Nach Waischenfeld sucht auch Mistelgau die Partnerschaft in einer Verwaltungsgemeinschaft Jetzt schon zwei Freier für das Ahorntal

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Diese Einladung haben die Ahorntaler Gemeinderäte auf die deutliche Art ausgeschlagen. Hätten sie sich doch ein Bild davon machen sollen, wie problemlos es möglich wäre, mit den Nachbarn aus Mistelgau eine Verwaltungsgemeinschaft (VG) zu gründen. Aber das wollen sie nicht, lehnten einen Antrag ihres zweiten Bürgermeisters Günther Kaiser auf ein Ratsbegehren zu diesem Thema ab. Doch die Türen stehen ihnen nach wie vor offen, sagt Mistelgaus Bürgermeister Karl Lappe.

 
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Genügend Platz wäre noch für Mitarbeiter aus dem Ahorntal im Mistelgauer Rathaus, sagt Bürgermeister Karl Lappe.Foto: Archiv/Dieter Jenß Foto: red

Sie sind ein begehrter Partner zurzeit, die Ahorntaler. Erst der VG-Antrag aus Waischenfeld, jetzt der aus Mistelgau. Der Gemeinderat jedoch ist mehrheitlich nicht in Hochzeitsstimmung. Er fürchtet um die Selbstständigkeit der Kommune, will den einmal gefassten Grundsatzbeschluss zum Bau eines neuen Rathauses durch den vielleicht anders gestrickten Bürgerwillen nicht infrage stellen lassen.

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Da ließe sich viel Geld sparen

Das kann Karl Lappe nicht so recht nachvollziehen. Könnten die Gemeinden doch mit einer VG jede Menge Geld sparen. Vor allem beim Personal: „Du brauchst nur noch einen geschäftsleitenden Beamten, wohl auch nur noch einen Kämmerer.“ Das Modell raube auch niemand die Eigenständigkeit, wie das Beispiel Glashütten beweise - denn dieser Ort lebt mit Mistelgau in einer VG-Kooperation und müsse darunter sicher nicht leiden.

Viele fahren hier eh durch

Denn auch ohne eigenes Rathaus mit Komplettangebot müssten die Bürger nicht zwangsläufig an den VG-Hauptsitz pilgern. Lappe: „Die Abteilungen mit der höchsten Besucherfrequenz sind das Einwohnermelde- und das Bauamt. Und die gibt es in Glashütten nach wie vor.“ So ließe sich das auch im Ahorntal handhaben. Und angesichts der Tatsache, dass viele Ahorntaler, die beruflich nach Bayreuth pendeln, sowieso Mistelgau passieren müssen, wären Extrawege durch eine VG eher die Ausnahme.

Der Platz wäre da

All das wollte Lappe den Gemeinderäten im Detail erläutern, garniert mit einer Powerpoint-Präsentation. Inklusive einer Tour durch das Rathaus und das Bürgerbüro in Glashütten. Um zu dokumentieren, „dass wir da schon genug Platz hätten und keine Kosten für einen An- oder Neubau anfallen“.

Irgendwann muss man sowieso

Nach Absprache mit seinem eigenen Gemeinderat und der VG-Versammlung hatte Lappe alle Bürgermeister und Räte aus dem Ahorntal nach Mistelgau eingeladen. Das ist jetzt nach dem Nein zum Ratsbegehren und zu einer Partnerschaft mit wem auch immer gegenstandslos. Doch Lappe gibt die Hoffnung nicht auf. Weil die Zeiten des Kirchturmdenkens vorbei seien, weil er glaubt, dass es in zehn, 15 Jahren eh eine Verwaltungsreform geben wird, die solche Wege zwangsläufig vorgibt. Vielleicht müssten dem großen Wurf ja zarte Anfänge vorausgehen. Etwa durch eine Zusammenarbeit in Teilbereichen. Stichwort Bauhof.

Gemeinsam einfach stärker

Oder beim Tourismus. Da komme man um ein Miteinander sowieso nicht herum. Und da hätte Lappe auch keine Sorge, neben Ahorntal auch Waischenfeld mit ins Boot zu holen. Um als Region „Nördliche Fränkische Schweiz“ aktiv zu werden. Apropos Waischenfeld: „Unser Angebot war nicht als Konkurrenzdenken zu dem der Waischenfelder zu sehen, das habe ich Bürgermeister Edmund Pirkelmann auch ausdrücklich gesagt. Es geht um das große Ganze.“

Bauchgefühl trog nicht

Pirkelmann selbst hat nach seinem Bauchgefühl mit der Entscheidung des Ahorntaler Gemeinderats kontra Ratsbegehren „irgendwie gerechnet“. Daher hält sich seine Enttäuschung in Grenzen. Was nichts an seinem Unverständnis für diese Denkweise ändert. Denn die hält er für kurzsichtig. Weil er wie Lappe fest davon überzeugt ist, dass über kurz oder lang eine Gebietsreform kommt, die auch vor Landkreisgrenzen nicht Halt macht. Pirkelmann hat über die Osterfeiertage ein Buch über „Kommunen im Wandel“ gelesen, „in dem genau das beschrieben wird, was ich die ganze Zeit sage“.

Das ist nicht aufzuhalten

Diese Entwicklung werde nicht aufzuhalten sein. Und je früher man da über das lokale Umfeld hinaus denke, desto besser sei man als Gemeinde aufgestellt, wenn es so weit ist. Sein ausdrücklicher Dank gelte Bürgermeister Gerd Hofmann und seinen beiden Stellvertretern, die sich wie berichtet als einzige für ein Ratsbegehren ausgesprochen hatten - „und diesen Dank werde ich auch schriftlich formulieren“.

Noch ein Enttäuschter

Enttäuschung auch beim Bürgermeister des Ahorntals. Spürbare Enttäuschung. Gut, er sei mit dem Motto angetreten, „nicht der König des Ahorntals sein zu wollen nach dem Motto ,mein Wille geschehe’“, sagt Gerd Hofmann. Und daher werde er „natürlich“ alle Beschlüsse des Gemeinderats ohne Wenn und Aber umsetzen. Dennoch wäre es ihm lieber gewesen, die Bevölkerung nach ihrer Meinung zu fragen. Was aus seiner Sicht nicht bedeutet hätte, künftig jede Entscheidung des Gemeinderats auf den Prüfstand zu stellen. Aber hier gehe es nun mal um eine zukunftsweisende Weichenstellung. Und darum, zwei Millionen Euro in ein neues Rathaus zu investieren.

Was wohl die Bürger denken?

Ein Projekt, für das es trotz aller Bemühungen nach aktuellem Stand keinen Cent Fördermittel geben wird, so Hofmann. Ihn würde schon interessieren, ob das die Bürger wirklich wollen.