Durch den Glauben Halt im Alltag finden

Betzenstein - Ihr Start fällt in eine der wohl schwierigsten Zeiten der jüngeren Vergangenheit. Dennoch ist sie voller Tatendrang und Ideen: Annalena Kühne ist seit Jahresbeginn Kinder- und Jugendpastorin des EC Betzenstein, des Jugendvereins der Landeskirchlichen Gemeinschaft.

Wie kommt die gebürtige Coburgerin, die in ihrem bisherigen Berufsleben schon viele Stationen auch im Ausland absolviert hat, ausgerechnet ins kleine Betzenstein? „Das hat sich eher so ergeben. Meine Stelle ist geteilt in 30 Prozent vor Ort und in 70 Prozent im EC Bayern, wo ich als Landesjugendpastorin wirke. Die Landeskirchliche Gemeinschaft Betzenstein hat sich auf diese 30 Prozent beim EC beworben und nach einigen Gesprächen haben beide Seiten festgestellt, dass es sehr gut passt“, sagt die 31-Jährige. Sie genieße die Ruhe in der Kleinstadt nach vielen Jahren in verschiedenen Stellen. „Ich habe mich nach einem Ruheort gesehnt. Den habe ich hier hoffentlich gefunden. Das bedeute natürlich nicht, dass sie nur zum Ausruhen hier sei, sagt Kühne schmunzelnd. „Ich wollte, wenn ich nach Hause komme vom Unterwegs sein im Landesdienst, an einen Ort kommen, wo ich wieder auftanken kann.“

Seit 16 Jahren ehrenamtlich aktiv

Annalena Kühne hat eine fundierte Ausbildung absolviert: Sie hat einen Bachelor of Arts (B.A.) in sozialer Arbeit, ist außerhalb Bayerns Diakonin und sie hat ein australisches Certifikat IV in Ministry. „Das zählt bei uns zwar offiziell nicht, hat mir aber eine gute Grundlage im theologischen Bereich ermöglicht.“ Ehrenamtlich ist Annalena Kühne schon seit 16 Jahren aktiv, im hauptamtlichen Dienst arbeite sie seit gut sechs Jahren. In Betzenstein hat Annalena Kühne drei Hauptaufgaben: die Betreuung der Action Kids, die momentan wegen Corona leider nicht als Präsenzveranstaltung stattfinden kann; der Teenkreis, der immer freitags um 19.30 Uhr derzeit ebenfalls nur online startet und der „Time Out-Gottesdienst“ immer am letzten Sonntagabend im Monat. „Es ist halt jammerschade, dass wir uns bei den meisten Aktivitäten nicht wirklich treffen können.“ Dabei ist Kühne Ansprechpartnerin für circa 20 bis 30 Kinder – „in normalen Zeiten“.

Ihr Hauptaugenmerk liege darauf, einen Blick zu haben auf die Teens, Jugendlichen und Kinder in deren Alltag und ihnen Angebote zu machen, die ihnen Freude und Hoffnung bringen. Kühne: „Das machen wir zum einen durch einen Online-Teenkreis und zum anderen dadurch, dass sich die Kinder einmal in der Woche einen Brief an der Kirche abholen können.“

Die Kirche im 21. Jahrhundert scheint für immer mehr Menschen keine Alternative und ernst zu nehmende Institution mehr zu sein. Was können die evangelische Kirche und ihre Mitarbeiter gegen diese Entwicklung tun? „Es ist total wichtig, dass Kirche und Gemeinde Räume sind, in denen jeder Platz hat und in dem sich jeder willkommen fühlt.“ Genau das habe sie am eigenen Leib in anderen Gemeinden und in ihrem Studium erleben dürfen. „Gemeinde muss ein Raum sein, in dem man sich zu Hause fühlt, angenommen wird mit all den Fehlern und Macken, und wo man seine Begabungen und Fähigkeiten einbringen und ausprobieren kann“, sagt Annalena Kühne. Gemeinde sei für sie ein Ort, wo man Fehler machen dürfe und auch lerne, wieder aufzustehen. „Gemeinde ist auch ein Ort, wo mein Vertrauen auf Jesus wachsen kann und gestärkt wird. Gemeinde ist ein Ort für nicht perfekte Menschen, die sich nach mehr im Leben sehnen. Und schließlich ist Gemeinde ein Ort, wo Menschen Hoffnung finden“, erklärt die Jugendpastorin, was ihr wichtig ist in ihrer Arbeit und was den Glauben ausmachen sollte.

„Es ist auch total wichtig, dass wir als Kirchengemeinde offen sind für die Menschen, dass wir nicht nur auf unseren Kirchturm und auf die Leute, die zu uns kommen, schauen. Wir müssen viel mehr auch auf die Menschen ‚draußen’ achten.“ Ihr Vorschlag an die Mitarbeiter wäre immer zu überlegen, was man als Gemeinde, als Team für das Dorf tun könne und dies dann möglich zu machen. „Glaube ist noch genauso relevant wie vor ein paar hundert Jahren. Solange es Menschen gibt, die auf der Suche nach Mehr sind oder sich Fragen über den Sinn des Lebens stellen, wird es den Glauben geben“, ist Kühne überzeugt.

In Betzenstein erlebe sie ein sehr positives und gutes Miteinander mit der Kirchgemeinde. Gemeinsam nutze man das Gemeindehaus und arbeite an verschiedenen Stellen zusammen. Dazu zähle zum Beispiel der regelmäßig stattfindende Begegnungsgottesdienst sowie die Mitarbeit beim Konfi-Kids und Konfi-Unterricht. In der kurzen Zeit ihres Hierseins habe sie noch keine negativen Strömungen oder aufzuarbeitende Fehler festgestellt. Lediglich der Internetauftritt sei verbesserungswürdig. „Das werden wir aber auch in den Griff bekommen.“

Ihr Herzensanliegen sei es, dass Menschen die Liebe Jesu ganz nah erfahren und dass sie das in Gottesdiensten und im Leben auch immer wieder erleben dürften. „Konkret wünsche ich mir, dass der TimeOut- Gottesdienst junge Erwachsene und Familien anspricht und wir dadurch mehr Menschen in Betzenstein erreichen können.“ Annalenas ganz persönlicher Traum ist es, mit einem ausgebauten VW-Bus eine Europatour zu unternehmen. „Mein größter Wunsch ist aber, dass Menschen Hoffnung im Glauben und dadurch Halt finden für ihren Alltag.“

Info: Entschieden für Christus (EC) ist eine internationale überkonfessionell-christliche Jugendbewegung evangelikaler Prägung, die in über 60 Ländern arbeitet. Ihre Aufgabe sieht sie in der Weiterverbreitung der christlichen Botschaft im evangelikalen Verständnis. Dies geschieht weitgehend durch die ehrenamtliche Tätigkeit Jugendlicher und junger Erwachsener, die sich meist in Kleingruppen treffen. Unterstützt werden sie von hauptamtlichen Referenten wie Annalena Kühne. In Deutschland ist der EC mit 35 anderen Verbänden Mitglied im Bundesverband Kulturarbeit in der evangelischen Jugend e.V.