Ob das alle Besucher beim Konzert am Sonntag im voll besetzten Markgräflichen Opernhaus so empfunden habe, sei dahingestellt.
Rede des Oberbürgermeisters
Der staatstragende Charakter des Abends wurde jedenfalls dadurch unterstrichen, dass Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger eine Begrüßungsrede hielt, in der er an die Zeiten erinnerte, in denen die Stadtoberen über sich hinausgewachsen sind und dem einstmals steckbrieflich gesuchten Revolutionär Richard Wagner eine freundliche Aufnahme angedeihen ließen. Ebersberger stellte die Frage: „Wie würde sich Bayreuth heute entscheiden?“ Und betonte: „Wenn wir nichts wagen, bedeutet das Stillstand oder Rückschritt.“
Zeitübergreifende Dauerhaftigkeit
In seiner Festrede, die glücklicherweise nicht wie im Programmheft angekündigt zwischen dem dritten und vierten Satz der Sinfonie gehalten wurde, sondern vor Beginn der Aufführung, hob Museumsdirektor Sven Friedrich die „zeitübergreifende Dauerhaftigkeit“ und die Bedeutung der Bayreuther Festspiele hervor. Beethovens neunte Sinfonie habe für Wagner zeitlebens eine höhere Bedeutung besessen als jede andere Komposition. Der Finalsatz sei Ausdruck von Hoffnung und Zuversicht. Aggression und Krieg würden nicht das letzte Wort behalten.
Mehr Schärfe nötig
Den Thüringer Symphonikern, dem Chor aus Weimar und den Solisten Zinzi Frohwein, Nadine Weissmann, Michael Gniffke und Uwe Schenker-Primus gelang unter der Leitung von Oliver Weder eine würdige Aufführung zu diesem Festtag im Markgräflichen Opernhaus. Der zweite Satz schnurrte mit rhythmischer Präzision ab, das Adagio molto e cantabile war von großer Ruhe geprägt. Bisweilen hätte man sich aber etwas mehr Schärfe gewünscht, so kam die eröffnende Fanfare des vierten Satzes eher gut-bürgerlich als revolutionär-aufrüttelnd daher.
Am Ende gab’s Blumen für die Musiker. Wären diese jeweils ohne das die gesamte Blütenpracht verhüllende Papier überreicht worden – alles wäre noch viel, viel festlicher gewesen.