Nach tragischem Spieler-Tod Fassungslosigkeit und Schock bei Fußball-Vereinen

Von Bernd Nürnberger
Nach dem tragischen Zwischenfall wurde der Ergo-Cup in Münchberg abgebrochen. Foto: anpfiff.info Foto: red

MÜNCHBERG/SELB. So schnell kann Fußball zur absoluten Nebensache werden. Der Tod eines 31-jährigen Selbers beim Ergo-Hallencup am Samstag in Münchberg erschüttert die oberfränkische Sportregion. "Mir fehlen die Worte." Michael Buchta vom FC Eintracht Münchberg, Chef-Organisator des Ergo-Hallencups, ist auch am Tag danach noch sprachlos. "Hautnah mitzuerleben, wie ein junger Mansch mitten aus dem Leben gerissen wird, macht einfach nur fassungslos und traurig."

 
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Samstag, kurz vor Mittag, Gymnasiumsporthalle Münchberg: Es läuft gerade das zweite Spiel beim Ergo-Hallencup zwischen dem FC Rehau und dem FC Waldstein, als im Zuschauerraum plötzlich ein 31-jähriger Spieler der Kickers Selb zusammenbricht. Sein Herz hat plötzlich aufgehört zu schlagen. Ein ausgebildeter Rettungssanitäter aus den Reihen des FC Eintracht Münchberg kümmert sich sofort um den jungen Mann, leistet Erste Hilfe, bis der Notarzt eintrifft. Unten in der Halle wird derweil weiter Fußball gespielt. Erst nach und nach dringt die Nachricht zu den Fußballern und den Zuschauern, die sich in hinteren Bereich der Tribüne oder eben unten aufhalten. Das Turnier wird erst unterbrochen, wenig später ganz abgebrochen. Oben kämpfen Notarzt und Rettungssanitäter weiter um das Leben des 31-Jährigen, bringen ihn schließlich ins gegenüberliegende Krankenhaus, wo kurze Zeit später vermutlich an Herzversagen stirbt.

In der Halle herrscht Schockstarre, nicht nur bei den Verantwortlichen und Mannschaftskameraden des 31-jährigen Kickers-Spielers. Zum Teil leichenblass sitzen Spieler anderer Mannschaften in ihren Kabinen, ringen nach Worten. Auch die vielen freiwilligen Helfer des FC Eintracht Münchberg sind völlig durch den Wind. "Das ist das Schlimmste, was passieren konnte", sagt einer mit Tränen in den Augen.

Auf Facebook und anderen sozialen Medien kondolieren sofort nach Bekanntwerden der schrecklichen Nachricht zahlreicher Vereine und Fußballer, drücken den Angehörigen des 31-jährigen - er war ledig - und Kickers Selb ihr Mitgefühl aus. So schrieb Michael Buchta: "Wir haben uns alle auf ein schönes Turnier gefreut. Dass dann so etwas passiert, damit konnte niemand rechnen. Entschuldigt, aber mir fehlen immer noch die Worte und ich zittere am ganzen Körper, wenn ich über die heutigen Geschehnisse nachdenke… So einen Augenblick hautnah mitzuerleben, tut mir wahnsinnig weh. Ich kannte den Spieler nicht persönlich, aber er wärmte sich mit seinen Mitspielern vor meinen Augen auf und ich hatte das Gefühl, dass er ein lebenslustiger Mensch war. Unfassbar, dass er wenig später so jung aus dem Leben gerissen wurde."

Auch am Sonntagvormittag ist Buchta noch fix und fertig."So etwas wünscht man keinem Veranstalter. Da bist du machtlos. Dass sich mal ein Spieler schwerer verletzt, das gibt es immer wieder. Aber so etwas Schlimmes..." Die Spieler und Zuschauer, die den Vorfall aus nächster Nähe miterlebt hätten, bekämen diese Bilder mit Sicherheit so schnell nicht mehr aus dem Kopf, befürchtet Buchta.

Groß ist die Betroffenheit vor allem bei Kickers Selb. "Wir sind alle fassungslos", sagt Vorsitzender Stefan Specht. Der 31-Jährige, der Maschinenbau studiert und in Frankfurt am Main gearbeitet hat, war gerade dabei, seine Zelte in der Mainmetropole abzubrechen und in Selb wieder aufzuschlagen. Zuletzt hatte er, wenn Not am Mann war, immer mal in der zweiten Mannschaft ausgeholfen. Da Kickers Selb am Wochenende gleich zu drei Turnieren gemeldet hatte, wurde der 31-Jährige am Donnerstag nach dem Hallentraining für den Ergo-Cup in Münchberg nominiert. Laut Specht wollte Kickers-Trainer Martin Damrot vermeiden, dass ein Spieler am Wochenende zweimal ran muss; die erste Garnitur sollte Sonntag bei der Hallenkreismeisterschaft antreten.

Viele Fans der Selber Kickers kennen den 31-Jährigen als Stadionsprecher bei den Heimspielen der Landesligamannschaft. "Wenn er am Wochenende da war, konnte man sich voll auf ihn verlassen", ringt auch Specht mit Worten. "Er war ein richtiger Vereinsmensch, begann bereits als Vierjähriger beim damaligen TSV 06 Selb mit dem Fußballspielen." Bei der Weihnachtsfeier der Kickers habe er als Nikolaus geglänzt. "Er war sich einfach für nichts zu schade und hat sich riesig gefreut, dass er jetzt wieder in Selb daheim ist und sich noch mehr bei den Kickers einbringen kann", erzählt Specht und fügt hinzu: "Kickers Selb verliert einen wunderbaren Menschen."

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