Wenn Eichen, Buchen, Kiefern oder Fichten krank sind, kann man das auch an den Baumkronen erkennen. Dazu gibt es mit der Wald-Zustandserhebung für 2023 nun wieder neue amtliche Einschätzungen. Und die sind alarmierend.
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Der Zustand der deutschen Wälder bleibt angesichts von Stress durch Hitze, Trockenheit und Käferschäden äußerst angespannt. Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) sagte am Montag (13. Mai) bei der Vorstellung neuer Daten in Berlin, weiterhin sei nur noch jeder fünfte Baum vollständig gesund. „Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatienten.“ Nötig sei daher, dem wertvollen Ökosystem „eine Langzeitkur“ unter anderem mit einem Umbau zu mehr Mischwäldern zu verschreiben. Dies sei ein Generationenprojekt.
Nach der neuen Waldzustandserhebung für 2023 sind von den häufigsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche vier von fünf Bäumen krank, wie das Ministerium mitteilte. Im Vergleich zu 2022 hätten sich „keine deutlichen Verbesserungen des Waldzustands eingestellt, aber auch keine deutlichen Verschlechterungen“.
Bei Kiefern entspannte sich die Lage etwas, da der Anteil der Bäume mit deutlich lichteren Kronen von 28 auf 24 Prozent sank. Bei Buchen, Eichen und Fichten stieg dagegen der Anteil mit starken Kronenschäden.
Die Daten stammen aus der jährlichen Waldzustandserhebung, die seit den 1980er-Jahren über ein Netz von Stichproben vorgenommen wird. Dabei wird der Zustand der Baumkronen eingeschätzt. Wald bedeckt rund ein Drittel der gesamten Landesfläche Deutschlands.
Die Bundesregierung will die Wälder auch mit einem geplanten Gesetz besser gegen Folgen des Klimawandels wappnen. Umweltschützer und Waldeigentümer dringen ebenfalls auf einen Umbau zu widerstandsfähigeren Forsten.
FDP-Fraktionsvize Carina Konrad sagte, der Wald sei ein Patient, der dringend Hilfe benötige. „Ihn sich selbst zu überlassen, wäre eine unterlassene Hilfeleistung.“ Dafür gelte es, Waldbauern wieder mehr Freiraum zu geben. Denn ein gesunder und aktiv bewirtschafteter Wald speichere mehr CO2.
Ein resilienter Wald müsse zudem auch nichtheimische Baumarten integrieren, denn nicht alle einheimischen könnten zunehmenden Extremwetterlagen standhalten, so Konrad weiter. Dazu gehöre auch, neue Züchtungsmethoden und Pflanzenschutz zu ermöglichen.
Özdemir bereitet derzeit eine Reform des fast 50 Jahre alten Bundeswaldgesetzes vor. Ziel ist nach früheren Ministeriumsangaben, Verbesserungen für Klimaschutz und Biodiversität sowie wirtschaftliche Perspektiven für Waldbesitzer zu vereinen. Wald bedeckt rund ein Drittel der gesamten Landesfläche Deutschlands.
Info: Waldfläche in Deutschland
Wald Deutschland ist ein waldreiches Land. Mit 11,4 Millionen Hektar sind 32 Prozent der Gesamtfläche mit Wäldern bedeckt. In den letzten zehn Jahren hat die Waldfläche um 50 000 Hektar (0,4 Prozent) zugenommen. 13 Prozent der Landesfläche werden für Siedlung und Verkehr sowie 52 Prozent für die Landwirtschaft genutzt.
Bäume Über 90 Milliarden Bäume wachsen in Deutschlands Wäldern. Das ergab die letzte bundesweite Waldinventur. Von den 76 Baumarten, die hierzulande vorkommen, sind 56 Prozent Nadelwald und 44 Prozent Laubwald. Die Fichte ist mit 26 Prozent die häufigste Baumart in Deutschland, gefolgt von der Kiefer (23 Prozent), der Buche (16 Prozent) und der Eiche (zehn Prozent).
Baden-Württemberg Nach Bayern (2,6 Millionen Hektar Wald) ist Baden-Württemberg mit 1,4 Millionen Hektar das Bundesland mit den meisten Wäldern. 40 Prozent der Landesfläche sind von Wald bedeckt. Damit steht der Südwesten auf Platz vier hinter Hessen und Rheinland-Pfalz (jeweils 42 Prozent) sowie dem Saarland (40 Prozent).