Vertrauen verloren
Verlorenes Vertrauen, mangelhafte Kontrollen und gegenseitige Attacken: Wenn die Fis-Verantwortlichen um Pertile nach diesem Wochenende Trondheim verlassen, stehen sie vor einem riesigen Scherbenhaufen. Dass ein Video anonym aufgenommen und veröffentlicht wird, wirft weitere Fragen auf. Der Urheber ist selbst dem Weltverband unbekannt.
„Wir müssen in Ruhe die Situation klären. Das ist ein Thema für die ganze Skisprung-Familie, nicht nur für eine Mannschaft“, sagte Pertile, der von der dynamischen Situation regelrecht überrollt wurde. Sperren, Suspendierungen, Strafen? Der 56 Jahre alte Italiener konnte keine Frage so wirklich gehaltvoll beantworten. Immerhin mutmaßte er, die bisherigen WM-Resultate dürften Bestand haben.
Damit schwinden auch die Chancen, dass Andreas Wellinger nachträglich zum Weltmeister erklärt wird. Der 29 Jahre alte Bayer hatte auf der Normalschanze Platz zwei hinter Lindvik belegt. Von den Springern wurde das Anzug-Thema lange ferngehalten, doch um eine klare Ansage drückte sich Wellinger nicht.
„Mir ist es am Ende eigentlich auch zu blöd. Mir geht das Thema nur auf die Nerven. Anzüge, Bindungen: Können wir uns bitte auf Skispringen konzentrieren?“ Der Beste solle gewinnen - „und nicht der, der am besten bescheißt.“
Sportdirektor Hüttel zeigte sich „traurig und wütend“, er wunderte sich über die im Skispringen beispielhafte Schamlosigkeit. Norwegens Funktionäre hatten sich zunächst so verteidigt, dass die Videos Anzüge für das kommende Wochenende gezeigt hätten.
„Als die Techniker der anderen Nationen das gehört haben, hat es sie zerrissen. Das ist ja, als ob hier jemand unerlaubte Medikamente nimmt und sagt, die nimmt er ja für nächste Woche. Da kann ich überhaupt nicht folgen“, sagte Hüttel.