Neue Brücken hingeschoben

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Wenn die beiden Brücken in Funkendorf eingeschoben sind, kann Werner Schnabel erst mal durchatmen und etwas ruhiger schlafen. Er ist der Bauüberwacher bei der Deutschen Bahn, der dafür sorgt, dass an der Gemeindeverbindungsstraße nach Naslitz und am Wirtschaftsweg ein paar Hundert Meter weiter, alles klappt, die alten Brücken abgerissen und die neuen eingebaut sind. Samstagabend war es so weit.

 
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Überall sind riesige Baumaschinen unterwegs und auf der grünen Wiese quasi stehen die beiden gewaltigen neuen Teile. Dort wurden sie gebaut und nun im sogenannten Verschubverfahren an Ort und Stelle gebracht. „Eigentlich ist das hier eine ganz normale Maßnahme“, sagt Schnabel und faltet den Plan in seinem Bürocontainer auseinander. Der Zustand der alten Brücken – sie stammen aus den 1870er Jahren – war schon ziemlich marode. Schon seit rund 30 Jahren gibt es im Gemeinderat die Diskussionen über einen Neubau, schätzt Bürgermeister Hans Freiberger. Bei jeder Brückenüberprüfung wurde von der Bahn darauf gedrungen, dass etwas geschehen muss. Mitte März dieses Jahres war es nun soweit.

30 Meter weit verschoben

Die beiden Bauwerke an der Bahnstrecke von Nürnberg nach Schirnding werden im Maßstab 1:1 ausgetauscht. Während die Brücke an der Gemeindeverbindungsstraße eine lichte Breite von 4,50 Metern und Höhe von 3,66 Metern hat, sind es bei der anderen 4,50 Meter lichte Breite und 3,82 Meter Höhe. Die Gesamtlänge eines Bauwerks beträgt rund 18 Meter. Es ist viel Stahl drinnen, auf 800 bis 1000 Tonnen Gewicht kommt jede Brücke. Ende vergangener Woche stehen beide Brücken fertig gebaut auf den Verschubbahnen da, am Samstagabend werden sie per Hydraulik angehoben und rund 30 Meter weit an ihren vorgesehen Platz geschoben. Zuvor wurden in der Nacht auf Samstag die beiden alten Brücken abgerissen. „Normalerweise sind wir näher dran“, erklärt Schnabel. Aber es sollte den Landwirten die Möglichkeit gegeben werden, weiter zwischen Bahnschiene und neuen Brücken durchzufahren, während die Maßnahme läuft. Das Verschieben ist das übliche Verfahren, bei solchen Maßnahmen, sagt der Bauingenieur. Es ist wesentlich einfacher und schneller, als wenn man auf der bestehenden Bahnschiene eine Hilfsbrücke errichten muss. Hier müsste immer ein Gleis gesperrt werden, was wieder umständlicher ist.

Boden musste ausgetauscht werden

Es war nicht immer einfach bisher, sagt Schnabel, denn man hatte viel mit Wasser zu tun. „Das ist hier ein ziemlich nasses Gebiet“, so der Bauüberwacher weiter. Da das Gelände an der betreffenden Stelle sehr tief liegt, hatte man ständig mit dem Wasser zu tun, das aus den Drainagen der benachbarten Felder kam. Um Stabilität zu gewährleisten, musste auch teilweise der Boden ausgetauscht werden. Zwischen 800 und 1000 Tonnen Erde wurden pro Brücke etwa bewegt. Und auch am Samstagnachmittag macht das Wasser Probleme. Genau an der Stelle, wo das Bauwerk stehen soll, ist der Boden nicht stabil genug und muss ausgetauscht werden. Der Einschub verzögert sich dadurch bis in die Abendstunden.

Bauwerke werden hinterfüllt

Jetzt werden beide Bauwerke hinterfüllt, etwa 3500 Tonnen Füllmaterial pro Brücke werden es sein, schätzt er. Immer in 30 Zentimeter-Schichten, die dann mit Rüttelwalzen verdichtet werden. Dann kommt eine Planungsschutzschicht drauf, um das Wasser abzuleiten. Auf eine Länge von 25 Meter in jede Richtung kommen Schienenschotter und Schwellen drauf. „Es dürfen nur zertifizierte Materalien, die dem Transeuropäischen Netz entsprechen, aufgebracht werden“, erläutert Schnabel. Gleichzeitig müssen die abgerissenen Materialien – Schienen, Schotter, Erde – sorgfältig getrennt entsorgt werden. Für den Abriss und die Verschiebung der beiden Brücken wurde die Strecke zwischen Schnabelwaid und Kirchenlaibach gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Montagabend soll der Zugverkehr wieder laufen.

Gemeinde macht Entwässerungsmaßnahmen

Die Baufirma setzt noch einen provisorischen Schacht, der über den Winter das Wasser ableiten soll. „Die Entwässerungsmaßnahmen und den Straßenbau macht die Gemeinde selber“, sagt der Bürgermeister. Die Kosten hierfür trägt die Bahn und Freiberger hofft, dass sie unter 100.000 Euro bleiben, denn dann braucht es keine Förderung von der Regierung und an der Gemeinde selber bleiben keine Kosten hängen. Die Gesamtkosten für den Brückenbau schätzt er auf rund zwei Millionen Euro. „Genaue Zahlen gibt es aber erst nach Abschluss der Maßnahme“, sagt er. Er hofft, dass im Laufe nächsten Jahres alles fertig ist. Schnabel geht davon aus, dass seine Tätigkeit mit der Überwachung des reinen Brückenbaus zeitgemäß bis Ende Oktober abgeschlossen ist. Dann wartet schon das nächste Projekt auf ihn. Die beiden neuen Brücken in Funkendorf sollen 80 bis 100 Jahre halten. Die erste Überprüfung wird in etwa vier Jahren sein.

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