Die Botschafter der Opferschutz-Organisation "Weißer Ring" singen auch über Verkehrstote, Umweltverschmutzung, Obdachlosigkeit oder Kindesmissbrauch. "Diese Vielfalt hebt uns von anderen ab. Wir wollen auch mal Zeichen setzen", findet Karl-Heinz Ulrich. Beim Thema Pädophile regt sich sein Bruder heftig auf: "Das ist das Allerletzte. Die Täter gehören weggesperrt."
Doch wenn die Amigos in der heilen Gute-Laune-Welt der Schlager- und Volksmusik solche Stimmungstöter behandeln, bleibt das nicht unkommentiert. Branchen-Kollegen hätten deswegen schon gemeckert, erzählen sie. "Wie könnt ihr nur über so etwas singen?", hieß es da. Doch das ist Bernd Ulrich egal: "Wir wollen auf Missstände hinweisen."
Die Amigos, die in Hallen für 2000 bis 3000 Zuschauer singen, haben eine treue Fan-Gemeinde. Ihre Alben erobern in den Hitparaden von Deutschland, Österreich und der Schweiz regelmäßig Spitzenplätze. Selbst in der Schweiz gelang es ihnen, fünf Jahre hintereinander Platz eins der Charts zu erreichen.
Bis die Fans ihnen in Scharen zujubelten, hat es allerdings gedauert. Die Mitglieder der 1970 gegründeten Kombo machten Musik lange nur als Hobby. Sie produzierten in einer umgebauten Garage daheim. Auftritte erfolgten auf Dorffesten und in Bierzelten. 2006 erst schafften die Amigos den Durchbruch. Sie belegten Platz eins in der MDR-Musikshow "Achims Hitparade".
Plattenfirmen wurden auf das Duo aufmerksam. "Da waren wir auch für die interessant, die unsere Demo-Tapes zuvor abgelehnt hatten", erinnert sich Bernd Ulrich, der früher als Bierbrauer arbeitete. Dann machten beide hauptberuflich Musik. 2011 glückte mit dem Gewinn des Musikpreises Echo der größte Erfolg.
Mittlerweile absolvieren sie rund 150 Auftritte pro Jahr, sind viel auf Achse. Doch nicht jeder empfindet Sympathie für die Amigos. Sie erhielten in den vergangenen Jahren schon viele Hass-Botschaften übers Internet. "Wir sind von einigen Vollpfosten übel beleidigt worden, wurden sogar bedroht", berichtet Karl-Heinz Ulrich. Auch TV-Komiker hätten sie schon angefeindet. Ihre Erklärung für die Angriffe: "Wir polarisieren halt. Die Leute reiben sich zum Beispiel extrem an den Klamotten, die wir tragen", sagt er.
Wie lange dauert die Karriere der Amigos noch? "Noch macht es einfach zu viel Spaß. Es ist noch nicht die Zeit, die Bühne zu verlassen", sagt Karl-Heinz Ulrich. Im kommenden Jahr wollen sie mal nachdenken, wie es weitergeht. "Dann werden wir sehen, wie es gesundheitlich steht. Dann bin ich 72. Eigentlich langsam Zeit zum Aufhören. Aber wenn wir in guter Verfassung sind, können wir noch ein paar Jahre dranhängen." Zwar wollen sie ihre Auftritte reduzieren und etwas zur Ruhe kommen. Doch ob das klappt erscheint fraglich: Im Jahr 2020 feiern die Amigos ihr 50-jähriges Jubiläum.