Amnesty International forderte die anderen 19 Mitglieder der G20 dazu auf, während der saudischen Präsidentschaft die Menschenrechtslage dort klar anzusprechen. "Die Staats- und Regierungschefs der G20 dürfen die schreckliche Menschenrechtsbilanz nicht weiter wegen lukrativer Wirtschaftsbeziehungen ignorieren", sagte der Amnesty-Regionaldirektor Heba Morayef.
Auch die Opposition in Deutschland erwartet von der Bundesregierung Druck auf Saudi-Arabien. Linksfraktionschef Dietmar Bartsch forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, nur bei einem Ende des Jemen-Kriegs am G20-Gipfel in Riad teilzunehmen. Gemeinsam mit den anderen EU-Staaten müsse sie der saudischen Führung klar machen: "Der grausame Krieg im Jemen muss enden. Ansonsten gibt es einen europäischen Boykott der G20-Präsidentschaft Saudi-Arabiens", sagte Bartsch der Deutschen Presse-Agentur.
Der Grünen-Politiker Omid Nouripour sprach sich gegen einen Boykott aus. Stattdessen sollte der Gipfel genutzt werden, um die Kritik an Saudi-Arabien offen vorzutragen. Das Problematischste am bisherigen Umgang des Westens mit Saudi-Arabien sei "die Leisetreterei und die Konsequenzlosigkeit gegenüber zahlreichen saudischen Verbrechen", sagte Nouripour der dpa.
Die Bundesregierung erwartet von Saudi-Arabien während der Präsidentschaft vor allem Fortschritte bei einer Konfliktlösung im Jemen. Das hat Außenminister Heiko Maas (SPD) seinem saudischen Kollegen Prinz Faisal bin Farhan bin Abdullah Al-Saud bei einem G20-Treffen im japanischen Nagoya vor einer Woche klar gemacht. Auf die Frage, ob er an einem nächsten G20-Außenministertreffen in Saudi-Arabien teilnehmen werde, sagte Maas: "Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen." Es gebe bisher noch gar keine Zeitplanung für die Präsidentschaft.
Der G20 gehören die Europäische Union und 19 führende Wirtschaftsnationen an. Das sind Argentinien, Australien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, die Türkei und die USA. Das ölreiche Saudi-Arabien gehört der Gruppe als größte Volkswirtschaft der arabischen Welt an.