Nur noch wenige Exemplare in einem Bach im Fichtelgebirge Flussperlmuschel stirbt leise

Von Peter Engelbrecht

Im Landkreis Bayreuth gibt es nur noch einen Standort, wo Flussperlmuscheln leben. Es handelt sich um einen Bach im Fichtelgebirge.

 
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Stefan Schmidt vom Wasserwirtschaftsamt Hof zeigt am Montag (16.10.2000) die Schale einer Flussperlmuschel in Hof. Über 200 Experten aus ganz Europa sind nach Hof gekommen um von Montag (16.10.2000) bis Mittwoch (18.10.2000) beim ersten europäischen Flussperkmuschel-Kongress über die Schutzmaßnahmen und die Bestandssituation dieses Lebewesens zu diskutieren. Durch Verunreinigung der Gewässer ist die Flußperlmuschel vom Aussterben bedroht. dpa/lby (Digitale Fotografie) Foto: red

Das berichtete Thomas Speierl, der Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Oberfranken in Bayreuth. Den genauen Standort wollte er mit Blick auf den Schutz der Muscheln nicht nennen. Dort seien rund ein Dutzend ältere Muscheln beheimatet, junge Muscheln gebe es nicht. „Die Situation im Landkreis Bayreuth schaut schlecht aus“, meinte Speierl. Einschwemmungen von Ackerboden und Sedimenten in die Bäche machte er für den Rückgang der seltenen Tiere verantwortlich. Durch weniger Eintrag und eine Renaturierung der Bäche könne dafür gesorgt werden, die Lebensbedingungen zu verbessern. Europaweit gebe es den Trend rückläufiger Bestände.

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Nikolaus Lange, Biologe beim Landratsamt Bayreuth, schätzte die Zahl der Muscheln in dem Bach im Fichtelgebirge auf rund 40. „Der Bestand ist überaltert“, bestätigte er. Die Bachmuscheln können mehr als 100 Jahre alt werden. Auch Lange machte Einschwemmungen für die Lage verantwortlich. Durch Hochwasser werde der Boden in Bäche gespült.

Einen Lichtblick gibt es hingegen in der Fränkischen Schweiz: Dort leben Tausende von Bachmuscheln in Bächen und Flüssen. „Die sind deutlich widerstandsfähiger als die Flussperlmuscheln“, erläuterte Lange.

In vier Bächen im früheren Grenzgebiet zu Sachsen und der Tschechischen Republik im Landkreis Hof leben noch mehr als 40 000 Flussperlmuscheln, schätzte der Geschäftsführer der örtlichen Bund-Naturschutz-Kreisgruppe, Wolfgang Degelmann. „Die Tendenz ist fallend, weil zu wenig Jungmuscheln nachwachsen“, erläuterte der Experte, der seit 32 Jahren für die seltene Tierart kämpft. In den vergangenen Jahren seien Jungmuscheln in den Bächen gefunden worden, „das ist ein Hoffnungsschimmer, aber keine Entwarnung“. Für die schwierige Situation machte auch Degelmann den hohen Eintrag von Sand und Feinsedimenten in die Bäche verantwortlich. „Der Sand legt sich in das Bachbett und verdeckelt den kiesigen Untergrund, in dem die Flussperlmuscheln ihre Nahrung finden. Dabei ersticken die Tiere“, erläuterte der Experte. Würde es einen 100 Meter breiten Grünlandstreifen zwischen den Bächen und den Äckern geben, würde der weggeschwemmte Boden nicht in die Bäche gespült, sondern von der Wiese gefiltert. Dafür wären spezielle Förderprogramme notwendig, um die Ertragsausfälle der Landwirte auszugleichen, schlug Degelmann vor. „Aber diese Programme gibt es nicht“, bedauerte er. Ein anderes Förderprogramm der Europäischen Union entlang der früheren Grenze widmet sich dem Aussetzen gezüchteter Flussperlmuscheln in die Flüsse in Lochplatten. Damit soll getestet werden, wo die seltenen Tiere überleben können. „Ich glaube, dass wir für die Flussperlmuschel Rückzugsräume schaffen können“, zeigte er sich optimistisch.