Der Vortrag des ehemaligen Berliner Finanzsenators ist in seiner sprachlichen Dramaturgie nicht eben dazu angetan, die Leute von den Stühlen zu reißen. Genau das jedoch darf als die Strategie des 73-jährigen Politikpensionärs gelten. Thilo Sarrazin inszeniert sich als jemand, dem es einzig und allein um die reine Information, die neutrale, weltanschaulich unverblendete Analyse geht. Als würde in diesem Land nicht schon lange über mangelnde Integration oder die zunehmende Radikalisierung junger Muslime gesprochen, nimmt der Berliner für sich in Anspruch, als einer von ganz wenigen nüchtern auf die Realität der muslimischen Zuwanderung nach Deutschland und Europa zu blicken und alleine die Fakten aufgeschrieben zu haben. „Alles belegt“, meint Sarrazin mit Verweis auf die insgesamt 797 Fußnoten, die vielen Tabellen und Statistiken.