Das Gebäude war mit einer Videoüberwachungsanlage ausgestattet. Von verschiedenen Positionen aus zeichneten Kameras alle Bewegungen in der Halle auf. Ausgerechnet der Rekorder, auf dem diese Aufzeichnungen gesichert wurden, war, wie Einsatzkräfte bereits kurz nach Abschluss der Löscharbeiten bemerkt hatten, verschwunden. Das nährte nicht nur den Verdacht auf Brandstiftung, es legte auch nahe, dass wohl ein Insider am Werk gewesen sein muss.
Noch am Tag des Brandes hatte die Polizei das gesamte Gelände des Freizeitcenters mit einem zwei Meter hohen Bauzaun vor unbefugtem Betreten gesichert. Polizeibeamte in einem vor dem Haus geparkten Zivilfahrzeug bewachten den Brandort. Einen Tag nach dem Großfeuer untersuchten Spezialisten des Landeskriminalamts aus München die innen völlig verkohlte Ruine.
Die Ermittler hatten wegen des dringenden Verdachts, das Feuer könnte absichtlich gelegt worden sein und wegen des immensen Schadens die Expertenhilfe angefordert. Proben wurden genommen, ein Brandmittelspürhund und sein Hundeführer durchkämmten mehrfach die Trümmer. Die Ermittler hielten sich zunächst bedeckt. Allerdings sickerte durch, dass der Spezialhund, der auf den Geruch von Brandbeschleuniger trainiert ist, wohl gleich an mehreren Stellen angeschlagen haben soll.
Mitte Mai 2018 wurden dann aus den Gerüchten Fakten: Die Polizei teilte mit: "Nach dem Feuer in dem Freizeitcenter in der Nacht zum 23. April in Kulmbach haben sich Hinweise auf Brandstiftung verdichtet." Wie das Gebäude in Brand gesteckt wurde, darüber schwieg die Kripo aus ermittlungstaktischen Gründen, und auch die Staatsanwaltschaft teilt Einzelheiten zum Tathergang nicht mit. Aus dem Umfeld der Einsatzkräfte war allerdings bereits am Tag nach dem Feuer zu hören gewesen, dass der Verdacht entstanden sei, es könnten Brandbeschleuniger im Spiel gewesen sein.
Das Augenmerk der Ermittler richtete sich relativ schnell auf den jetzt angeklagten ehemaligen Pächter und seinen Bekannten. Bereits im Juli hatte Staatsanwalt als Gruppenleiter Jochen Götz von der Bayreuther Staatsanwaltschaft gegenüber der Frankenpost bestätigt: "Es gibt ein Ermittlungsverfahren gegen einen Tatverdächtigen. Die Ermittlungen in dieser Sache sind noch nicht abgeschlossen." Der Verdacht, den Kripo und Staatsanwaltschaft hegten, hat sich inzwischen erhärtet. Die Ermittler gehen davon aus, dass sie die Täter überführt haben.
Leitender Oberstaatsanwalt Herbert Potzel aus Bayreuth hat das jetzt im Gespräch mit der Frankenpost bestätigt. "Die Staatsanwaltschaft hat im März Anklage gegen den Betreiber der Anlage und einen Helfer erhoben." Die Vorwürfe gegen beide lauten laut Herbert Potzel auf Brandstiftung in Tateinheit mit Versicherungsmissbrauch. Der 37-jährige Pächter der Freizeithalle sei zudem noch wegen versuchten Betrugs angeklagt worden. Bei dem Helfer handle es sich um einen 28 Jahre alten Mann. Von dem Ausgleich des auf rund drei Millionen Euro geschätzten Schadens hätte der Mann nichts gehabt. Das Geld kann der Eigentümer für sich beanspruchen.
Aber der 37-jährige Pächter habe, wie der Leitende Oberstaatsanwalt mitteilt, selbst zwei Versicherungen abgeschlossen: Eine Police deckt den Betriebsausfall ab, eine andere war abgeschlossen worden, um die Ausstattung zu sichern, die der Pächter selbst in das Gebäude integriert hatte. Um wie viel Geld es dabei ging, wird wohl erst bekannt werden, wenn der Prozess beginnt. Wann das der Fall sein wird, ist noch offen, sagt der Leitende Oberstaatsanwalt. Ein Termin sei in diesem Verfahren noch nicht bestimmt, das werde wohl auch noch etwas dauern. Wenn das Verfahren beginnt, darf man jetzt schon gespannt sein auf die Verteidigungstaktik. Der Pächter hatte, nachdem er in Verdacht geraten war, zunächst ein Geständnis abgelegt, das dann aber später widerrufen.