Peta greift Uni Bayreuth an

Von Norbert Heimbeck
An der Universität Bayreuth gibt es verschiedene Projekte zur Reduzierung von Tierversuchen. Das Bild entstand im Biomed-Center, es zeigt eine MItarbeiterin mit den computerisierten Daten eines Hundebeins auf dem Bildschirm. Foto: Norbert Heimbeck Foto: red

„Ich frage mich, wie sehr die Fische leiden, wenn ich mit der Kamera vor dem Aquarium sitze und sie filme.“ Professor Stefan Schuster reagiert emotional auf die Vorwürfe von Peta. Die Tierschutzorganisation klagt die Universität Bayreuth an, tote Tiere für Lehrzwecke zu verwenden.

 
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Schuster ist Inhaber des Lehrstuhls Tierphysiologie und Dekan der Fakultät für Biologie, Chemie und Geowissenschaften. Seine Aussage ist eindeutig: „Wir haben längst Alternativen zum klassischen Frosch-Versuch, die diesem didaktisch haushoch überlegen sind.“ Soll heißen: An der Universität Bayreuth wird kein Tier getötet, damit Studenten lernen, wie der Organismus funktioniert. Die Tierschützer behaupten das Gegenteil. Die Organisation schreibt in einer Pressemitteilung: „Obgleich die Universität Bayreuth zu keiner Auskunft bereit war, erfuhr Peta aus Reihen der Studierenden, dass im Fachbereich Biologie Sektionen an dafür getöteten Tieren durchzuführen sind, um das Modul Zoologie zu bestehen.“ Dazu sagt Prof. Schuster: „Peta hat weder bei der Pressestelle der Universität Bayreuth noch beim Dekanat meiner Fakultät noch bei Einzelpersonen offiziell angefragt oder eine Vor-Ort-Recherche durchgeführt.“

Was Schuster besonders ärgert: Der Verein behauptet, Tierversuche seien unwissenschaftlich, da sich ihre Ergebnisse nicht auf den Menschen übertragen ließen. „Die Aussage ist falsch, dass man aus dem Studium der Tiere nichts über den Menschen lernen könne. De facto ist es sogar so, dass der von Peta vertretene Standpunkt, dass Tiere leidensfähig sind, ja nur durch das Studium von Tieren erreicht werden kann.“ Bei der Durchsetzung ihres Anliegens schreckten die Tierschützer auch nicht vor Bedrohung der Wissenschaftler zurück, sagt Schuster. Er berichtet von Kollegen, die das Verhalten von Obstfliegen erforschten und denen die Hauswände mit Tierquäler-Parolen beschmiert wurden. Für den Wissenschaftler ist es nicht akzeptabel, dass der von Peta verwendete Begriff ‚Tierversuch’ von der Organisation nicht näher erläutert werde. „Ein Routine-Kosmetika-Verträglichkeitsversuch ohne jeglichen wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn kann nicht auf eine Stufe mit einer Verhaltensbeobachtung zur Intelligenz von Tieren, Versuchen zur Auswirkung menschlicher Eingriffe auf Ökosysteme oder der Entdeckung eines völlig neuartigen physiologischen Wirkmechanismus in Tieren gestellt werden“, sagt der Wissenschaftler. Bayreuther Wissenschaftler erforschen vor allem das Verhalten von Tieren, ihre Intelligenz und den Einfluss menschlichen Eingreifens auf Ökosysteme. Stefan Schuster etwa arbeitet mit Schützenfischen. Sie schießen einen Wasserstrahl auf ihre Beutetiere und können nicht nur die Entfernung, sondern auch die Stärke des Schusses exakt steuern.

Stephanie Kowalski ist Fachreferentin gegen Tierversuche bei Peta. Sie sagte auf Kurier-Anfrage: „In erster Linie geht es uns um die Sektion von Tieren. Häufig werden Ratten dafür verwendet oder Organe von Schweinen. Das fällt unter das Stichwort Tierverbrauch.“ Sie verrät nicht, woher sie die Informationen über die Arbeit der Biologie-Studenten in Bayreuth hat: „Diese Informationen sind ganz aktuell, vom Januar 2016.“ Zur Darstellung Schusters, es habe keine offizielle Anfrage von Peta bei der Biologie-Fakultät gegeben, sagt Kowalski: „Wir haben auf der Internetseite der Universität nachgeschaut und unsere Anfrage an Professor Kempe gestellt.“ Der sitzt allerdings dem Lehrstuhl für Anorganische Chemie vor und hat naturgemäß mit Tieren nicht viel zu tun.

Prof. Schuster sagt zum Ablauf der Arbeit mit Tieren: „Die Anzahl der Tierversuche ebenso wie der Tierverbrauch in der Grundlehre wurde auf ein absolutes Minimum reduziert.“ Die Arbeiten müssten jeweils genehmigt werden und würden vom Veterinäramt überwacht; sie richteten sich nach den strengen Regeln der Tierschutzkommission. Wenn etwa der Aufbau des Auges untersucht werde, würden Augen von Schlachttieren, die „sowieso anfallen“, verwendet, sagt Schuster: „Das Auge ist ein Wunderwerk der Natur. Da kann man wirklich was dabei lernen.“

Peta hat insgesamt 126 Fakultäten verschiedener Universitäten in Deutschland angeschrieben und Informationen über deren Lehrmethoden erfragt. Presseinformationen mit identischen Vorwürfen sind auch über die Universitäten Erlangen, Regensburg und Würzburg verbreitet worden. Von der Uni Bayeuth heißt es hierzu: „Tatsächlich scheint Peta dieselbe Pressemitteilung systematisch für zahlreiche Universitäten herauszugeben.“

Info: Peta ist nach eigener Darstellung „mit über drei Millionen Unterstützern weltweit die größte Tierrechtsorganisation“. Ihr Ziel ist es, durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen. Der Verein ist allerdings heftig umstritten, häufig werden ihm unseriöse Methoden vorgeworfen.

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