Neue Einheit gegen den Terror

Von Andrea Pauly

Wenn es Hinweise auf einen terroristischen Anschlag gibt, rückt die deutsche Eliteeinheit GSG 9 aus. Ihre Aufgabe ist es, den Angriff zu verhindern und den Täter zu stellen. Damit ist es aber nicht getan: Eine neue Einheit der Bundespolizei, die seit Montag auch in Bayreuth im Dienst ist, ist das Unterstützungskommando für die Eliteeinheit.

 
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Die Anschläge von Paris im November 2015 waren der Anlass für Bundesinnenminister Thomas de Maizière, die neue Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit plus (BFE+) der Bundespolizei ins Leben zu rufen. Sie unterstützt die GSG 9 in Extremlagen: Die Bundespolizisten richten Absperrungen ein und kontrollieren sie, halten und evakuieren eingenommene Gebäude, koordinieren die Logistik, sichern Tatorte und versorgen im schlimmsten Fall Verletzte. Dabei bedenken sie, dass die Täter militärisch ausgestattet und ausgebildet sind. Außerhalb solcher Einsätze verrichten die Kollegen der BFE+ ihren normalen Dienst bei der Bundespolizei. Die Beamten sind immer dann im Einsatz, wenn sie mit gewalttätigen Ausschreitungen rechnen müssen: bei schwierigen Wohnungsdurchsuchungen, politischen Versammlungen oder auch bei Fußballspielen.

Lehrgang bei der GSG 9

Ihr Spezialwissen hat die neue Einheit bei der GSG 9 bekommen. Die Bundespolizisten haben ein achtwöchiges Training mit speziellen Schießausbildungen, Taktiken in Gefahrenlagen, Observation, Kontrollen, politischer Bildung, aber auch Notfallmedizin für anschlagstypische Verletzungen absolviert. Die Ausbildung in zwei Blöcken ist nun abgeschlossen, am Montag erhielten die Beamten – darunter einige von anderen Standorten – ihre Zeugnisse.

Wagemutig, besonnen, teamfähig

Der Kommandeur der GSG 9, Jerome Fuchs, gratulierte den Beamten der BFE+: „Sie sind Profis“. Er betonte, dass die innere Einstellung elementar für den Einsatz in schwierigsten Lagen sei. Durch die Fortbildung könnten die Einsatzkräfte nun besser und effektiver reagieren als andere Einheiten. Wer in der BFE+ mitarbeitet, „muss mehr wagen, aber dabei besonders besonnen sein. Er muss mehr leisten wollen und jederzeit diszipliniert sein“, zählt Friedrich Eichele, der Präsident der Direktion der Bundesbereitschaftspolizei, die nötigen Fähigkeiten auf. „Und er muss ein absoluter Teamplayer sein“, ergänzt GSG 9-Kommandeur Fuchs.

Fuchs: "Das ist erst der Anfang"

Rund 50 Beamte sind am Standort Bayreuth in der neuen Einheit, die nach Blumberg und Sankt Augustin die dritte bundesweit ist. Bis zum G20-Gipfel im nächsten Jahr sollen in Hünfeld in Hessen und in Uelzen in der Lüneburger Heide zwei weitere Einheiten ihren Dienst aufnehmen. Und sie werden sicher nicht die letzten sein: „Das ist erst der Anfang“, sagt Fuchs. So lange die abstrakte Terrorgefahr in Deutschland weiter bestehe, seien auch BFE+-Kräfte erforderlich, ergänzt der Bayreuther Abteilungsführer Polizeidirektor Dieter Hader. Thomas Plank, Leitender Polizeidirektor im Bundespolizeipräsidium in Potsdam, bezeichnet die neue Einsatzgruppe als positives Beispiel dafür, dass die Politik willens sei, im Kampf gegen den Terror zu investieren.

Die Truppe ist bereit, das Material noch nicht

Eichele bezeichnete die schnelle Einrichtung der neuen Abteilung als „ein kleines Wunder“ – gerade einmal ein Jahr hatte es gedauert, bis die erste Abteilung ihren Dienst aufnahm. Bis dahin galt es, die genauen Aufgaben zu bestimmen, das passende Personal auszuwählen sowie die Ausbildung festzulegen und umzusetzen. Denn ein polizeiliches Vorbild für die neue Einheit gab es nicht. Die Bundespolizei war mit der Umsetzung schneller als die bürokratischen Mühlen mahlen: Denn zum Teil fehlt es noch an Ausrüstung wie Waffen und Fahrzeugen. „Das, was wir brauchen, gibt es nicht im Regal“, begründet Friedrich Eichele. Manches muss europaweit ausgeschrieben werden, manches wird eigens für die neue Einheit produziert. Das dauert. „Wir sind aber einsatzbereit“, betont er. Geräte und Waffen seien ohnehin nachrangig – entscheidend seien die Menschen, die diese benutzen, und deren Ausbildung.

Im Fokus des Bundesinnenministeriums

Plank kündigte an, dass die neue Einheit sowohl im Fokus des Bundespolizeipräsidenten als auch des Bundesinnenministers stehen werde. Letzterer entscheidet über die Einsätze. „Ich hoffe, dass wir Sie nie brauchen werden“, sagte Plank zu den Beamten.

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