Film über die Region Schwarzstörche und eine schöne Aue

Astrid Löffler
Wie gemalt wirkt hier die Pegnitzaue: Bäume, Wege, Wiesen und der Fluss bilden reizvolle Muster, die der Hobbyfilmer Georg Bock mit der Drohne eingefangen hat. Foto: Georg Bock Foto:  

Der Bronner Naturfilmer Georg Bock zeigt in „Eine Reise vor die Haustür“ die Welt aus ungewohnten Blickwinkeln.

 
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Vom Obermain bis in den Aischgrund, vom Veldensteiner Forst bis hin zu den Pegnitzauen war der Bronner Naturfilmer Georg Bock für sein neuestes Werk „Eine Reise vor die Haustür“ unterwegs. Sein Antrieb: der Pandemie ein Schnippchen schlagen und die Welt aus ungewohnten Blickwinkeln zeigen. „Von unten ahnt man oft nicht, wie spektakulär die Vogelperspektive ist“, berichtet der 72-Jährige. „Das Projekt ist losgegangen, als man nur noch mit angezogener Handbremse unterwegs sein konnte.“

Gezählt hat er sie nicht, aber 150 Amateurfilme habe er in den vergangenen bald vier Jahrzehnten bestimmt gemacht, schätzt Bock. Darunter sind private Filme von Hochzeiten, aber auch preisgekrönte, wie „Geheimnisvolle Pegnitzauen“ und „Veldensteiner Forst“. Den nahe gelegenen Wald kennt der Bronner sehr gut, weiß, wo er dort mit hoher Wahrscheinlichkeit Hirsche, Wildschweine und andere Tiere zu Gesicht bekommt. „Wenn ich da ein, zwei Stunden am Waldrand sitze und warte, kann ich richtig die Seele baumeln lassen“, erzählt Bock.

Auch Schwarzstörche hatten sich dort niedergelassen; seitdem aber ein Jäger seinen Hochsitz just unter den Horst gestellt hatte, wird er von Meister Adebar nicht mehr besucht. Vor dem Hintergrund, dass in der Gegend Windräder gebaut werden sollten, haben seine Beobachtungen für Bock zumindest einen faden Beigeschmack. In jedem Fall steht für ihn fest: „Der Mensch greift viel zu sehr in die Natur ein.“

Fluch oder Segen?

Gut könne er sich noch an seine Freude über seine ersten Filmaufnahmen von Bibern erinnern, resümiert der Senior. Wenn er aber heute die Schäden sehe, die die geschützten Nager teils anrichteten, werde ihm bange. Ähnlich gehe es ihm mit den Fischottern und den geplünderten Teichen, die die Teichwirte an ihre Grenzen bringen, oder der – in seinen Augen inzwischen leider überlaufenen – Fränkischen Schweiz.

Seinen Streifen „Bei uns in der Fränkischen Schweiz“, der das beliebte Ausflugsgebiet im Wechsel der Jahreszeiten porträtiert, würde er so heute wohl nicht mehr angehen. „Weil dort schon so viel los ist, dass es nicht mehr gut ist“, stellt der Bronner fest. Das richtige Maß zu finden, sei nicht einfach, wie er aus eigener leidvoller Erfahrung weiß.

So habe er es in seinem früheren Beruf als Verkaufsleiter in einem Autohaus nicht geschafft, die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu halten. Nach einem schweren Burnout ging der gebürtige Pegnitzer vorzeitig in den Ruhestand und hatte dann endlich Zeit für sein Hobby. Aus heutiger Sicht stellt er fest: „Die Naturfilmerei hat mich wieder gesund gemacht.“

Neuerdings widmet sich Bock in seinen Ein-Mann-Produktionen, für die er sich lediglich Unterstützung durch einen professionellen Sprecher holt, auch kritischeren Themen, etwa der Nitrat-Belastung des Grundwassers („Schatten im Paradies“) und den Folgen von extensiver Tier- wie Landwirtschaft in Neuseeland, insbesondere der damit verbundenen massiven Ackerdüngung. Bezeichnend für den weit gereisten Bronner, der unter anderem bereits je vier Mal in den USA und Australien war, ist, dass er auch fern der Heimat die Dinge hinterfragt und dann stets gerne wieder nach Franken zurückkehrt: „So tolle Sachen man im Ausland sieht, genauso gerne bin ich wieder da.“

Wer sägt am Ast?

Dass sich die Jungen jetzt verstärkt der Umweltproblematik widmen, findet der Senior gut. Denn: „Unsere Generation wird es nicht mehr richten können.“ Trotzdem mahnt er, beispielsweise den eigenen Fleischkonsum zu überdenken, um den Klimawandel nicht noch weiter zu befeuern. Auch zu dem Themenkomplex hat er einen passenden Film und ihn betitelt: „Wer sägt am Ast, auf dem wir alle sitzen?“

In den bald 40 Jahren, in denen Bock nun schon Animateurfilme macht, hat sich eine technische Revolution ereignet: Stundenlang musste er früher Material auf Videokassetten sammeln, „bis man halbwegs etwas zusammengebracht hat“, heute helfen ihm zwei Drohnen und eine Wildkamera mit automatischen Aufnahmen. Im Gegenzug habe es nun gedauert, bis er sich ein gutes, digitales Schnittsystem beigebracht hatte und auch die Steuerung der Drohnen erfordere viel Übung.

„Über all die Jahre hatte ich bestimmt 50 bis 60 Kameras“, blickt Bock zurück. Er hat sich selbst einen Kamerakran und einen Slider für langsame Bodenaufnahmen gebaut; heute verwendet er dafür seinen kleinen, 249 Gramm leichten Quadrocopter, der fast überall fliegen dürfe und den er schon mal alleine in die Nähe schickt, um gute Aufnahmen von den besonders scheuen Eisvögeln zu bekommen, die an Pegnitz, Wiesent und im Klumpertal heimisch sind. Mit diesem beschäftigt sich übrigens sein nächstes Filmprojekt.

INFO: Wer sich „Eine Reise vor die Haustür“ anschauen mag, hat dazu unter anderem Gelegenheit im Blauen Haus in Bronn am Samstag, 28. Januar, ab 20 Uhr. Außerdem plant Bock eine weitere Vorführung im Februar in Pegnitz, veranstaltet vom Fränkische Schweiz-Verein, sowie eine „Sommerfilmnacht im Steinbruch“ zwischen Bronn und der B 2.

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