Neuer Verkaufsraum und Parkplätze in Planung Bayreuth: In der Gefängnisgärtnerei sind mehrere Gebäude abbruchreif

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Im Herbst rollen im Gärtnereibetrieb der Justizvollzugsanstalt (JVA) die Bagger an. In einigen der Gewächshäuser haben sich in den rückwärtigen Mauern tiefe Risse gebildet. Die Gebäude sollen abgerissen und teilweise durch neue Gewächshäuser ersetzt werden, sagt die stellvertretende Anstaltsleiterin Maria Anna Kerscher.

Die Gärtnerei der Bayreuther JVA ist in die Jahre gekommen. Das genaue Baujahr der älteren Gebäude wissen Kerscher und Rainer Völkl, Leiter der Arbeitsverwaltung, nicht exakt zu datieren. In den Archiven hat Völkl zumindest einen Hinweis gefunden. Der Chronik zufolge wurde im Jahre 1910 an der Nordseite des „Prinzessinnengartens“ ein erstes Treibhaus errichtet. Dies sei auch der Beginn der Beschäftigung von Gefangenen in der Anstaltsgärtnerei gewesen. Im Jahre 1928 folgten zwei weitere Treibhäuser, die nach Auflösung der Gefangenenanstalt Kulmbach (Plassenburg) hier neu aufgestellt wurden.

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Die Sperrung der alten Gewächshäuser hat die Mitarbeiter der Gefängnisgärtnerei, die von zwei Gärtnermeistern im Justizvollzugsdienst geleitet wird, vor das Problem gestellt, dass der Verkaufsraum gesperrt werden und provisorisch in eines der neueren Gewächshäuser umziehen musste. Diesen Missstand wollen die Verantwortlichen möglichst schnell durch einen, so Völkl, „kleinen, aber kompakten Verkaufsraum“ beseitigen.

Den größten Teil der Fläche, auf denen noch die abbruchreifen Gewächshäuser stehen, wolle man als Parkplätze und als Freifläche für die Pflanzenzucht nutzen. „Wir benötigen mehr Parkplätze für unsere Kunden“, beteuert Völkl. Durch die Beseitigung dieses Mankos erhoffen sich die Verantwortlichen eine größere Kundenresonanz. „Wir hätten schon gern die Möglichkeit genutzt und etwas schönes errichtet“, sagt Kerscher. „Wir müssen aber wirtschaftlich denken und arbeiten und die Kosten möglichst gering halten“. Mit dem zuständigen Staatlichen Bauamt habe man bereits ein mögliches Konzept beraten mit der Maßgabe, wie und was genau benötigt wird. Die Investitionssumme werde sich bei maximal 250.000 Euro bewegen.

Wenn man den Kunden mehr Parkfläche anbieten und einen deutlich schöneren Verkaufsraum präsentieren könne, erhofft man sich auch eine steigende Nachfrage nach den vielen Produkten, die in der Gefängnisgärtnerei angeboten werden, sagt Völkl. Ob Kohl oder Tomaten, Weißkraut oder Rote Beete, Spinat oder Gurken, Rettich oder Salat, Schnittblumen oder Topfpflanzen – „bei uns wissen die Kunden, wo die Produkte herkommen und wie sie produziert werden“, sagt Völkl.

Man könne sich bei Interesse sogar auf den Feldern nahe St. Johannis und an der Hagenstraße, wo Gemüse und Blumen angepflanzt werden, über die Anbaumethoden ein Bild verschaffen. „Unser großer Vorteil ist die Nähe der Anbauflächen“, sagt Völkl. Soll heißen, man könne den Kunden garantieren, dass die Produkte auf kurzen Wegen in die Regale gelangen. Das mag im Vergleich zu großen Supermärkten und Discountern ein Vorteil und für viele Kunden ein Anreiz sein. Trotzdem leidet die Kundenfrequenz in der JVA-Gärtnerei unter einem großen Problem: dem Preis. „Wir können die günstigen Angebote der Supermärkte nicht unterbieten“, beteuert Völkl.

Und noch ein zweites Manko mag Kunden vom Einkauf in der Gärtnerei abhalten: Die Öffnungszeiten. Wer am Samstag sein Gemüsefach aufladen will, hat in der JVA-Gärtnerei kein Glück. Der interne Ablauf in der JVA lässt es nicht zu, dass die in der Gärtnerei beschäftigten Gefangenen auch am Samstag arbeiten.

Aber einen Vorteil hat die Gärtnerei der JVA: Sie kann auch weit über das Maß, was voraussichtlich verkauft werden kann, produzieren. Denn was nicht über den noch provisorischen Ladentisch geht, wird in der Küche der JVA verarbeitet. Von 64.000 Kilogramm Gemüse, das im vergangenen Jahr geerntet wurde, wurden 30.000 Kilogramm für die Eigenversorgung genutzt. In Müllcontainern landen Produkte der JVA-Gärtnerei so gut wie nie.

Info: Die Gärtnerei ist von Montag bis Donnerstag von 7 bis 11.15 Uhr und von 12.30 bis 15.30 Uhr und am Freitag von 7 bis 14.30 Uhr geöffnet.