahren gegen seinen Willen in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebrachten Gustl Mollath könnte doch noch einmal aufgerollt werden. Foto: SWR/Report Mainz (ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Rahmen der aktuellen Berichterstattung bei vollständiger Nennung der Quelle "© SWR/Report Mainz") +++(c) dpa - Bildfunk+++ Foto: red

Jetzt spricht zum ersten Mal die Ex-Frau. Petra M. (52) äußerte sich gegenüber unserer Zeitung über ihr Leben mit Gustl Mollath, ihrem früheren Mann, der behauptet, seit sieben Jahren zu Unrecht in der Psychiatrie zu sitzen.

 
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Gustl Mollath (56) – ein erfolgreicher Geschäftsmann, dem alles genommen wurde und der seit 2006 in der Psychiatrie verräumt worden ist, weil seine Frau einen angeblichen Schwarzgeldskandal vertuschen wollte? Petra M. widerspricht: Sie bestätigt Kurier-Recherchen, nach denen Mollath schon vor der Trennung überschuldet war und von ihrem Geld lebte. Außerdem sei das Thema „Schwarzgeld“ erst aufgekommen, nachdem sie ihn verlassen hatte.

Er hatte keine Millionen, keine Villa und schon gar nicht mehrere Ferraris: Mollath, seit 2006 wegen seiner Gefährlichkeit in der geschlossenen Psychiatrie untergebracht, war ein hoch verschuldeter Mann. Sein Geschäft mit Motorradreifen und italienischen Sportwagen ging nur deshalb nicht insolvent, weil Petra M. immer wieder Geld zuschoss. Es waren teils Beträge über 100 000 Mark. Das Geld hatte sie aus zwei Erbschaften. „Er hatte nichts“, sagt Petra M. in einem Exklusiv-Interview mit dem Kurier. Geschäftlich hatte er keinerlei Erfolg: Nie habe er einen Gewinn erzielt.

Mollath wollte Geld von seiner Ex

Selbst nach der Trennung verlangte Mollath noch Geld von seiner Ex-Frau. Die Briefe liegen dem Kurier vor. Neben den Darlehen seiner Frau flossen auch Erbschaften und Versicherungsleistungen in das marode Kleinunternehmen, das Mollath wegen Überschuldung im Jahr 2000 schließen musste. Er selbst stellte das bisher anders dar: Ihm sei „alles genommen“ worden. Er sei „verräumt“, man wollte ihn „mundtot“ machen.

Weil Petra M. für ihre „Darlehen“ Schuldtitel über mehr als 300 000 Euro erwirkt hatte, ordnete das Gericht die Zwangsversteigerung von Mollaths Besitz an. Bilanzen, Kontoauszüge und die Auszüge aus dem Grundbuch, die dem Kurier vorliegen, belegen das Abrutschen Mollaths in die roten Zahlen.

Dieser behauptete auch immer wieder, er habe jahrelang psychisch unter „Schwarzgeld-Schiebereien“ seiner Frau gelitten. Lange habe er sie davon abzubringen versucht. Petra M. betont, dass dies niemals ein Thema zwischen ihr und Mollath gewesen sei. Tatsächlich erwähnte er ihre angeblichen Schwarzgeldkonten in Briefen an seine Frau und deren Anwalt erst, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte.

Mollath hatte Gewaltausbrüche

Ein Grund für die Trennung seien die wiederholten Gewaltausbrüche gewesen. Immer wieder habe er sie geschlagen. Das bestätigen dem Kurier auch Zeugen, die nicht aus der Familie stammen. Schon vor der Ehe habe er Petra M. geschlagen. Sogar seine Mutter soll er geschlagen haben. Ein Zeuge gegenüber dem Kurier: Mollaths Mutter selbst habe das „unter Tränen“ erzählt.

Mollath selbst bestreitet bis heute, gewalttätig gewesen zu sein. Er bestreitet auch, 129 Reifen nach der Trennung durchstochen zu haben – auch deswegen wurde er psychiatrisch untergebracht. Recherchen haben ergeben, in der Zeit dieser Reifenstechereien hat es im Lager eines Nürnberger Spediteurs 30 weitere, bisher nicht bekannte Fälle gegeben. Auf dem Hof des Unternehmers standen Autos der Mollaths, die versteigert werden sollten.

Nach Recherchen des Kurier hat Mollath das angeblich verschwundene Porträtbild seiner Mutter selber verkauft – zusammen mit anderem Inventar aus seinem Haus. Der Käufer, ein ehemaliger Freund der Familie, ist allerdings nicht zu erreichen. Mollath hatte behauptet, alles verloren zu haben, „selbst das Bild meiner Mutter“.

Die Ex-Frau widerspricht auch einem der wichtigsten Zeugen Mollaths: Edward Braun. Der Zahnarzt aus Bad Pyrmont behauptet, Petra M. habe Gustl Mollath im Trennungsjahr „etwas anhängen“ wollen. Sie habe ihrem Mann 500 000 Euro aus „seinem“ Vermögen versprochen, wenn er schweige. Ihr Mann habe kein Vermögen gehabt, sagt Petra M. Sie hätte dieses Angebot also nicht machen können.

Warum spricht Petra M. erst jetzt? Im Laufe der Zeit sei die Diskussion „hysterisch und weit entfernt von objektiven Grundlagen geführt“ worden, sagt sie. Deswegen habe sie sich jetzt dazu entschlossen, sich zu äußern.

Für den Fall, dass es zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens kommt, könnten solche Tatsachen „durchaus geeignet sein, den Ausgang des Verfahrens zu beeinflussen“, sagte gestern ein Sprecher des Oberlandesgerichtes Nürnberg.

Foto: dpa

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