Acht Jahre hinterm Plattenteller
Einer, der wahrlich von der ersten bis zur letzten Sekunde im Crazy dabei gewesen war, ist Selly, weiß Angerer. „Der wohl bekannteste der DJs der Kultdisco. Er legte am ersten und auch am letzten Abend 1992 die Platten auf. Sein bevorzugter Tag war Sonntag“. Dank Sellys Rockmusik mit Songs von Nirvana, Metallica oder den Red Hot Chili Peppers wurde der Sonntag immer beliebter. Was die damalige Generation zuvor auf MTV sah, konnte sie später im Crazy hören und ausgelassen dazu tanzen. Doch Selly, auch an anderen Tagen im Crazy anzutreffen, spielte auch Funk und Italian Rock.
Donnerstag seitdem Ausgehtag
Auch Jak sei über die ganzen Jahre immer mit von der Partie gewesen. Sein Tag war der Mittwochabend und „legte er das auf, was sich sonst keiner traute.“ Sein Alternative-Angebot sei auf ein dankbares Publikum gestoßen und ergänzte das Repertoire im Crazy. Marty stand wiederum von 1984 bis 1987 hinter dem Mischpult. „Er kann noch heute vom ersten Tag mit technischen Problemen erzählen bis hin zum Großbrand genau über dem Crazy Elephant.“ Immer donnerstags machte er Stimmung im Crazy. Damals entwickelte sich schließlich der Donnerstag zum festen Ausgehtag für die jungen Bayreuther und Studenten.
Die Kunst des passenden Übergangs
Ein weiterer Zauberer an den Plattentellern: Lui, der schon seit 1987 nicht mehr in Bayreuth, sondern in Nürnberg lebt. Ludwig de Jonge, so sein richtiger Name, studierte Jura in Bayreuth. Lui betrieb früher mit drei Freunden die Kneipe „Chez bléd“, einst der „Holzwurm“. „Das Crazy war sehr speziell“, sagt er im Rückblick. Als Nachfolger des „Max 30“ mitten in der Stadt gelegen und mit einer Kunstkneipe verbunden, konnte von 20 Uhr bis 3 Uhr morgens Musik aufgelegt werden. „Ich mochte New Wave, die Talking Heads und U2, aber auch Grandmaster Flash oder die Rolling Stones.“ Die Kunst sei gewesen, immer die passenden Übergänge zu finden. „Damit die Tanzfläche nicht plötzlich leer war.“
Jeder bringt fünf Lieblingssongs mit
Noch heute besitzt er eine Plattensammlung. Fünf Lieblingssongs bringt er wie auch seine Mitstreiter zur „Nacht der Legenden“ mit. Als er weggezogen war, kehrte er nur noch an Samstagen zum Auflegen nach Bayreuth zurück. „Er spielte querbeet alles, was die Menschen auf die Tanzfläche brachte“, sagt Michael Angerers, was auch seine Philosophie ganz gut beschreibt.
Angerers Lieblingshit damals war „Ain’t nobody“ von Chaka Khan, wie er erzählt. Cool and the Gang, Foreigner, Police oder Supertramp waren seine „Klassiker“. Angerer legte auch im „Butterfly“ in der Sophienstraße auf. Damals sei die Freundschaft zu Michi Jobst, heute Geschäftsführer der TC-Promotion Eventgroup. Diese sorgt am 26. Februar, dem Crazy-Freitag, für einen technisch reibungslosen Ablauf der „Nacht der Legenden“.
Aus der Fabrik ins Wohnzimmer
Denn es ist geplant, die Musik von einst mit den legendären DJs von damals als Live-Stream auszustrahlen. Aus der jüngeren Generation ist DJ Mad T dabei vom Crazy Elephant Verein dabei. Denn in Corona-Zeiten kann keine Crazy Elephant Party mit echtem Publikum veranstaltet werden. „Trotzdem hat uns die Stadt mit dem Ordnungsamt bei der Planung unterstützt.“ Ein Hygienekonzept wurde erarbeitet, vor Ort werden Schnelltests gemacht.
INFO: Wer Fotos von damals hat, kann sie per Mail an nachtderlegenden@web.de senden. Eine Auswahl davon wird an dem Abend eingeblendet. Ab 20 Uhr läuft der Stream aus der Fabrik über Vimeo. Der Link ist auf Facebook und auf der Homepage der Fabrik zu finden: www.fabrik-bayreuth.com.