Auch wenn viele Sportveranstaltungen wegen Corona ausfallen, laufen beispielsweise Bandenwerbung und Fernsehproduktionen weiter. Weil seine Mitarbeiter in Kurzarbeit sind, wovon er als Mitglied der Geschäftsführung ausgenommen ist, hat Polzer deren Aufgaben übernommen.
Während der Papa in der Arbeit gut beschäftigt ist, geht es auch für die Kinder relativ normal weiter. „Mein Sohn geht zum Beispiel zum Karate. Auch Musikunterricht findet vor Ort statt“, berichtet Jörg Polzer, der seit eine permanente Aufenthaltserlaubnis hat und die Doppelstaatsbürgerschaft anstrebt. Auch Schlittschuhlaufen sei erlaubt. Wenn Kinder alt und reif genug sind, dürfen sie das alleine, ohne Erwachsene, machen. Diese Regeln gelten meist nur für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren.
Erwachsene müssen sich weitgehend alleine beschäftigen. Der Waldstock-Begründer Jörg Polzer hat in der Pandemie, die er als „Slowdown“ erlebt, eine App für sich entdeckt, über die er mit seiner Band Musik macht: Dienstagabend setzt er sich an sein e-Drum-Set und trifft sich mit seinen Kollegen zur digitalen Probe. „Ich habe auch schon ein paar Leute in der alten Heimat angeschrieben. Wer weiß, vielleicht machen wir bald mal wieder zusammen Musik, auch wenn wir hunderte Kilometer voneinander entfernt sind“, sagt der Schlagzeuger.
Weil nicht nur geschäftliche, sondern auch private Reisen weggefallen sind, haben die Polzers das Kochen neu für sich entdeckt: „Um Reisen, Restaurant- und Heimatbesuche gewissermaßen kulinarisch zu kompensieren, sind unter anderem viele alte Familien-Rezepte meiner Großmütter, wie böhmisches Gulasch mit Hefeknödel, auf den Tisch gekommen. Aber auch die perfekte Pizza Napoli oder viele asiatische Köstlichkeiten wie Phad Krapao“, berichtet der Wahl-Schweizer.
Auf eigene Kosten auf Corona getestet
Seine Eltern und seine Schwiegermutter hat er im vergangenen Jahr nicht so oft besucht, wie in normalen Jahren: nur zweimal. Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr haben er und seine Frau sich auf eigene Kosten auf Corona testen lassen. Mit dem negativen Ergebnis in der Tasche hat die Familie dann die Eltern in Pegnitz besucht. „Umarmt haben wir uns trotzdem nicht. Und meinen Neffen, der gut ein Jahr alt ist, habe ich auch noch nicht im Arm gehalten, nur gesehen.“
Nach dem Deutschland-Besuch vor Beginn der zweiten Welle im Herbst musste sich Polzer für ein paar Tage in Quarantäne begeben: Es stellte sich raus, dass einer seiner Freunde, mit denen er sich getroffen hatte, positiv getestet wurde. „Es war schwer, meiner vierjährigen Tochter zu erklären, warum ich die Maske nicht abnehmen darf.“
Den Sommerurlaub hat er mit seiner Familie weitgehend normal campend in einer ruhigen Ecke Frankreichs verbracht. „Das war recht entspannt, wir konnten anderen Touristen gut aus dem Weg gehen“, berichtet er.
Viel unternommen haben bis zum Beginn der Pandemie auch die Senioren in der Schweiz. Sie seien sehr rüstig und haben eine hohe Lebenserwartung, hat Polzer beobachtet. Die Pandemie treffe sie hart: Ein Großteil der 540 000 Infizierten und über 9000 Toten gehört zur älteren Generation. Bleibt zu hoffen, dass für sie – ebenso wie die Kleinsten – das Leben bald wieder normal weiter geht.