Nächstes Kapitel im Wasserstreit mit der Juragruppe: Kritik in der Ortschaft an schlechter Informationspolitik Der Streit ums saubere Wasser

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So richtig blumig geht es in Leups im Moment nicht zu. Der Wasserstreit durch den Befreiungsantrag eines Landwirts und dessen juristische Auseinandersetzung mit der Juragruppe belasten den Dorffrieden. Mit dem schmucken Ortsbrunnen hat das nichts zu tun - aber sehr wohl mit dem Thema Brunnen an sich: Der Landwirt will seinen eigenen bohren und daraus seinen Wasserbedarf decken. Foto: Ralf Münch Foto: red

Der Dorffrieden leidet:  Erneut geht es um die eigene Wasserversorgung, wieder um Vorwürfe gegen den Wasserversorger Juragruppe. Jetzt hat der CSU-Ortsverband seine Meinung bekundet. In einem offenen Brief an Bürgermeister Uwe Raab. Das Verhalten des Wasserzweckverbandes sei nicht nachvollziehbar, heißt es da.

 
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Der CSU-Ortsvorsitzende Otto Lodes spricht von „erheblicher Verunsicherung“ in der Bevölkerung. Auch, weil die Stadt bisher jegliche Stellungnahme unterlassen habe. Und verweist auf Äußerungen von Juragruppen-Werkleiter Hans Hümmer in der Kurier-Berichterstattung vom Mai.

Erst soll Gericht entscheiden

Hümmer hatte das Leupser Wasser als „grundsätzlich krank“ bezeichnet. Weil es mit coliformen Keimen belastet sei. In die sanierungsbedürftige Wasseranlage werde der Zweckverband erst investieren, wenn gerichtlich geklärt sei, ob der Antrag eines Landwirts auf Befreiung vom Benutzungszwang durchgeht oder nicht.

Eigener Brunnen soll es sein

Der Landwirt will einen eigenen Brunnen bohren, er nimmt laut Hümmer rund 40 Prozent des gesamten in Leups verbrauchten Wassers ab. Falle diese Menge weg, sei das Leitungssystem nicht mehr ordnungsgemäß zu betreiben.

Eigene Versorgung erhalten

Diese Vorgehensweise sei nicht tragbar, findet die örtliche CSU. Denn, so Lodes: „Es handelt sich bei Wasser um ein lebensnotwendiges Nahrungsmittel, das nicht umsonst bestimmten Auflagen unterliegt.“ Nicht zuletzt diene das lokale Trinkwasser ja auch der Herstellung von Bier in der einheimischen Brauerei und indirekt auch der Milcherzeugung.

Dringender Handlungsbedarf?

Daher sei dringender Handlungsbedarf gegeben, der von der Juragruppe „konstruierte Kausalzusammenhang“ zwischen fehlendem Gerichtsurteil und verzögerter Sanierung „ist für uns nicht ersichtlich“. Der CSU wie „mit Sicherheit allen Leupser Bürgern“ sei am Erhalt der eigenen Wasserversorgung gelegen. Eine schlechte Informationspolitik habe – „beabsichtigt oder nicht“ –, Zwist unter den Bürgern erzeugt, „Teile der Bevölkerung wurden gegeneinander aufgebracht“.

Lösungen müssen her

Lodes verweist auf die zahlreichen Bürgerdialoge mit Bürgermeister Uwe Raab im ganzen Stadtgebiet Mit Blick auf die Bedeutung des Thema für die Leupser sollte daher eine Bürgerversammlung anberaumt werden, in der über den Sachstand informiert und Lösungsansätze für den langfristigen Erhalt des Leupser Wassers aufgezeigt werden.

