Die Kandidatinnen und Kandidaten: Unbekannte an die Spitze?
In Erfurt soll am Samstag der gesamte Parteivorstand neu gewählt werden. Für die Doppelspitze kandidieren neben Wissler und Pellmann acht weitere Frauen und Männer, die die Partei alphabetisch auf ihrer Webseite listet: Julia Bonk, Carlo Eidmann, Wolfgang Kolonko, Christoph Mehrle, Heidi Reichinnek, Martin Schirdewan, Rolf Schümer und Torsten Skott. Chancen werden neben Wissler und Pellmann der Bundestagsabgeordneten Reichinnek und dem Europapolitiker Schirdewan ausgerechnet. Bundesweit bekannt ist kaum einer von ihnen.
Promis in der Kulisse
Viel bekannter sind Wagenknecht und der frühere Fraktionschef Gregor Gysi. Auch die jetzigen Bundestags-Fraktionsvorsitzenden Dietmar Bartsch und Amira Mohammed Ali und andere Abgeordnete wie der Parlamentarische Geschäftsführer Jan Korte, der frühere Parteichef Bernd Riexinger oder Ex-Vize Klaus Ernst haben mehr Profil. Bodo Ramelow ist in Thüringen Ministerpräsident. Aber entweder, sie wollen nicht kandidieren, oder sie haben keine Aussicht auf Mehrheiten.
Streitthema Ukraine - und auch sonst alles Denkbare
In vielen Punkten scheinen sich viele Linke einig - Schwerpunkt auf Sozialpolitik, um Ärmere kümmern, Ampel von links attackieren, einfache Sprache sprechen. Trotzdem streiten Linke in einer für Außenstehende oft erstaunlichen Schärfe, gerne auch auf Twitter. Ein Topthema beim Parteitag wird die Außenpolitik. Wie klar wird Russlands Krieg gegen die Ukraine verurteilt? Wie viel Mitschuld der Nato zugeschrieben? Ist auch die Linke für Sanktionen gegen Moskau und wenn ja welche? Ramelow sagte der dpa: "Ich habe die Erwartung, dass der Parteitag da Klarheit schafft. Wir können uns nicht auf die Seite von Autokraten stellen." Gesucht wird auch eine gemeinsame Linie, wie viel Klimaschutz sozial verträglich ist.
Wird die Linke noch gebraucht?
Die Linke beruft sich gern auf eine Studie der parteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie ließ 2300 Menschen befragen, von denen sich 18 Prozent eine Stimme für die Linke vorstellen können. Wissler sagte der dpa: "Die Situation schreit geradezu nach einer starken linken Stimme." Rasant steigende Preise träfen vor allem Arme. Für sie müsse die Linke eintreten.