Pegnitz: Guyancourt guter Partner

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Spürbare Zufriedenheit, ja Begeisterung bei Werner Dunst im Vorfeld einer Podiumsdiskussion zum Thema "Migration und Integration - Aufgabe, Herausforderung und Chance" im Bürgerzentrum. Für den ehemaligen Vorsitzenden des Städtepartnerschaftsvereins funktioniert das Miteinander von Pegnitz und Guyancourt besser denn je - "jetzt wieder".

Und auch die anderen Partner sitzen mit im Boot. Für Dunst belegen das Zahlen: Rund 120 Gäste aus Frankreich. Tschechien und Schottland kamen ab Christi Himmelfahrt zum Partnerschaftstreffen nach Pegnitz. Darunter auch viele jungen Menschen. Das ließ auch Andrea Giesbert, Nachfolgerin von Dunst und Moderatorin der Diskussion strahlen.

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Werben für die Partnerschaft

Gerade in Guyancourt ist das Interesse an der Partnerschaft neu aufgeflammt, sagt Dunst. Dort gibt es im Rathaus für jede Partnerstadt einen Sachbearbeiter. "Der für Pegnitz zuständige Mann klapperte alle Schulen ab und warb für einen Besuch in Pegnitz", so Dunst. Und da gibt es einige: Gymnasien, Realschulen, Mittelschulen. Die Werbeaktion war erfolgreich: Über 20 Schüler reisten nach Pegnitz. Was alles andere als selbstverständlich ist, sagt Dunst. Denn: "Mit Schulbefreiungen ist das dort nicht so einfach wie bei uns."

Über 120 Gäste

Insgesamt kamen rund 80 Gäste aus Guiyancourt, mehr als 20 aus dem tschechischen Slany - und auch einige Schotten aus Guyancourts Partnerkommune Linlithgow. Was Dunst freut: "Da ist auch der Vorsitzende des sortigen Partnerschaftsvereins dabei." Nachdem die schottische Beteiligung an solchen Treffen etwas eingeschlafen war, ein höchst positives Signal, sagt Werner Dunst. Und: Da jetzt die Sanierungsarbeiten an der Berufsschule abgeschlossen sind, soll auch hier die Partnerschaft zwischen Pegnitz und Frankreich neu belebt werden, "da ist auch die Hotelfachschule mit eingebunden. Sein Fazit: "Das sind durch die Bank gute Aussichten für eine wirklich lebendige Partnerschaft."

So gelingt Integration

Und wie kann Integration gelingen, wie sind die Aussichten für den europäischen Gedanken angesichts der Flüchtlingskrise, wollte Moderatorin Andrea Giesbert wissen? Nicht die besten, sagte die Karin Westphal (SPD), Abgeordnete im Europäischen Parlament, in der Podiumsdiskussion im vollbesetzten VHS-Vortragssaal. Europäische Politik laufe nach dem "Prinzip eines Geodreiecks". Das Parlament sei die Basis, die EU-Kommission und der EU-Rat sind die Schenkel. Und der Rat, in dem die Regierungschafes der 28 Mitgliedssataaten sitzen, handle nicht im Sinne von Parlament und Kommission. Suche nicht nach einer gemeinsamen Lösung beim Thema Flüchtlingswelle. Lebe nicht das europäische Motto "in Vielfalt geeint".

Vorbildlich gelebt

Dazu kämen die nationalistischen, rechtspopulistischen und zum Teil faschistoiden Tendenzen in vielen Ländern, "nicht nur in Ungarn oder Polen". Das widerspreche dem europäischen Grundgedanken von Toleranaz, Solidarität und Gerechtigkeit. Ein Gedanke, der in Pegnitz vorbildlich gelebt werde, sagte sie.

