Neu auf der Luisenburg Bleibt alles anders beim „Watzmann“

Die Alpenromantik-Satire von Wolfgang Ambros feiert im Juli auf der Luisenburg Premiere. Allerdings soll im Fichtelgebirge einiges anders laufen als in dem 50 Jahre alten Original.

 
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Statt als Mario Kopper im Tatort Ludwigshafen zu ermitteln, haut Schauspieler Andreas Hoppe als Watzmann­ junior erstmals bei den Luisenburg-Festspielen im Fichtelgebirge auf die Pauke. Foto:  

Die Messlatte hängt hoch: „Schräger! Größer!! Besser!!! Watziger!!!!“: So wirbt die Luisenburg seit Monaten für ihre Neuinszenierung des Rusticals „Der Watzmann ruft“, die ab 4. Juli auf der Festspielbühne im Fichtelgebirge läuft. In der Reihe „Dramaturgie im Gespräch“ erklärten die Verantwortlichen am Montagabend im Wunsiedler Lokal „Zum Bernhard“, was Wolfgang Ambros’ Satire auf Alpenromantik und Heimatkitsch von 1974 bis heute so beliebt macht und wie sich die große Produktion auf der Felsenbühne von der kleinen unterscheidet, die 2021 im Labyrinth lief.

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Gewicht und Tiefe

Ebenso wenig wie Co-Regisseur Robert Draxler will Regisseur Peter Hohenecker das Rustical auf den „Kabarettisten-Ulk“ der ursprünglichen Inszenierungen beschränken, sondern herausarbeiten, wie viel Gewicht und Tiefe Ambros unterhaltsame Satire besitze. Denn in dem Stück stecke eine große Vater-Sohn-Kontroverse. „Eine zeitlose Geschichte über das Erwachsenwerden.“ Aus dieser Coming-of-Age-Story lasse sich ernsthaftes Theater machen. Natürlich bleibe der Witz drin. „Wir setzen mit zwei Knechten sogar noch einen drauf“ , versprach Hohenecker.

Eine neue Spange

Im Gegensatz zum Original gebe es außerdem eine Spange, die das Stück zusammenhalte: Die neue Figur des Watzmanns junior, gespielt von Andreas Hoppe. Bekannt machte diesen Schauspieler seine Rolle als Mario Kopper im Tatort Ludwigshafen. 21 Jahre lang, bis 2018, ermittelte er an der Seite von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts). Inzwischen taucht Hoppe vom „Traumschiff“ über Pilcher-Filme und Krimis in verschiedenen Fernsehsendungen auf. im Außerdem setzt er sich für nachhaltige Ernährung und bedrohte Tiere ein.

Das „weiße Schaf“

Auf der Luisenburg gastiert Hoppe in dieser Saison zum ersten Mal. Als Erzähler Harry Watzmann gibt er „das weiße Schaf der Familie“, das allerdings nicht nur nette Seiten habe, sagt Hohenecker. „Aber er bemüht sich, den Leuten Gutes zu tun“, verteidigt Hoppe seine Figur.

Schon vor drei Jahren ersetzte der Regisseur die verführerische Gailtalerin in Wunsiedel durch den Gailtaler Tim. Wie damals will Hohenecker, Ehemann der künstlerischen Luisenburg-Leiterin Birgit Simmler, den Tim auch in dieser Saison selbst spielen. Warum der Wechsel von Frau zu Mann? In den 70er-Jahren sei ein Mann mit Plastik-Brüsten und blonder Perücke als lustig empfunden worden – heute fühlten sich Trans-Menschen davon lächerlich gemacht, erklärte der Regisseur. „Das braucht es nicht, um komisch zu sein.“ Im Gegenteil: Die Gailtalerin als Mann öffne neue dramaturgische Türen.

Bub wird zum Held

Deutlich mehr Gewicht als 2021 kriegt in der diesjährigen Inszenierung die Figur des Bubs, also des Sohnes. Größer und stärker schaffe er die eigentliche Heldenstory, erklärte Hohenecker. Dieser Regisseur, erklärte Luisenburg-Kommunikationschef Christof Kaldonek, brachte in den vergangenen zwei Spielzeiten das Musical „Sister Act“ „als eine der erfolgreichsten Produktionen in den letzten 100 Jahren“ auf die Freilichtbühne. Wie beim bisherigen Publikumsliebling will Hohenecker die Profi-Tänzer von talentierten Ballettschülerinnen ergänzen lassen.

„Zentralfriedhof“ erkennbar

Das Original schlug vor 50 Jahren auch wegen seines eingängigen, neuen Sounds ein, der Rock-Musik mit bayrischer Folklore verbindet. In Österreich sei nach Falco Ambros’ Konzeptalbum das meistverkaufte ever, sagte Kaldonek. Der typische Ambrossche Grundsound – sogar samt Versatzstücken aus dem „Zentralfriedhof“ – lasse sich auch im „Watzmann“ erkennen, finden die Verantwortlichen. Für die Luisenburg beauftragten sie Johannes Moritz aus Leipzig mit einem Neu-Arrangement.

Grooves sollen rein

Etliche bekannte Melodien klängen in Wunsiedel anders als im Original, erklärte Musikchef Stefan Wurz: Denn in der Luisenburg-Neuinszenierung fehle das Klavier. Stattdessen gäben Rock-Gitarre, Akkordeon und Trompete den Ton an. Hinzu komme als Special Act Conni Müller als Soundartistin und DJane. Unter anderem spiele sie mit Dingen aus der Natur. „Wir treiben dem Stück die Behäbigkeit aus und bringen Grooves rein“, versprach Hohenecker. Auch das unterscheide die neue Inszenierung deutlich von der Hauruck-Produktion des Jahres 2021 im Felsenlabyrinth. Dazu trage heuer die „Female-Band“ aus „sechs musikalisch richtig guten Frauen“ bei, die ein Gegengewicht zu den männlichen Hauptdarstellern des Stücks schufen.

Zwei Geheimnisse verraten

Außerdem soll es im neuen „Watzmann“ eine Überraschung geben, die allerdings während des Dramaturgie-Gesprächs des Öfteren ausgeplaudert worden ist. Mehrmals fiel „Mariachi“, was eine typisch mexikanische Musikformation bezeichnet. Noch ein zweites, bislang gut gehütetes Geheimnis hat Peter Hohenecker im Eifer des Gefechts im „Bernhard“ ausgeplaudert: Nächstes Jahr soll auf der Luisenburg das Musical „West Side Story“ laufen.