In vier Bächen im früheren Grenzgebiet zu Sachsen und der Tschechischen Republik im Landkreis Hof leben noch mehr als 40 000 Flussperlmuscheln, schätzte der Geschäftsführer der örtlichen Bund-Naturschutz-Kreisgruppe, Wolfgang Degelmann. „Die Tendenz ist fallend, weil zu wenig Jungmuscheln nachwachsen“, erläuterte der Experte, der seit 32 Jahren für die seltene Tierart kämpft. In den vergangenen Jahren seien Jungmuscheln in den Bächen gefunden worden, „das ist ein Hoffnungsschimmer, aber keine Entwarnung“. Für die schwierige Situation machte auch Degelmann den hohen Eintrag von Sand und Feinsedimenten in die Bäche verantwortlich. „Der Sand legt sich in das Bachbett und verdeckelt den kiesigen Untergrund, in dem die Flussperlmuscheln ihre Nahrung finden. Dabei ersticken die Tiere“, erläuterte der Experte. Würde es einen 100 Meter breiten Grünlandstreifen zwischen den Bächen und den Äckern geben, würde der weggeschwemmte Boden nicht in die Bäche gespült, sondern von der Wiese gefiltert. Dafür wären spezielle Förderprogramme notwendig, um die Ertragsausfälle der Landwirte auszugleichen, schlug Degelmann vor. „Aber diese Programme gibt es nicht“, bedauerte er. Ein anderes Förderprogramm der Europäischen Union entlang der früheren Grenze widmet sich dem Aussetzen gezüchteter Flussperlmuscheln in die Flüsse in Lochplatten. Damit soll getestet werden, wo die seltenen Tiere überleben können. „Ich glaube, dass wir für die Flussperlmuschel Rückzugsräume schaffen können“, zeigte er sich optimistisch.