Das öffentliche Interesse an ihrer Person bediente sie vor dem Turnier so locker und lächelnd, wie sie ihre Fans aus den sozialen Medien kennen. Vom EM-Titel träumte sie, von einem Schub für den Frauenfußball wie nach der EM 2022, als sie mit dem DFB-Team in England erst im Finale von Wembley den Gastgeberinnen unterlag.
In St. Gallen führte die vom Bodensee stammende Gwinn die DFB-Auswahl als Nachfolgerin von Alexandra Popp erstmals als Kapitänin in ein großes Turnier. Ihr Führungsstil stieß auf viel Gegenliebe. "Sie ist eine sehr empathische Person. Sie ist sehr offen, sie geht auf die Spielerinnen zu, sie hat auch immer ein offenes Ohr", sagte Sara Däbritz.
Wie es ohne die unumstrittene Anführerin weitergeht, zunächst am Dienstag gegen Dänemark und am 12. Juli gegen Schweden, wird zur großen Frage. "Es war schon ein Schock für uns alle. Wenn Giuli liegt, dann ist es nie was Gutes, weil sie normal immer wieder direkt aufsteht", sagte Torschützin Jule Brand nach der Partie.
Künzer überzeugt vom Team-Spirit
"Ich bin überzeugt von diesem Team und diesem Team-Spirit. Und natürlich wollen alle jetzt auch noch mal mehr für Giuli spielen", sagte Künzer. "Die Spielerinnen haben ein gutes Selbstbewusstsein. Das haben sie sich auch erarbeitet in den letzten Wochen und Monaten." Gwinns Rolle als Kapitänin übernimmt Stellvertreterin Janina Minge vom VfL Wolfsburg.
Künzer hatte noch während der Halbzeit auf der Tribüne den Weg zu Gwinns Eltern gesucht, die das EM-Aus auf der Tribüne mitansehen mussten. "Es ist gut, dass ihre Familien und Angehörigen auch hier sind. Also wir versuchen alles, Giulia zu stützen", sagte die Sportdirektorin.
Zumal die Gwinns am besten um die größte Sorge ihrer Tochter wissen. Sie schrieb auch darüber in ihrer Biografie: "Meine größte Angst ist, dass ich meine Karriere als Spielerin früher beenden muss als erhofft und geplant."