Olympia 2024So viel Geld gibt es für eine Goldmedaille
Katja Raiher/mbo/loz 05.08.2024 - 15:05 Uhr
Mehrere Jahre bereiten sich Olympioniken auf die Wettkämpfe vor, werden dann von einem Millionenpublikum bewundert. Doch können sie vom Olympia-Ruhm auch leben? Und wie finanzieren sie sich überhaupt ihre sportliche Karriere?
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Eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ist der große Traum vieler Athletinnen und Athleten. Der Weg dorthin ist entbehrungsreich: Zeit für einen Job oder eine Ausbildung bleibt eigentlich nicht. Lässt sich mit Sport in Deutschland der Lebensunterhalt finanzieren? Und was gibt es eigentlich für eine Goldmedaille?
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Für die finanzielle Unterstützung der Olympia-Kader zuständig ist die Stiftung Deutsche Sporthilfe. Laut Vorstandsmitglied Karin Orgeldinger, die für das Ressort „Athletenförderung“ zuständig ist, liege der Fokus auf „kontinuierlichen und ganzheitlichen Unterstützung von Deutschlands besten Nachwuchs- und Spitzenathlet:innen“. Aktuell werden 372 der 427 Olympia-Teilnehmer – das sind 87 Prozent der deutschen Delegation – von der Sporthilfe gefördert. Bisher hat die Stiftung laut eigenen Angaben 20,8 Millionen Euro in das aktuelle olympische Team investiert.
Wie können Athleten ihre sportliche Karriere finanzieren?
Die Sporthilfe begleitet also Deutschlands beste Nachwuchs- und Spitzensportler auf dem Weg zu Medaillen-Erfolgen bei Welt- und Europameisterschaften sowie insbesondere im Hinblick auf die Olympischen und Paralympischen Spiele. Sie ist eine Möglichkeit, sich die sportliche Karriere zu finanzieren.
Daneben gibt es es von staatlicher Seite Sportfördergruppen, von denen allerdings nur ein Drittel der deutschen Leistungssportlerinnen- und Sportler profitiert. Diese sind dann bei einer Sportförderstelle etwa bei der Bundeswehr, der Polizei oder beim Zoll angestellt und verdienen Geld dazu. Dafür müssen sie dann natürlich auch arbeiten, für Training und Wettkämpfe werden sie vom Arbeitgeber freigestellt. Die Deutsche Sporthilfe unterstützt solche Athleten mit geringeren Beträgen. Größtenteils finanziert werden diese Sportförderstellen aus dem Etat des Bundesinnenministeriums.
Zusätzlich zur Förderung über die Stiftung Deutsche Sporthilfe können Athletinnen und Athleten über Verträge mit Sportvereinen oder Werbesponsoren weitere Einnahmen generieren. So wirbt beispielsweise die deutsche rhythmische Sportgymnastin Darja Varfolomeev aus Fellbach auf ihrem Instagram-Kanal gemeinsam mit einem großen Lebensmitteleinzelhandel. Eine Einschränkung gibt es hierbei: Während der sogenannten „frozen period“ um die Zeit der Wettkämpfe herum (dieses Jahr vom 18. Juli bis 13. August) darf in Werbematerialien der Sportler nicht explizit mit der Teilnahme oder Leistung bei den Olympischen Spielen geworben werden. So steht es in Regel 40 der olympischen Charta.
Wie fördert die Deutsche Sporthilfe die Athleten?
Aber wie werden die einzelnen Athletinnen und Athleten von der Deutschen Sporthilfe gefördert? Das Konzept dazu besteht aus mehreren Stufen. Gefördert werden alle Bundeskaderathletinnen- und Athleten der olympischen Sportarten sowie ausgewählte Athletinnen und Athleten nicht-olympischer Sportarten.
Los geht es mit der „Basisförderung“: Diese enthält mehrere Versicherungen und Zugänge zu Netzwerkangeboten, etwa Seminaren oder Karriereportalen. Dieser Basistarif steht jedem Athleten des deutschen Bundeskaders zu, also etwa 2000 Personen. Pauschal ist hierbei keine finanzielle Förderung enthalten, ausgewählten Talenten wird jedoch ein Stipendium in Höhe von 200 Euro im Monat oder ein individueller Betrag nach Ermessen des zugehörigen Vereins ausgezahlt.
