Neuer Standort, neue Möglichkeiten

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Die Preccon-Chefs Hartmut Lindner (rechts) und Dieter Ladegast (daneben) sehen an ihrem neuen Standort ganz andere Möglichkeiten. Nicht nur Präsentationen für Kunden, wie auf unserem Foto. ⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Man tritt Dieter Ladegast und Hartmut Lindner nicht zu nahe, wenn man sagt, dass sie erwachsen aussehen. Doch jetzt ist auch ihre Firma Preccon erwachsen geworden. Denn der Robotic-Spezialist ist zwölf Jahre nach seiner Gründung aus dem Gründerzentrum am Wolfsbacher Technologiehügel aus- und in einen neuen Unternehmenssitz in die Dieselstraße umgezogen. Wo die Chefs einiges vorhaben.

 
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1,2 Millionen Euro umfasst die gesamte Investition, die Lindner und Ladegast da anpacken. Dafür haben sie unter anderem einen Zweckbau mit insgesamt 1700 Quadratmetern Nutzfläche erworben – auf einem Gelände, das Platz für eine mögliche Erweiterung bietet. „Wir wachsen am und durch den neuen Standort“, sagen die Unternehmer, die zumindest räumlich fast zu ihren Wurzeln zurückkehren. Denn früher waren sie nur wenige Meter weiter bei Stäubli beschäftigt.

45 Mitarbeiter

Dann gründeten sie ihr Zweimann-Unternehmen, dessen Größe mittlerweile um mehr als den Faktor 20 gewachsen ist. 45 Mitarbeiter sind es heute, rund 15 davon kamen erst im vergangenen Jahr dazu. „Das Gründerzentrum war lange wirklich eine gute Heimat für uns. Aber an den Zahlen sieht man, dass wir dem jetzt entwachsen sind“, sagt Ladegast.

Neue Stufe für das Unternehmen

Entwachsen vor allem auch deshalb, weil man sich etwa seit 2009 vom reinen Dienstleister hin zum Anlagenbauer entwickelt. 500.000, vielleicht auch mal 700.000 Euro hat eine Anlage aus dem Hause Preccon bislang gekostet. Neue Projekte kommen jetzt auf 2,5 Millionen Euro und könnten später auch bis zu vier Millionen Euro teuer sein, sagt Lindner.

Der Platz am neuen Standort ermöglicht dabei unter anderem auch, dass künftig einzelne Teile selber gefertigt werden. Auch können die Anlagen hier erstmals montiert, von den Kunden in Augenschein genommen und nötigenfalls nachgebessert werden, ehe sie an ihren Bestimmungsort gehen. „Auch organisatorisch eine große Erleichterung für uns“, sagt Ladegast. Dabei bedeute die mechanische Fertigung an sich eine ganz neue Stufe für das Unternehmen.

Arzt für den Roboter

Der Anlagenbau ist eines von mittlerweile drei Standbeinen von Preccon. Zum Dienstleistungsgeschäft, das über eine Tochter weiterbetrieben wird, kommt noch die Eigenentwicklung IMS, ein System für Diagnose und Wiederherstellung von Robotersystemen. Vereinfacht ausgedrückt ein Gedächtnis, mit dem ein Roboter per Knopfdruck immer wieder in den zuvor programmierten Standardzustand zurückversetzt werden kann.

Das kann nach Wartungsarbeiten wichtig sein, oder wenn zum Beispiel mal ein Gabelstaplerfahrer nicht aufpasst, gegen einen Roboter fährt und so für eine Störung sorgt. „Dann spart das System bei der Fehlersuche und Wiederinbetriebnahme viel Zeit und damit Geld“, sagt Ladegast, und Lindner ergänzt lachend: „Das ist genauso, als wenn der Arzt seinem Patienten den Blutdruck misst und ihn gleich wieder völlig gesund macht. Da sind wir bei Robotern schon weiter als die Medizin.“

2017 habe man 15 solcher Systeme verkauft, in diesem Jahr sollen es schon mindestens 100 sein, und das Wachstum soll genauso exponentiell weitergehen. Stäubli jedenfalls hat damit begonnen, das System in einige seiner Roboter zu integrieren, auch mit den anderen großen Anbietern Kuka und ABB arbeiten die Bayreuther zusammen.

Top-Unternehmen als Kunden

Unter anderem Bosch, Daimler, Continental, VW und auch Tesla stehen auf der Kundenliste von Preccon. Geliefert wird bislang noch hauptsächlich innerhalb Deutschlands, aber Anlagen oder Anlagenteile gehen dann auch in die ganze Welt. „Immer wenn Roboter besonders präzise sein müssen, dann kommen wir ins Spiel“, erklärt Ladegast die Nische, in der sich das Unternehmen erfolgreich tummelt.

„Es geht um hoch komplexe Abläufe, da haben wir teilweise weltweit ein Alleinstellungsmerkmal“, ergänzt sein Kompagnon Lindner und erzählt wie zum Beweis folgende Begebenheit: Rolls-Royce habe einem Unternehmen einen Auftrag für Maschinen zur Oberflächenbearbeitung von Turbinenschaufeln für Flugzeugtriebwerke nur unter der Bedingung erteilt, dass bei der Robotertechnik Preccon mit im Boot ist. Wenn das nicht sehr nach erwachsen klingt.

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