Lange genug gelitten

So sieht das auch ihr Parteikollege Uwe Raab. Der Pegnitzer Bürgermeister formulierte für seine Sichtweise des Problems drei Thesen. Zum einen werde das Mittelmeer zum Massengrab. Zum anderen "haben wir in Deutschland lange genug unter Mauern und Zäunen gelitten". Und außerdem ist noch nicht davon überzeugt, dass die Ursachen für die Flüchtlingskrise nachdrücklich bekämpft werden. Daher sein Ziel: "Wir wollen den Menschen, die nach Pegnitz kommen,  für ihre Zeit hier ein Stück Heimat bieten."

Erfolgreicher Weg

Was nur klappt, wenn man die Nachbarn der Flüchtlingsunterkünfte und überhaupt alle Bürger von Anfang einbindet. Etwa über Bürgerversammlungen - "das war ein erfolgreicher Weg", Die "hervorragende Arbeit" des Unterstützerkreises könne gar nicht hoch genug gewürdigt werden. Und mit dem Projekt "Lehrpfade" von Stadt, Wirtschaft, Schulen und Kirchen trage ebenfalls zur Integration der Flüchtlinge bei. Wobei diese von beiden Seiten ausgehen müsse: "Wir können von ihnen genau so lernen, wie sie von uns."

Freude auf beiden Seiten

Integration könne allein schon durch Begegnung entstehen. Raab und MdEP Westphal besuchten vor der Diskussion die Unterkunft für unbegleitete minderjährign Flüchtlinge im ehemaligen Milchhof:  "Sie haben uns freudig begrüßt und wir haben uns ebenso gefreut, sie zu sehen."  Für die Flüchtlingsbetreuerin und Einrichtungsleiterin Madeleine Nordhaus, ebenfalls Teilnehmerin der Podiumsdiskussion, herrscht in der Öffentlichkeit oft ein falsches Bild vor: "Diese jungen Leute gehen sehr gerne in die Schule." Wollen oft sogar besuchen, ehe sie einen Sprachkurs abgeschlossen haben.

Alle wollen in die Schule

Sie kümmert sich in Bayreuth und Pegnitz um 80 Jugendliche. Diese bräuchten Zeit, um den Zugang in einen Beruf zu finden: "Man kann nciht erwarten, dass sie in zwei Jahren schaffen, was deutschen Schülern oft in neun Jahren Mittelschule nicht gelingt." Bürgermeister Raab sieht durchaus gute Perspektiven auch für eine berufliche Integration. Führungskräfte der großen Pegnitzer Unternehmen hätten ihm wiederholt siganlisiert, sie seien bereit, Flüchtlinge auszubilden. Auch Prakitka könnten dabei als Brücken in den Arbeitsmarkt dienen. Solche Plätze sollen im Brigittenheim und bald auch im Stadtbauhof angeboten werden

Lebenslanger Prozess

Für Ibukun Koussemou, Koordinator für die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer in Bayreuth, geht es bei einer gelungenen Integration nicht nur um die Flüchtlinge. Sondern um alle Menschen, die ihr Geburtsland verlassen haben. So wie er selbst, der vor acht Jahren als Student aus dem Benin nach Deutschland kam und sich hier eine Existenz aufgebaut hat. "Integration ist ein Prozess, der mich mein  ganzes Leben lang begleiten wird."

Unterstützung ist gut

Immerhin: Deutschland habe geschafft, für die Flüchtlinge eine Willkommensstruktur aufzubauen.  Koussemou organisiert Veranstaltungen und Vorträge zum Thema Willkommenskultur. Eine Aufgabe, bei der sich mehr eigenes Engagement von den Behörden erhofft. Wobei er sich grundsätzlich gut von den Bürgern wie der Politik unterstützt fühlt..

Bald kommen die Klimaflüchtlinge

Karin Westphal warnte davor, dauerhaft ein Abebben der Flüchtlingszahlen zu erwarten. Auf die Welle der Kriegsflüchtlinge werde die Welle der Klimaflüchtlinge folgen. Jener Menschen, die unter dem Klimawandel leiden.