Opernhaus-Museum Das Weltkulturerbe wird komplett

Das Redoutenhaus direkt neben dem Bayreuther Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus wird seit Herbst 2019 zum Opernhaus-Museum umgebaut. Das 15-Millionen-Euro-Projekt ist aber mehr als Museum: Es ist Bindeglied, Erklärstück. Und es es macht das Welterbe in Bayreuth erst komplett. Finanzminister Albert Füracker nennt am Montag erstmals eine Eröffnungstermin: 21. April 2023.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Dieses Haus bekommt eine Schlüsselfunktion im doppelten Sinn für das Weltkulturerbe Markgräfliches Opernhaus in Bayreuth: das Redoutenhaus, das seit Herbst 2019 zum Welterbe-Museum umgebaut wird. Mit diesem Haus wird das Weltkulturerbe erst komplett, bekommt eine neue Kapazität, wird erklärt, in besonderer Weise erlebbar – und zum ersten Mal in seiner Geschichte auch barrierefrei. Finanzminister Albert Füracker (CSU) stellt am Montag in Bayreuth unter anderem das Museumskonzept vor – und er nennt erstmals auch einen zumindest geplanten Eröffnungstermin: 21. April 2023. Mit einem Tag der offenen Tür am 22. April.

Spiegelt den Stellenwert des Welterbes wider

Das Redoutenhaus, in seinen Ursprüngen 30 Jahre älter als das Welterbe in der direkten Nachbarschaft, war seit Beginn der Umbauarbeiten nahezu eine Black-Box, Verschlusssache: Nur scheibchenweise gab es Einblick in Baufortschritt, das Konzept, einige Anfragen unserer Zeitung – blieben unbeantwortet. Jetzt der große Auftritt für das Haus, in das der Freistaat nach Fürackers Worten über 15 Millionen Euro investiert. Bernd Schreiber, der Präsident der Bayerischen Schlösserverwaltung, sagt im Gespräch mit unserer Zeitung, dass in der Museums-Konzeption rund sechs Jahre Arbeit stecken. „Die Hochwertigkeit der Ausstellung wird den Stellenwert des Welterbes widerspiegeln“, sagt Schreiber. „Das wird wirklich super“ – und wohl „das Wertigste, was wir bislang in dem Bereich haben“, sagt Schreiber. „Denn wir wollten ja auch etwas schaffen, was zu Bayreuth als Festspielstadt passt.“ In vielen Details des Museums schaffe man „einen Brückenschlag“, der sich an die Theaterausstattung anlehnt.

Architektonisch neu gedacht

Was sich in dem Haus alles verändert hat, lässt sich an zwei Zahlen ermessen, die Füracker nennt: 100 Tonnen Stahl und 1000 Tonnen Beton seien verbaut worden in Restaurierung und Umgestaltung des Hauses, das – um dem Ensemble und der Geschichtsträchtigkeit des Ortes gerecht zu werden – architektonisch neu gedacht und mit großzügigen Öffnungen versehen wurde, um die Blickbeziehung zum Vorläuferbau des Opernhauses, der nun ältesten noch genutzten Synagoge Deutschlands, herzustellen.

Deutlich auf der Zielgeraden

Füracker spricht von „einem wichtigen Tag“, denn man sehe jetzt sehr deutlich, „dass wir auf der Zielgeraden sind“, mit einem Projekt, das baulich rund 12,9 Millionen Euro koste, für die Museumsausstattung kommen noch einmal drei Millionen Euro oben drauf. „Das Markgräfliche Opernhaus ist eine Sensation“, sagt Füracker. Auch wenn es „etwas versteckt, ein verborgener Schatz“ sei, sei das Bayreuther Haus „ein Heimat-Juwel und Unesco-Weltkulturerbe“, das mit dem zweiten Bauabschnitt – die Restaurierung des Opernhauses hatte 30,1 Millionen Euro gekostet – „seine zentrale Anlaufstelle bekommen wird“.

Erstmals barrierefreier Zugang

Künftig sollen alle Besucher über das Redoutenhaus Zugang zum Weltkulturerbe bekommen, was den Zugang durch die Querverbindungen, die die beiden Häuser im Erdgeschoss und im ersten Stock bekommen nicht nur durch den Aufzug barrierefrei macht – erstmals in der Geschichte seit 1748, als das Opernhaus nach nur vier Jahren Bauzeit, in Auftrag gegeben von Markgräfin Wilhelmine für die Hochzeit ihrer Tochter Friederike Sophie, eröffnet worden war.

Dauerausstellung und Museums-Didaktik

Das Opernhaus-Museum mit seiner Dauerausstellung – auch mit Raum für Museums-Didaktik – in den beiden oberen Stockwerken des Redoutenhauses soll, sagt Füracker, die Geschichte des Opernhauses erklären, soll sie aber auch in vielen Details erlebbar machen. Wie etwa durch das originalgetreue Bühnenmodell im Maßstab eins zu vier, das die Museumsreferentin der Schlösserverwaltung, Cordula Mauß, „ins Konzept hineingeschrieben“ und das Gero Zimmermann, der als Bauleiter der Bayreuther Bühnenplanung Walter Kottke auch schon bei der Restaurierung des Welterbes eingebunden war, geplant hat: Mit allem, was barocke Bühnentechnik hergibt, wie Füracker gleich ausprobieren konnte. Wie Zimmermann im Gespräch mit dem Kurier sagt, sind allein rund 1200 Meter Seil für den Antrieb der Wellenmaschine, der Bühnenmaschinerie, vom Vorhang bis zu den Soffitten und dem Prospekt, in dem begehbaren Modell verbaut. „Klein bedeutet schließlich nicht einfach“, sagt Füracker.

Das Opernhaus bleibt Herzstück

„Das Opernhaus soll natürlich weiter das Zentrum des Besuchs bleiben, das Herzstück“, sagt Füracker. Über den Rundgang soll aber der Zugang zum Thema Unesco-Weltkulturerbe, zur Baugeschichte des Hauses, zur Bayreuther Theatergeschichte und zur Bauherrin Wilhelmine sowie dem beauftragten Architekten-Team und die Innenraum-Gestalter um Carlo und Giuseppe Galli-Bibiena intensiv erlebbar werden, wie der Finanzminister sagt. So soll erkennbar werden, wie das Bayreuther Opernhaus zu dem wurde, was es heute ist: „Das besterhaltene frei stehende barocke Hoftheater“, wie Füracker sagt. Das werde nun durch die Kombination der beiden Häuser komplett. „Jeder, der kommt, soll ja auch im Umfeld etwas erleben können.“

Autor

Bilder