Der FDP-Haushaltspolitiker Karsten Klein sagte: "Ein Weiter-so wie bisher wird es bei den Bürgertests nicht geben." Infektionsschutz und Pandemiebekämpfung seien in erster Linie Aufgabe der Länder, das gelte auch für die Finanzierung. Der Bundesrechnungshof habe darauf wiederholt hingewiesen und Kostenbeteiligung der Länder gefordert.
Sozialverband VdK: Test-Einschränkung fahrlässig
Nach einem Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums sollen nur noch Menschen mit Symptomen für Gratis-Tests infrage kommen, dazu andere ausgewählte Gruppen wie Kleinkinder und Schwangere. Konkret genannt werden in einem Papier zur "Corona-Herbststrategie" zudem präventive Tests in Kliniken und Pflegeheimen, bei einer sich ausbreitende Infektionslage in "Hotspots" sowie für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Lauterbach sagte am Mittwoch, das Testangebot solle künftig stärker auf diejenigen ausgerichtet werden, "die tatsächlich den Test brauchen".
Nach den bis Ende Juni geltenden Regeln haben alle ohne Anlass oder Symptome Anspruch auf mindestens einen Schnelltest pro Woche an Teststellen durch geschultes Personal und mit einer Bescheinigung. Wie es im Ministeriumspapier weiter heißt, soll eine gut erreichbare Test-Infrastruktur auch in Apotheken erhalten bleiben. Durch mehr Kontrollen solle zudem Abrechnungsbetrug zurückgedrängt werden.
Der Sozialverband VdK warnte, es wäre fahrlässig, nur eingeschränkt kostenlose Bürgertests anzubieten. Die Infektionszahlen seien schon jetzt hoch und würden sicherlich weiter steigen. "Ohne Bürgertests kann das Pandemiegeschehen kaum gemessen werden", sagte Präsidentin Verena Bentele. Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, forderte in der "Rheinischen Post", es dürfe keinen Kahlschlag bei kostenlosen Tests geben. "Präventiv-Testungen auf Krankenhäuser und Pflegeheime zu begrenzen, schließt allein 3,2 Millionen Pflegebedürftige, ihre Angehörigen und Pfleger aus."
Ziel: Im Herbst besser vorbereitet sein
Anlässlich der zweitägigen Gesundheitsministerkonferenz geht es auch um gesetzliche Regelungen für den Herbst. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, derzeit seien Erkrankungsverläufe überwiegend leicht. "Viele Betroffenen merken es nicht einmal." Deshalb könnten höhere Infektionszahlen allein nicht Grundlage für Maßnahmen sein, "etwa für eine erneute Maskenpflicht".
Einige Länder hingegen fordern, rasch die gesetzlichen Voraussetzungen für schärfere Schutzmaßnahmen zu schaffen. Das hat Lauterbach vernommen. "Wir werden uns schnell einigen", sagte er mit Blick auf die Beratungen von Bund und Ländern. Ziel sei es, dass man in diesem Herbst besser vorbereitet sei auf die Pandemie als in den vergangenen Jahren. Dabei soll über verschiedene Instrumente wie eine Maskenpflicht diskutiert werden. Eine Impfpflicht spielt keine Rolle. "Wir werden eine Impfpflicht nicht mehr verfolgen, auch nicht ab 60", sagte Lauterbach.
Die oppositionelle Union forderte für den Herbst auch genauere Daten zur Immunität in Deutschland, um eine mögliche Lücke durch gezielte Impfkampagnen zu schließen. Bis heute sei unklar, wie groß sie nach Impfungen und durchgemachten Infektionen wirklich sei, heißt es in einer Erklärung der Gesundheitspolitiker von CDU und CSU. Daher sollten rasch eine repräsentative Antikörperstudie gemacht und ein datenschutzkonformes, unbürokratisches Impfregister errichtet werden.