Er sprintete los, fiel seiner besten Freundin um den Hals, beide schluchzten gemeinsam. „Ich möchte, dass er nicht vergisst, dass er eh schon der Größte ist“, hatte die Olympiasiegerin vor Stäblers Duell um Bronze gesagt, „es gibt nichts, was seinen Namen schmälern kann.“ Es fand sich niemand, der widersprochen hätte.
Karla Borger: Verzweifelte Enttäuschung
Die Fragen der Journalisten hielt sie nur mit Mühe aus, ihr verhärmtes Gesicht und ihre traurigen Augen sprachen für sich. Sie wünschte sich in diesem Moment nichts mehr, als an einem anderen Ort zu sein. An einem schönen Strand, in einem vollen Stadion, auf einem Siegerpodest. Stattdessen musste Karla Borger erklären, warum sie mit ihrer Partnerin Julia Sude gerade in der Vorrunde des olympischen Turniers gescheitert war, nach der dritten Niederlage im dritten Spiel, ohne das eigene Potenzial auch nur annähernd abgerufen zu haben. Das alles war zu viel für die ehrgeizige Athletin.
Nach der Fragerunde warf sich die Stuttgarterin Trost suchend an die Brust ihres 2,08 Meter großen Pressesprechers, von dem sie sich minutenlang nicht mehr lösen wollte. Es war eine Geste, die so viel ausdrückte: enttäuschte Hoffnungen, die Arbeit, die umsonst schien, die zu hohe Erwartung, intern wie extern. „An so einem Tag fragt man sich schon, wofür man das alles gemacht hat, die ganzen Entbehrungen über Jahre“, erklärte Borger (32) später, „es fühlt sich miserabel an. So macht Olympia keinen Spaß.“ Ein Abschied auf diese Art aber auch nicht. Weshalb man ihr zurufen möchte: Mach weiter! Bis Paris sind es nur noch drei Jahre.