Nach Schwächephase Ökonomen: Konjunktur zum Jahresanfang auf Wachstumskurs

Internationale Handelskonflikte belasten die Wirtschaft, die Brexit-Frage ist nach wie vor ungelöst. Dennoch sind Ökonomen zuversichtlich, dass die deutsche Konjunktur vorerst wieder Tritt fasst.

 
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Einkaufen in der Münchener Innenstadt: Die deutsche Wirtschaft hat Ökonomen zufolge zum Jahresbeginn wieder Tritt gefasst. Foto: Lino Mirgeler Foto: dpa

Wiesbaden - Der Bauboom und die Konsumfreude der Verbraucher haben die deutsche Wirtschaft nach Einschätzung von Ökonomen zum Jahresbeginn wieder auf Wachstumskurs gebracht.

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Die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte seien weiter in Takt, sagte DIW-Konjunkturexperte Claus Michelsen der Deutschen Presse-Agentur. "Die Bauwirtschaft floriert, und der Konsum dürfte deutlich kräftiger gewesen sein als im Herbst des letzten Jahres." Auch Ifo-Experte Timo Wollmershäuser geht trotz internationaler Handelskonflikte von einer Erholung der exportorientierten deutschen Wirtschaft im ersten Quartal aus.

Nach Einschätzung von Bank-Ökonomen ist Europas größte Volkswirtschaft in den ersten drei Monaten 2019 im Vergleich zum Vorquartal um etwa 0,3 Prozent gewachsen. Erste Daten zur Konjunkturentwicklung seit Jahresanfang gibt das Statistische Bundesamt an diesem Mittwoch (15. Mai) bekannt.

Zum Wachstum hätten auch niedrige Zinsen, starke Einkommenszuwächse und ein kräftiger Beschäftigungsaufbau beigetragen, argumentierte Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturforschung. "Sorgen bereitet nach wie vor die deutsche Industriekonjunktur, der die Luft im letzten Jahr ausgegangen ist." Zu Beginn dieses Jahres scheine der Rückgang der deutschen Industrieproduktion vorerst gestoppt zu sein. Die Risiken für einen weiteren Rückschlag seien derzeit allerdings hoch. Internationale Handelskonflikte und die Brexit-Frage sind nach wie vor ungelöst.

Michelsen zufolge wird vieles davon abhängen, "ob die konjunkturstützenden Maßnahmen der chinesischen Regierungen fruchten und die Nachfrage aus Fernost wieder anzieht". Dann dürfte auch die Exportnachfrage wieder zulegen, sagte der Leiter Konjunkturpolitik des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Im zweiten Halbjahr 2018 hatte die deutsche Wirtschaft einen Schwächeanfall erlitten. Nachdem das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,2 Prozent zum Vorquartal geschrumpft war, stagnierte es zum Jahresende.

Die Bundesregierung und zahlreiche Ökonomen hatten zuletzt ihre Prognosen für das deutsche Wirtschaftswachstum gesenkt. Die Bundesregierung rechnet in diesem Jahr nur noch mit einem Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,5 Prozent, statt wie bisher mit 1,0 Prozent. Hauptgrund ist die Abkühlung der Weltwirtschaft, auch vor dem Hintergrund von Handelsstreitigkeiten. Dies belastet die exportstarke deutsche Wirtschaft.