Mehr Geld gibt es bei Mitgliedern des „Top-Team Future“, dabei handelt es sich um einen Perspektivkader: Das sind Sportler, die auf aussichtsreichen Plätzen bei Weltmeisterschaften, Olympia oder Paralymics gehandelt werden. Für sie vorgesehen ist ein Pauschale von 700 Euro im Monat. Diese erhalten die Athleten für bis zu acht Jahre. Hinzu kommen individuelle Förderungen für Studium oder Ausbildung. Über alle Sportarten hinweg sind das momentan ungefähr 1500 Personen. Ab dem dritten Jahr steht den perspektivischen Olympioniken in dieser und höheren Förderstufen ein Rentenzuschuss von 250 Euro zu.
Für Athleten, die bereits unter den Top 8 bei Weltmeisterschaften oder (para)-olympischen Wettkämpfen gelandet sind, erhöht sich die Pauschale in der Förderstufe „Top Team“ um 100 auf 800 Euro im Monat (beziehungsweise 400 Euro mit einer Sportförderstelle). Dieser Kategorie entsprechen etwa 500 Sportler. Davon steht Medaillenträgern ein Bonus von 400 Euro monatlich zu, demnach insgesamt 1200.
Außerdem: Athletinnen und Athleten, die einmal im Top-Team gefördert wurden, erhalten laut Deutsche Sporthilfe eine Förderung über das Ende der Sportkarriere hinaus. Detaillierte Informationen über die verschiedenen Arten der Unterstützung findet man auf der Webseite der Deutschen Sporthilfe: Förderkonzepte
Wie viel Geld bekommen Athleten für einen Olympiasieg?
Eine Olympia-Teilnahme ist für die meisten Athletinnen und Athleten der Höhepunkt ihrer sportliche Höhepunkt ihrer Karriere – und kann sich auch finanziell lohnen. Die höchste Fördersumme erhalten die Sportlerinnen und Sportler von der Deutschen Sporthilfe unmittelbar während der Vorbereitung auf Olympia und Paralympics für bis zu 18 Monate – zusätzliche 1000 Euro im Monat. Momentan betrifft das 33 Olympioniken, unter anderem die Gold-Favoritin für Rhythmische Sportgymnastik Varfolomeev.
Ein Rechenbeispiel: Die 17-Jährige Varfolomeev holte bereits sechs Mal den Weltmeistertitel. Laut Förderrichtlinie der Sporthilfe stünden ihr somit 2200 Euro im Monat zu. Begänne sie in Studium oder Ausbildung hätte sie gemäß Richtlinie Anspruch auf weitere 300 Euro monatlich, also hypothetische 2500 Euro insgesamt.
Einmalige Geldgeschenke gibt es ebenfalls für das Erreichen der Ränge eins bis acht bei Olympischen und Paralympischen Spielen. Bei mehreren Medaillen zählt die höchste Auszeichnung. In den Einzeldisziplinen stehen den Athleten Prämien zu, die im Anschluss an die Wettkämpfe über zwölf Monate in Raten ausbezahlt werden:
Gold: 20.000 Euro
Silber: 15.000 Euro
Bronze: 10.000 Euro
Platz vier: 5000 Euro
Platz fünf: 4000 Euro
Platz sechs: 3000 Euro
Platz sieben: 2000 Euro
Platz acht: 1500 Euro
Neu ist bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr auch, dass der Leichtathletik-Weltverband den Gewinn der Goldmedaillen belohnt, was teilweise in der Öffentlichkeit für Kritik sorgte. In den 48 Leichtathletik-Disziplinen in Paris gibt es dafür jeweils 50.000 Dollar (rund 46.000 Euro). Bei Staffel-Entscheidungen teilen sich die Mitglieder das Geld. Bei einem geteilten Olympiasieg wird die Prämie auch geteilt. Insgesamt schüttet der Verband damit 2,4 Millionen Dollar (2,2 Millionen Euro) Preisgeld aus. 2028 in Los Angeles soll es dann auch Prämien für Silber und Bronze geben.
