Wissing: "Es gibt kein deutsches Coronavirus"
Wissing bekräftigte, es gehe um ein einheitliches Vorgehen in Europa. Es sei schwierig in Flugzeugen, wenn die Leute verwirrt seien: "In manchen Ländern muss man keine Maske tragen. Wenn man in Deutschland einsteigt, soll man eine Maske tragen", sagte er in der ARD. "Es gibt ja kein deutsches Coronavirus, sondern es ist ein einheitliches Problem in Europa." Das Verkehrsministerium hatte angekündigt, auf das Gesundheitsministerium zuzugehen - und zwar mit Blick auf die im Gesetz vorgesehene Möglichkeit, die Maskenpflicht in Flugzeugen und Fernzügen per Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats auszusetzen.
Der Deutsche Reiseverband warnte vor einem "Flickenteppich an Regelungen bei Reisen in Europa, die kein Reisender mehr versteht und nachvollziehen kann". Die Maskenpflicht für Flüge sollte auch in Deutschland enden, um aufkeimende Reiselust nicht erneut zu dämpfen. Die Pilotengewerkschaft "Vereinigung Cockpit" forderte ebenfalls eine schnellstmögliche Abschaffung. "Unsere Passagiere sind so international wie die gesamte Branche, Insellösungen sind da nicht praktikabel" sagte Präsident Stefan Herth. Er warnte vor Konflikten mit Gästen und zu erwartenden Verspätungen vor der Reisesaison. Die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo machte auf das gesundheitliche Schutzbedürfnis der Crews aufmerksam. Zudem müssten mögliche psychische Belastungen durch Eskalationssituationen berücksichtigt werden.
Lauterbach: Pandemie noch nicht vorbei
Lauterbach schrieb auf Twitter: "Harmonisierung macht Sinn, wenn die Pandemie vorbei ist. Das ist jetzt noch nicht der Fall." Das Ministerium bekräftigte, die Maskenpflicht in Flugzeugen, die in Deutschland landen oder starten, entspreche weiter der EU-Empfehlung.
Grünen-Experte Dahmen sagte, einen Widerspruch zwischen europäischen und nationalen Vorgaben könne er nicht erkennen. "Die europäischen Empfehlungen schließen eine nationale Maskenpflicht ausdrücklich mit ein." Die derzeitige Pandemie-Lage gebe keinen Anlass für vorzeitige Änderungen des Infektionsschutzgesetzes.
Kubicki: "Unbelegte Panikmache"
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, befürwortete ein Ende der Pflicht in Verkehrsmitteln. "Medizinisch geboten ist die Maskenpflicht etwa in Flugzeugen nicht. In Flugzeug-Kabinen wird die Luft alle vier Minuten ausgetauscht", sagte er der "Rheinischen Post". FDP-Vize Wolfgang Kubicki hielt Lauterbach und Dahmen "weitgehend unbelegte Panikmache" vor. Nach der Abschaffung der Maskenpflicht im öffentlichen Raum seien die Infektionszahlen gesunken.
Allgemeine Maskenpflichten für Veranstaltungen oder beim Einkaufen waren seit Anfang April in weiten Teilen Deutschlands weggefallen. Unabhängig von staatlichen Vorgaben gibt es vielerorts, etwa in Kultureinrichtungen, aber weiter Schutzregeln mit Maskenpflichten.