Trump zuvor gescheitert
Trump und seine Anwälte wollen erreichen, dass die Anklage in Washington fallen gelassen wird. Sie beriefen sich vor dem Obersten Gericht auf die Immunität in seinem damaligen Amt als Präsident. Sie argumentierten, dass Trump nicht rechtlich für Taten belangt werden könne, die zu seinen Pflichten als Präsident gehörten. Mit dieser Argumentation waren sie vor einem Berufungsgericht US-Hauptstadt gescheitert. Zuvor hatte auch die zuständige Richterin in dem Fall dieses Argument zurückgewiesen.
Trumps Anwälte reichten Berufung ein, weshalb der Fall vor dem Supreme Court landete. Dieser ließ sich viel Zeit mit der Urteilsfindung und veröffentlichte die Entscheidung am letzten offiziellen Tag der Sitzungsperiode.
Das Gericht hat der unteren Instanz mit seinem Urteil viel Arbeit hinterlassen, weil es nicht klärte, welche Teile der Anklage als offizielle Amtshandlungen und private Handlungen zu werten sind. Das Urteil fiel mit sechs gegen drei Richterstimmen. Die als erzkonservativ geltende Mehrheit der Richter schloss sich im Grundsatz der Entscheidung an. Sie entschied mit dem Urteil über die Macht von US-Präsidenten und darüber, wo die Grenzen des Rechtsstaats liegen.
Die Verfassung gewährt Präsidenten nicht explizit Immunität, auch nicht während ihrer Zeit im Amt. Allerdings ist das Justizministerium traditionell der Auffassung, dass Präsidenten zumindest während ihrer Zeit im Weißen Haus nicht angeklagt werden können. Das Urteil wird auch immense Bedeutung für künftige Präsidenten haben.
Abweichende Meinung: Immunität als "geladene Waffe"
Die drei als liberal geltenden Richterinnen widersprachen der Mehrheit. Richterin Sonia Sotomayor bezeichnete die Immunität für offizielle Handlungen als "geladene Waffe" für jeden Präsidenten, der eigene Interessen über die des Landes stelle. "Die langfristigen Folgen der heutigen Entscheidung sind erheblich", schrieb sie in der abweichenden Meinung. "Das Gericht schafft damit effektiv eine rechtsfreie Zone um den Präsidenten und rüttelt am Status quo, der seit der Gründung der Nation existiert."
Das Wahlkampfteam von US-Präsident Joe Biden veröffentlichte kurz nach Bekanntwerden des Urteils eine Stellungnahme. "Das heutige Urteil ändert nichts an den Tatsachen", zitierten US-Medien einen Wahlstrategen des Demokraten. "Donald Trump ist durchgedreht, nachdem er die Wahl 2020 verloren hatte, und ermutigte einen Mob, die Ergebnisse einer freien und fairen Wahl zu stürzen."
Rückenwind für Trump
Gegen Trump laufen mittlerweile mitten im Wahlkampf mehrere Strafverfahren. Auch im US-Bundesstaat Georgia ist Trump wegen versuchten Wahlbetrugs angeklagt. In Florida wird ihm die mutmaßlich gesetzeswidrige Aufbewahrung von Geheimdokumenten vorgeworfen. Das Urteil des Supreme Court könnte auch Auswirkungen auf diese Fälle, besonders den in Georgia, haben. In welchem Maß das sein wird, dürfte sich aber erst in den kommenden Wochen zeigen.
In New York ist der Republikaner Ende Mai wegen unrechtmäßig verbuchter Schweigegeldzahlungen an eine Pornodarstellerin verurteilt worden. Die Strafmaßverkündung ist für Mitte Juli angesetzt. Trump hat Berufung gegen das Urteil angekündigt.
Der Republikaner beteuert in allen Verfahren seine Unschuld und stellt die Ermittlungen gegen ihn als Versuch seiner politischen Gegner dar, ihn kaltzustellen. Bisher haben Trump die strafrechtlichen Ermittlungen in Umfragen nicht geschadet.