Wie viel Geld bekommen Athleten anderer Länder bei Olympia?
Und wie sieht es mit Olympia-Prämien in anderen Ländern aus? Das US-Magazin „Forbes“ hat diese Frage im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele in Paris die Olympischen Komitees oder Sportministerien gestellt. Forbes zufolge teilten 33 Länder mit, Geldprämien für Medaillen zu zahlen. Wie hoch diese sind, unterscheidet sich allerdings sehr. Mehr als 100.000 US-Doller, also rund 92.000 Euro, bekommen nämlich etwa Sieger aus
Spanien
Estland
Lettland
Litauen
Ungarn
Bulgarien
Tschechien
Ein großer Unterschied also zu dem, was die deutsche Sporthilfe an Athleten wie etwa die Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl oder der Reiter Michael Jung (Vielseitigkeit) auszahlen wird. Jung, der einen Reiterhof in Horb-Altheim (Kreis Freudenstadt) besitzt, holte neben einer Goldmedaille im Einzel von Paris 2024 bereits in Rio 2016 Einzel Gold und Mannschaft Silber sowie beide Goldmedaillen bei den Olympischen Spiele von London 2012.
Im internationalen Vergleich steht Deutschland mit seinen Prämien eher schlecht da. Spitzenreiter Hongkong etwa zahlt seinen Sportlern für einen Olympiasieg in diesem Jahr 768.000 Dollar, also umgerechnet 690.000 Euro. Taiwans Goldmedaillen-Gewinner bekommen umgerechnet 550.000 Euro – und außerdem noch lebenslänglich monatlich 3700 Euro. Obwohl Deutschland bei solchen Zahlen nicht mithalten kann, gibt es auch andere Länder, in denen Athletinnen und Athleten weniger bekommen, in Schweden sogar nichts – egal, ob sie Gold gewinnen oder nicht.
Ürigens: es gibt auch kuriose "Preisgelder": In Südkorea befreit ein Medaillengewinn etwa von der Wehrpflicht, in Malaysia gibt es zur Belohnung ein Auto, im Iran Goldmünzen. In Taiwan gibt es für Gold ca. 550.000 Euro - plus lebenslang 3.700 Euro monatlich. Und in Polen etwa bringt eine Goldmedaille unter anderem ein Kunstwerk eines angesehenen polnischen Künstlers sowie einen Urlaubsgutschein.
Lässt sich mit Sport in Deutschland also der Lebensunterhalt verdienen?
Pauschal beantworten kann man diese Frage nicht, schließlich spielen Sportart und Bekanntheitsgrad der Sportlerinnen und Sportler eine Rolle – zudem natürlich der Erfolg. Allerdings: Spitzensportler müssen nebenher noch einem Job nachgehen, studieren oder eine Ausbildung absolvieren. Ausnahmen gibt es natürlich trotzdem: So verdiente Basketballer Dennis Schröder allein in der Saison 2023/24 als NBA-Profi rund 12,4 Millionen Dollar. Und auch Tennisspielerin Angelique Kerber, die ihre Karriere nach Olympia beendet, hat im Laufe ihrer Karriere Preisgelder in Millionenhöhe kassiert.
Jüngst – nämlich noch vor den Olympischen Spielen – entschied der deutsche Basketballprofi Franz Wagner, dass er weitere fünf Jahre beim NBA-Team Orlando Magic bleiben wird. Der dazugehörige Vertrag garantiert ihm eine Summe von 206,5 Millionen Euro. Und: diese könnte durch eine Bonuszahlung offenbar sogar noch auf 248 Millionen Euro ansteigen, sollte Franz Wagner ins All-Star-Team der besten 15 NBA-Spieler gewählt werden. Damit ist der 22-Jährige die Nummer eins des deutschen Sports mit einem Jahresgehalt von mindestens 41,3 Millionen Euro.