Noch viele Fragen ungeklärt: Wie groß muss ein neues Baugebiet sein? Wer trägt die Kosten? Bürgerinitiative wirbt um Stimmen

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Nur noch zwei Wochen sind es bis zum Bürgerentscheid in Neudrossenfeld. Zwei Wochen, in denen die Gegner und Befürworter des Neubaugebiets bei Dreschenau noch einmal ihre Argumente darstellen können. „Wir sehen die Gründe nicht, warum wir das Baugebiet brauchen“, sagte Sven Partenfelder, Sprecher der Bürgerinitiative, die gegen das Vorhaben ist, bei einer Info-Veranstaltung.

 
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Wollen einen anderen Standort: Egon Dörfler, Herbert Ponnater, Anja Schwarz, Horst Hacker, Wolfgang List und Kurt Hacker. Foto: Ute Eschenbacher Foto: red

Ungefähr 50 Zuhörer waren am Samstagabend zur Diskussion nach Altdrossenfeld in den Brauereigasthof Schnupp gekommen. Thomas Meins zählte die Argumente der Bürgerinitiative gegen das Bauvorhaben auf: Mit dem Baugebiet entstehe ein völlig neuer Ortsteil, der mitten in der Natur liege und hohe Erschließungskosten nach sich ziehe. Neudrossenfelds wichtigstes Naherholungsgebiet werde zerstört, das Baugebiet sei ein Eingriff in den Naturhaushalt. Landwirtschaft und Jagd würden erschwert und gefährdet. Und besonders die Anwohner im Gänswinkel, der Bergmühlgasse und an der Straße zwischen Altenplos und Dreschenau würden wegen der engen Zufahrt belastet.

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Falscher Standort

„Neudrossenfeld wird nicht sterben, wenn dieses Baugebiet nicht kommt“, sagte Meins. „Ich suche selbst einen Baugrund, aber es muss nicht dieser Standort sein.“ Denn das geplante Baugebiet liege zwischen einem Natura 2000 Gebiet und einem Landschaftsschutzgebiet. Sein Vater Jürgen Meins, früher selbst im Gemeinderat, erinnerte daran, dass bereits in den 1990er Jahren zweimal über eine Bebauung des Gebietes diskutiert worden sei. „Das wurde einmal einstimmig und einmal mit großer Mehrheit abgelehnt. Warum es jetzt wieder kommen soll, ist mir ein Rätsel. Zumal es in Langenstadt und Waldau noch kleinere Parzellen gäbe, die man bebauen könnte.“

Baulücken anbieten

Peter Hanusch erinnerte an die Bestandsaufnahme der Baulücken in der Kommune von SPD-Gemeinderat Rudi Bock. Doch diese sei von von Anfang an negativ bewertet worden. „Dabei geht es nur um die Bereitschaft der Verwaltung und einer Mehrheit im Gemeinderat, das in Angriff zu nehmen.“ Björn Sommerer, einziger anwesender Gemeinderat (FuG), sagte: „Alle wollten im Wahlkampf Baugebiete. Wir sind aber für kleinere, 20 Plätze würden reichen.“ FuG und SPD unterstützen die Bürgerinitiative und wollen kein Baugebiet bei Dreschenau.

Warum Bürgermeister doch nicht neutral?

Das Thema Baugebiete werde „sehr emotional“ in Neudrossenfeld diskutiert, sagte Partenfelder. Er verstehe nicht, warum den Gegnern bei der Bürgerversammlung keine Redezeit eingeräumt wurde. Bürgermeister Harald Hübner habe gesagt, er werde sich neutral verhalten. „Warum hat er dann den Flyer „Stoppt die Bürgerinitiative“ von CSU und Freien Wählern mit unterschrieben?“ Eine Beteiligung der Bürger sei anscheinend nicht erwünscht. „Das heißt doch, die wollen einfach weitermachen wie bisher!“ Die Bürgerinitiative sei nicht grundsätzlich gegen Baugebiete, sagte Partenfelder: „Wir wollen es nur nicht an dieser Stelle. Wir sind für ein vernünftiges Gemeindewachstum.“

Jurablick eine Alternative

Das vorhandene Baugebiet Jurablick stelle eine Alternative dar. Der Mobilfunkmast und die Hochspannungsleitung seien keine Argumente dagegen. „Jeder will Strom aus der Steckdose, jeder will ein Handy.“ Der Dreschenauer Landwirt Kurt Hacker bewirtschaftet dort Flächen, wo das Baugebiet geplant ist. Er wolle „einen Flächenfraß“ verhindern, so Hacker. Hacker fürchtet, dass sich Neubürger von der Landwirtschaft belästigt fühlten. Außerdem seien die Zufahrtsstraßen viel zu eng. Die 300 Unterschriften aus der Nachbargemeinde seien ignoriert worden. Auch die Radfahrer auf dem Rotmain-Radweg seien nicht begeistert von den Plänen.

Finanzielle Risiken

Hans Vogtmann, mit einer Dreschenauerin verheiratet und lange Jahre in der Kommunalpolitik, gab die Kosten zu Bedenken. „Wer bezahlt die Erschließung? Wer trägt das finanzielle Risiko? Denn meiner Ansicht nach ist das finanzielle Risiko gewaltig.“ Die Gemeinde müsse endlich die Fakten auf den Tisch legen und sagen, wer was zu bezahlen hat. Ein Bauträger werde nicht alles übernehmen. Auf die Bürger könnte eine Straßenausbaubeitragssatzung zukommen.

Bürgerentscheid am 22. November

Der Gemeinderat von Neudrossenfeld hatte für eine Änderung des Flächennutzungsplans gestimmt. Danach sollte geprüft werden, ob bei Dreschenau ein sieben Hektar großes Baugebiet ausgewiesen und das bestehende Baugebiet „Am Wald“ erweitert werden könnte. Doch gegen das Baugebiet bei Dreschenau gründete sich eine Bürgerinitiative. Sie sammelte 507 Unterschriften, die sie für ein Bürgerbegehren einreichte. Der Bürgerentscheid findet jetzt am 22. November statt.

INFO: CSU, FW und Pro Bauland Dreschenau informieren am Freitag, 13. November, um 19 Uhr im Bräuwerck , über ihre Positionen. Auch über diese Versammlung berichtet der Kurier.