"Bayreuth live" Das Kneipenfestival startet neu durch

Pam Pam Ida sind einer der Headliner des Abends, sie werden das Zentrum füllen. Der Kurier sprach mit Frontmann und Songschreiber Andreas Eckert und Drummer Julian Menz – sowie mit Uli Strömsdörfer und Norbert Heller alias Clyde von der Bayreuther Band Carlos – a Tribute to Santana. Foto: red/red

Bayreuth geht live: Schon am vergangenen Wochenende hat die Agentur Motion gemacht, was andernorts mit Staunen verfolgt wurde: ein Konzert mit über 2000 Menschen in der Oberfrankenhalle. Beim Bayreuther Kneipenfestivals sind es meistens um die 6000, die auf Tour gehen. Ganz so viele werden es bei der Club-Version Bayreuth Live am 23. Oktober nicht. Aber: Zehn Bands auf den Bühnen haben es in sich – und sie freuen sich drauf.

 
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Bayreuth - Sechs Bühnen, zehn Bands und Live-Acts. das ist der Neustart des Bayreuther Kneipenfestivals, das im vergangenen Jahr eine Mini-Auflage im Zentrum hatte. Und das – zumindest, was die Band-Anzahl angeht, anknüpft an das allererste Kneipenfestival, auch damals, 1993, schon vom Kurier präsentiert: Denn damals waren es zehn Bands in zehn Kneipen, die am Start waren. Nach einer Durststrecke für die Künstler und vor allem für Konzerte in Sälen sind die Musiker heiß auf Bühne.

Im sprachlichen Ausland neu starten

Für eine der aufstrebenden bayerischen Bands, die von der Kritik hoch gelobt wird, Pam Pam Ida, ist es ein „Neustart im sprachlichen Ausland“, wie Sänger und Songschreiber Andreas Eckert am Freitag zusammen mit Drummer Julian Menz in einem sympathischen Gespräch mit unserer Zeitung sagen. denn Oberfranken, das ist für die Oberbayern tatsächlich sprachlich ein Stück weit weg – wenn auch das allermeiste, was die Band singt, voll ankommen dürfte. Denn Pam Pam Ida ist eine Band mit Texten, die tief reingehen.

Musikalisch in keiner Schublade

Die Band aus Sandersdorf im Altmühltal, 2015 aufgetaucht wie Phönix aus der Asche, seit 2017 live unterwegs und musikalisch in keine Schublade zu packen, kann Soul, Pop, Indie – garniert mit einem textlichen Zuckerhut aus dem Bairischen, das so wunderbar weich klingt, dass man das eine oder andere Mal vergisst, was man gerade gehört hat, so könnte man sich reinlegen in die Musik. „Aber es geht halt nun mal nicht nur um die Party des Lebens, da gehören einfach nicht nur schöne Sachen dazu“, sagt Andreas Eckert. „Auch wenn natürlich nicht jedes Lied den tiefen Sinn hat.“ Aber ihm ist die Botschaft wichtig, „und wenn man die musikalisch verpacken kann, is scho viel g’schafft“, sagt Eckert im Kurier-Gespräch.

Sie brauchen das Live-Feeling

Trotzdem ist Pam Pam Ida mit mehr unterwegs als bairischem Gute-Laune Pop – und froh, wieder unterwegs sein zu können. Am Anfang, als im vergangenen Jahr die Pandemie die Kunst in die Vollbremsung gezwungen hat „fanden wir das sogar nicht schlecht, weil wir mal genussvoll faulenzen konnten. Der erste Monat war eigentlich sehr entspannt. Es fällt eine Riesenlast ab, weil auch der komplette Wettbewerb aufgehoben war“, sagt Drummer Julian Menz. Aber da Pam Pam Ida eine Band ist, die „das Live-Feeling braucht“, seien alle sechs glücklich, dass es endlich wieder losgeht jetzt – mit Konzerten wie Bayreuth Live.

Cabaret, Fasching und große Show

„Wir brauchen den Kontakt mit dem Publikum, weil wir ja auch nicht einfach die Songs runter spielen, wir haben ein Konzept dahinter“, sagt Menz. „Mit einer Mischung aus Cabaret, Fasching und großer Show“, wie er sagt. „Also nicht Frontal-Unterricht fürs Publikum, wir treten in Dialog mit dem Publikum – auch wenn nur wir reden“, wie Eckert ergänzt. „Es ist ein bisschen wie ein Flirt mit Pam Pam Ida.“

Carlos: „Total begeistert, dass wir spielen dürfen“

Auf den Flirt mit dem Publikum freuen sich auch Norbert Heller, alias Clyde, und Uli Strömsdörfer von der Bayreuther Band Carlos – a Tribute to Santana. Denn was das Kneipenfestival schon immer ausgemacht hat, ist auch erklärter Inhalt von Bayreuth Live: Die Mischung aus überregionalen und Bayreuther Bands. Wie Pam Pam Ida war auch Carlos unterwegs – vor allem eben Open Air. Was Clyde und Uli Strömsdörfer durchaus getaugt hat, wie sie sagen: Im Saal ist mit drei Percussion-Sets, „schon viel Geklapper auf der Bühne“, sagt Uli Strömsdörfer. Der Becher-Saal – auch zum ersten Mal beim Kneipenfestival dabei – ist die Bühne für Carlos. „Wir waren total begeistert, dass wir dort spielen können“, sagt Clyde. „Man muss neue Wege finden, die in dieser Zeit funktionieren“, sagt Uli Strömsdörfer.

Corona hat die Exaktheit geklaut

Das sei der Agentur Motion mit Bayreuth Live „gut gelungen. Für die Bands ist es schwer, für sich zu werben. Viele Leute sind einfach nicht mehr so unterwegs wie früher“ – und Konzerte, bei denen man als Band Flyer auslegen und auf sich aufmerksam machen kann, sind halt auch noch Mangelware. Dass Corona eine Pause war, die so lange währte, dass „teilweise ein Stückchen Exaktheit fehlt, die der eingefleischten Musik-Polizei vor der Bühne schon auffallen könnte“, verhehlt Strömsdörfer nicht. Aber: „Ich glaube nicht, dass wir uns vor dem Konzert zwei Tage einsperren müssen, um noch einmal alles zu proben“, schiebt Heller nach.

Neues im Gepäck

Wenn auch er – selbst für Strömsdörfer – eine Überraschung im Gepäck hat: „Klar werden wir auch was ganz Neues im Gepäck haben. Heute Nachmittag hole ich mir die ganz neue Scheibe von Santana – und von der werden wir mindestens ein neue Lied spielen. Damit ist von all den bisher 26 Alben was dabei.“

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