Neudrossenfeld/Himmelkron Firma baut Büro für ukrainische Flüchtlinge um

Werner Reißaus
Ein Hilfstransport wird mit der Beladung auf den Weg gebracht. Rechts Bürgermeister Gerhard Schneider, der sich über die Hilfsbereitschaft seiner Himmelkroner Bürger freute. Oben auf der Ladefläche Sven Kosater. Foto: /Reißaus

Meist kommen geflüchtete Menschen in Wohnungen oder Privathäusern unter. In Neudrossenfeld ist das anders. Dort hat sich ein Firmenchef etwas einfallen lassen, um einer Familie Schutz zu gewähren.

 
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Die Hilfsbereitschaft für die Geflüchteten aus der Ukraine ist in der Region nach wie vor groß. Das gilt nicht nur für Privatleute, sondern auch für Unternehmen im Landkreis Kulmbach. Die Firma Kollin aus Neudrossenfeld hat beispielsweise kurzerhand ihre Büroräume zusammengelegt um Platz für Familie aus der Ukraine zu schaffen. Insgesamt werden so drei Appartements für Geflüchtete zur Verfügung gestellt.

Geschäftsführer Olav Kollin erzählt, was ihn dazu bewegte: „Wir wollten helfen, als wir die Bilder aus dem Kriegsgebiet sahen. Man kann sich vermutlich nur ansatzweise vorstellen, wie es einem selbst dabei gehen würde. Ich habe selbst drei Kinder und kann es mir nicht vorstellen, sie alleine mit meiner Frau fliehen zu lassen.“ Er wolle dafür auch keine Miete vom Staat gezahlt bekommen betont Kollin, schließlich hätte sein Unternehmen während der Pandemie ja auch Unterstützung vom Staat erhalten. Jetzt sei es an der Zeit, wieder etwas zurückzugeben und damit im besten Falle auch andere zu animieren, zu überlegen wo und wie man noch helfen könne.

„Als der Krieg in der Ukraine losging wurden unsere Sorgen im Vergleich zu denen, die Geflüchtete aufnehmen, richtig klein. Ich glaube, die Familie war erst einmal froh, dass sie in Sicherheit war“, erzählt Kollin. Der Geschäftsführer erinnert sich an die Ankunft des Ehepaares mit ihren vier Kindern und Tamara, der Mutter des Ehemanns: „Als sie hier ankamen hatten sie einen unglaublich leeren Gesichtsausdruck, weder Angst noch Freude oder Trauer war darin zu erkennen. Wir wissen bis heute nicht, was sie erlebt haben und wir haben uns auch noch nicht getraut nachzufragen.“

Die drei Mädchen, Mariie, Gloriia und Viktoriia (zwölf, 13 und 15 Jahre), haben alle ihre Freunde verlassen müssen und wohl ein großes Stück von ihrer Jugend verloren. Die ehemaligen Büros im Obergeschoss des Firmengebäudes wurden zu Wohn- und Schlafzimmern mit Küchen und Bädern umgebaut. „Wir haben unheimlich viel Hilfe von unseren Mitarbeitern bekommen, aber auch von Familie, Freunden aber auch vielen Fremden. Es wurden Möbel und Betten gespendet, daneben auch Kleidung und Spielzeug. Die Bereitschaft zu helfen, ist riesengroß“, erzählt Kollin.

Da die Familie russisch spricht, konnte eine Mitarbeiterin die Kommunikation mit der Familie übernehmen. Sie begleitete die Familie auch ins Rathaus zur Anmeldung und versucht ihnen im alltäglichen Leben so gut es geht zur Seite zu stehen: „Ich freue mich, dass ich mit meiner Sprache beim Übersetzen helfen kann. Die Familie ist dafür auch sehr dankbar. Schwierigkeiten treten allerdings schon bei für uns einfachen Dingen, wie das Lesen eines Busfahrplans auf.“

Nach einer Woche Aufenthalt in Neudrossenfeld gab das Ehepaar Igor (38) und Rozalina (34) zu verstehen, dass sie sich allmählich an die für sie ungewohnte Situation gewöhnen und sehr dankbar sind, dass sie hier aufgenommen wurden. Die Hoffnung, dass der Krieg in der Ukraine bald vorbei ist und sie wieder unversehrt in den Heimatort zurückkehren können, ist bei der Familie groß.

In Himmelkron machten sich in den vergangenen beiden Wochen jeweils zwei Transportfahrzeuge auf die Fahrt zur polnisch-ukrainischen Grenze, um dort wichtige Lebens- und Hygienemittel für den täglichen Bedarf abzuliefern. Die Beladung erfolgte im Hof des Himmelkroners Sven Kosater und die Kontakte stellte der Ukrainer Ivan Perhatyy her, der seit 2007 mit seiner Familie in Himmelkron wohnhaft ist.

Mit dabei auch Thomas Ferdinand und Daniel Kohl, die sich bereit erklärten, mitzuhelfen und auch abwechselnd als Fahrer fungierten. Bürgermeister Gerhard Schneider, der ein Transportfahrzeug der Feuerwehr Lanzendorf bereitstellte: „Mit der Aktion kann man sich nur freuen, dass es bei uns diese große Hilfsbereitschaft gibt und damit weitere Hilfstransporte in Richtung der Ukraine gehen können. Von der Kindernahrung über Windeln, Kleidung, Nahrungsmittel für den täglichen Bedarf bis hin zur Tiernahrung. Ich finde es großartig, was alles auf den Weg gebracht wird und ich kann nur den Spendern herzlich danken, aber auch den Personen, die den Hilfstransport mit ihrem ehrenamtlichen Einsatz ermöglichen.“

Sven Kosater ergänzt zu dem Thema: „Sogar ein Transporter aus Frankfurt brachte uns Medikamente im Wert von rund 25 000 Euro für die Ukraine.“

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