Outdoorsport Unwissen über Wildtiere im Winter

Die unberührten Gebiete sind die schönsten: So denken viele Outdoorsportler. Sie vergessen aber dabei oft, dass sie sich womöglich in einem Naturschutzgebiet befinden. Ein Bayreuther Forschungsprojekt Foto: Arne Schwietering

Wer Outdoorsport betreibt, sollte Naturschutzvorschriften nicht ignorieren. Ein Forschungsprojekt der Universität Bayreuth aus der Sportökologie sucht nach Lösungen.

 
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Bayreuth - Skitourengehen und Schneeschuhwanderer suchen die Nähe zur Natur. Sie wollen oft das besondere Erlebnis an Orten, an denen bislang kaum einer war. Doch genau das ist das Problem.

„Denn häufig führen die Touren genau durch Schutzgebiete, die nicht betreten werden sollen“, sagt Arne Schwietering. Zum Beispiel durch Wildruhezonen. Daher herrsche im Winter im Fichtelgebirge ein Wegegebot, erklärt der Doktorand von Professor Manuel Steinbauer am Lehrstuhl Sportökologie an der Universität Bayreuth. Er sucht nach Lösungen, wie Informationen über Schutzgebiete am Besten an die Outdoorsportler zu vermitteln sind. „Damit Regeln akzeptiert und eingehalten werden“, sagt der Berliner, der zum Studium der Materialwissenschaften und Werkstofftechnik nach Bayreuth gekommen war.

Tourenplanung wider den Naturschutz

Der Outdoorsport wird heute häufig über Apps und Plattformen im Internet organisiert. „Allerdings werden von Verantwortlichen oft Touren erstellt, die den Naturschutzvorschriften widersprechen.“ Diese Regeln werden von den Landkreisen, Naturparks, Naturschutzorganisationen und Tourismuszentralen zusammengestellt und verbreitet. Doch dies ließe sich an einigen Stellen verbessern, ist Schwietering überzeugt. Wie dies am besten gelingen kann, analysiert er in seinem Forschungsprojekt „Digital Ranger“. Welche Informationen sollten auf welche Art und Weise dargeboten werden, um ein naturverträgliches Sporterlebnis zu fördern?

Dafür arbeitet der Wissenschaftler aus der Bayreuther Sportökologie mit dem Naturpark Fichtelgebirge und dem Naturpark Nagelfluhkette im Allgäu zusammen. Weitere Projektpartner sind der Adventure Campus der Hochschule Treuchtlingen, der Verein Digitize the Planet und die Outdooractive AG.

Hotspot dank Instagram

Hinweise auf besonders schöne Gebiete in den sozialen Medien haben einen eher nachteiligen Effekt. „Sie werden dann ganz schnell zu Hotspots“, sagt Schwietering. Das sei zum Beispiel Berchtesgaden so gegangen, als Fotos auf Instagram veröffentlicht wurden. Statt einen unberührte Flecken Natur zu bewahren, wird er dadurch von erlebnishungrigen Besuchern überrannt. Auch Mountainbiker halten sich nicht immer an die markierten Wege und schaden im Zweifelsfall Flora und Fauna.

Mit Hilfe der Outdoor Active AG testet der 30-Jährige, welche Infos von den Teilnehmer wie angenommen werden. Dafür werden etwa Kamerafallen aufgestellt, die automatisch Daten sammeln. Die digitaler Daten über das Verhalten der Sportler und Sportlerinnen werden danach ausgewertet. Außerdem werden die Outdoorsportler nach den Gründen ihres Verhaltens befragt. „Viele Sportler wissen gar nicht, wie viel Schaden sie anrichten, wenn sie Wildtiere im Winter stören. Andere hingegen suchen die vom Aussterben bedrohte Pflanze und pflücken sie für ihr Herbarium und beides muss berücksichtigt werden“, sagt er.

Einbinden in digitale Plattformen

In seinen beiden Untersuchungsgebieten will er sich besonders die häufig begangenen illegalen Touren in Schutzgebieten ansehen. Damit diese umweltschädlichen Routen künftig weniger werden. „Das Ziel ist, die Infos über Naturschutz gut zu verpacken und auf digitalen Plattformen zu hinterlegen.“

Bisher seien die Hinweise darauf eher spärlich oder hängen vom Engagement der jeweiligen Gebietsverantwortlichen ab. „Manche Organisatoren von Touren reagieren, manche nicht.“ Oder sie wissen gar nicht, dass es sich um eine Schutzzone handelt.

Schwietering könnte sich vorstellen, den Outdoorfreunden Pop-up-Nachrichten zu senden, wenn sie sich in schützenswertem Gelände befinden. „Das ginge zum Beispiel über GPS. Da könnte es dann heißen: Achtung, Sie betreten gerade den Lebensraum des vom Aussterben bedrohten Birkhuhns!“ Die Wirksamkeit von Verboten oder die Androhung von Bußgeldern untersucht der 30-Jährige genauso.

Die Ergebnisse des Projekt sollen zudem in anderen Schutzgebieten den nachhaltigen Tourismus fördern. Daher würden dazu Workshops angeboten. Die Thematik habe eine globale Relevanz.

Gefördert wird das Projekt „Digital Ranger“ von der Vaude Sport Albrecht von Dewitz Stiftung, der Oberfrankenstiftung und der Rainer Markgraf Stiftung.

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