Ähnlich sieht es die aus Hamburg stammende Leiterin des Goethe-Instituts in Kopenhagen, Bettina Senff. Sie sagt: "Aus norddeutscher Sicht ist Dänemark ein Land, das traditionell sehr positiv gesehen wird. Dänemark war immer so ein Lichtblick für uns, etwa in Sachen Toleranz und Freiheit."
Besonders in der Grenzregion freut man sich auf das Jahr, dort jährt sich 2020 die Grenzziehung zwischen Deutschland und Dänemark zum 100. Mal. So entstand einst im nördlichen Schleswig-Holstein die dänische Minderheit, der heute etwa 50.000 Menschen zugerechnet werden. Zur deutschen Minderheit nördlich der Grenze zählen etwa 15.000 Menschen.
In ganz Dänemark leben derzeit rund 34.000 Deutsche und ihre Nachkommen. Manche kamen der Liebe wegen, andere wegen des Jobs. Das Zusammenleben klappt - trotz vereinzelter Ärgernisse - gut. Tausende Menschen pendeln heute täglich in beide Richtungen über die Grenze zu ihren Arbeitsplätzen. Auf deutscher Seite gibt es dänische Kindergärten, Schulen, Bibliotheken und Altenheime und umgekehrt Einrichtungen der deutschen Minderheit in Dänemark.
2020 sind auf beiden Seiten der Grenze Ausstellungen, Theaterstücke, Konzerte und Debatten geplant, die sich mit dem deutsch-dänischen Verhältnis auseinandersetzen. Allein in Schleswig-Holstein gibt es mehr als 60 Veranstaltungen. Im Königlichen Theater in Kopenhagen wird im Frühjahr Bertolt Brechts "Mutter Courage und ihre Kinder" gezeigt, die Schmucksammlung des staatlich-dänischen Kunstfonds wird erst in München, dann in Köln ausgestellt.
Für die Dänen geht es dabei auch darum, sich über die Grenzregion und den Rest von Norddeutschland hinaus einen Namen zu machen. "Wir hoffen, dass wir einen größeren Teil von Deutschland erreichen können", sagt der dänische Botschafter in Berlin, Friis Arne Petersen. Sein Land wolle die ganze Bandbreite der dänischen Kultur zeigen, darunter auch viele Angebote für die jüngere Generation. Dänemark sei viel mehr als bloß ein Urlaubs- und Strandland.
An der Grenze muss man das den Menschen nicht sagen - dort ist Dänemark allgegenwärtig. Mitglieder der Minderheiten fühlen sich als Deutsche und Dänen. "Ich bin beides", sagt etwa die 18-jährige Stella Sina. Sie ist Schülerin am deutschen Gymnasium im dänischen Apenrade. Im Auftrag des schleswig-holsteinischen Landtags hat sie gemeinsam mit Lehrern und Mitschülern sowie Studenten der Uni Flensburg ein Theaterstück entwickelt, das sich mit der historischen Abstimmung von 1920, aber auch nationalen Tendenzen der heutigen Zeit auseinandersetzt - ein höchst aktuelles Thema.
Ebenfalls brandaktuell ist die Debatte um den Wildschweinzaun, mit dem sich Dänemark vor der Afrikanischen Schweinepest schützen will. Dafür wird seit Monaten ein Zaun an der Grenze hochgezogen. Viele Menschen in der Grenzregion verstehen das als Symbol der Abschottung. Der Zaun sei sehr unglücklich, sagt auch Senff. "In einem Jahr, in dem wir deutsch-dänische Freundschaft feiern, in dem wir 30 Jahre Mauerfall feiern, da weckt das einfach ungute Assoziationen." Wie die Grenzkontrollen auch sei das für überzeugte Europäer ein Rückschritt.
Doch alles in allem läuft es blendend zwischen Deutschen und Dänen. Sinnbildhaft für diese Beziehung könnte ein Kunstprojekt herhalten, das 2020 sowohl in Aarhus als auch in Hamburg zu sehen sein wird. Sein Titel: "Always Together - Mostly Happy" (Immer zusammen - meistens glücklich). Oder wie Dänemarks Botschafter Petersen über die Beziehungen sagt: "Diese Jahre sind die erfolgreichsten."