Brauer: Weiches Wasser gut fürs Bier

Einer, der großes Interesse daran hat, ist Braumeister Stefan Wolfring von der Brauerei Gradl. Das weiche Leupser Wasser sei wichtig für ihn – denn schließlich bestehe Bier nun einmal nur aus drei Komponenten und da spiele das Wasser eine entscheidende Rolle für den Charakter des Bieres, so Wolfring im Kurier-Gespräch. Und dieses Bier genießt bekanntlich seit Jahrzehnten Kultstatus. Hans Hümmer und Manfred Thümmler, Vorsitzender des Wasserzweckverbandes, wundern sich über den erneuten Vorstoß.

Schon alles gesagt

Schließlich sei doch schon längst alles gesagt worden, was es zu sagen gibt. Seit 2005 – „zuletzt merklich 2014“, so Hümmer –, seien im Quellrohwasser und nachfolgend auch im Trinkwasser wiederholt Keime aufgetreten. In Absprache mit der Gesundheitsbehörde seien die notwendigen Maßnahmen erfolgt, immer unter Einbindung von Experten. Und: „Die von den Einschränkungen bei der Trinkwasserversorgung betroffenen Kunden wurden stets unterrichtet“, sagt Thümmler.

Bei Problemfällen wird das Wasser desinfiziert

Es sei selbstverständlich, dem Endverbraucher immer ein Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, das der Trinkwasserverordnung entspricht. Bei den genannten Problemfällen werde das Wasser desinfiziert und das Verteilernetz gechlort. Andere Wasserversorger hätten in der Vergangenheit bei wiederkehrender Keimbelastung eine ständige Chlorung vorgenommen – über Jahre hinweg.

Es ginge billiger

Die Juragruppe habe sich dagegen entschlossen, anstellte einer Dauerchlorung eine aufwendige UV-Desinfektionsanlage mit vorgeschaltetem Filter einzubauen, um die Reinheit des Trinkwassers ohne Zusätze gewährleisten zu können. Hümmer: „Die Qualitätssicherung des Trinkwassers ist durch diese Maßnahmen einschränkungslos gegeben. Es besteht kein Handlungsbedarf.“

Ohne Chemie

Dadurch werde sichergestellt, dass auch die Brauerei weiterhin in der bekannten hohen Qualität ihr Bier mit Wasser ohne chemische Zusätze brauen konnte und kann.

Hümmer und Thümmler verweisen erneut auf ein Gutachten, das die aktuelle Situation genau betrachtet. In der Konsequenz sei der Erhalt der Eigenversorgung eine Variante, der Anschluss an das Zentralnetz der Juragruppe bei Bodendorf eine weitere.

Reaktion von Uwe Raab

Bürgermeister Uwe Raab bekundete nun in einer Reaktion, er könne die von Otto Lodes geschilderte  Verunsicherung der Leupser Bürger "gut nachvollziehen". Es sei offensichtlich ein "erhebliches Kommunikationsproblem" aufgetreten. Daher sei er gerne bereit, als Vermittler zwischen der Bevölkerung und dem Wasserzweckverband Juragruppe aufzutreten. Er biete an, in einem Bürgerdialog gemeinsam alle strittigen Fragen und die Sichtweisen zu erörtern - "jedoch unter Beteiligung der Juragruppe".

Stadt ist nicht zuständig

Allerdings müsse er darauf hinweisen, "dass die Stadt Pegnitz weder fachlich noch organisatorisch zuständig ist, da diese Kompetenz an den Zweckverband Juragruppe mit der Mitgliedschaft der Stadt Pegnitz übergegangen ist". Die Kommune werde sich daher nicht zu den im Kurier veröffentlichen Aussagen der Juragruppe äußern, da sie diese auch nicht überprüfen könne. Der Zweckverband genieße jedoch als Wasserversorger das volle Vertrauen der Stadt mit Blick auf  sauberes und unbelastetes Wasser.

Sache der Juragruppe

Sollte eine Veranstaltung in der Reihe Bürgerdialog zustandekommen, könne er aber weder über einen Sachstand detailliert informieren noch mögliche Lösungsansätze für den langfristigen Erhalt des Leupser Wassers aufzeigen. Weil dies nun einmal Sache der Juragruppe sei.

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