Im Weiteren entzieht Friedrich seinem langjährigen Bekannten das vertraulich „Du“ und erklärt Mickisch zur persona nun grata im Haus Wahnfried. Ob man Mickisch dadurch, dass man auf seinen Post reagiert, nicht unnötigerweise aufwertet?
Dem Schwachsinn etwas entgegen halten
Auch der Bayreuther Museums-Direktor hat über diese Frage nachgedacht. Um sich dann klar zu positionieren: „Wenn die Vernünftigen immer die Klappe halten und sagen: lass die mal reden, dann darf man sich nicht wundern, dass zumindest der Eindruck entsteht, dass die Vollidioten die Deutungshoheit übernommen haben. Ich gehöre zu denen, die sagen: Man muss dem organisierten Schwachsinn auch etwas entgegenhalten dürfen.“ Friedrich räumt ein, dass er Mickisch für das, was er gemacht hat, lange Zeit sehr geschätzt habe. Doch sein aktueller Post „war eine Umdrehung zu viel“.
Mikisch hatte in der Vergangenheit, jenseits seiner Einführungsvorträge, immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Im Sommer 2013 war er von Polizisten abgeführt worden, weil er an der Oberfrankenhalle einem Sicherheitsmann eine Ohrfeige gegeben hatte. Später hatte Mickisch mit einem Aufsatz über Wagners Antisemitismus für Wirbel gesorgt und insbesondere in der Fachwelt heftige Kritik geerntet.
Noch in der Zeit des langjährigen und inzwischen verstorbenen Vorsitzenden des Bayreuther Wagner-Verbands, Paul Götz, hatte Mickisch sehr erfolgreich die Vorträge in der Festspielzeit gehalten. Doch es kam zum Zerwürfnis. Fortan organisierte der Pianist seine Veranstaltungen in Eigenregie. Unter anderem im evangelischen Gemeindehaus.
Zunächst eine enge Bindung und dann die Trennung - dies ereignete sich auch in München. Beim dortigen Wagner-Verband hatte Mickisch Vorträge und Gesprächskonzerte zu Wagner-Opern gehalten. Sogar im Prinzregenten-Theater. Der Wagner-Kenner wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Wie der Vorsitzende Karl Russwurm im Gespräch mit dem Kurier sagt, hat Mickisch selbst die Ehrenmitgliedschaft aufgekündigt. Veranstaltungen mit Mickisch werde es in München nicht mehr geben. Den aktuellen Post des Oberpfälzers bezeichnet Russwurm als „völlig aus der Welt“. Solche Vergleiche seien ungeheuerlich, dafür könne man kein Verständnis aufbringen.
Deplatzierter Vergleich
Eine weitere Wirkungsstätte des Pianisten und Wagner-Kenners ist Dresden. Dort hat Mickisch auf Einladung der Gesellschaft der Freunde der Staatskapelle Dresden Veranstaltungen zu Wagners „Ring des Nibelungen“ gehalten. In der Staatskapelle spielen viele Musiker, die auch Teil des Bayreuther Festspielorchesters sind. Ihre Heimstatt ist die Semperoper. Deren Intendant Peter Theiler zeigt sich entsetzt „über diesen Facebook-Post und den geschmacklosen Versuch eines erneuten deplatzierten Vergleichs mit den Geschwistern Scholl im Zusammenhang mit der Corona-Situation“. Und weiter: „Die Semperoper distanziert sich ausdrücklich massiv von jeglicher Art solcher Äußerungen und der damit implizierten Haltung.“
Mickisch selbst teilte auf Kurier-Anfrage nur mit, dass er derzeit mit einem Beethoven-Clip beschäftigt sei. Inzwischen ist dieser im Netz zu sehen.
Unterdessen hat sein Online-Post viele, teils entsetzte, Reaktionen hervorgerufen. Darunter auch von einstigen Festspielsängern. Arnold Bezuyen schreibt: „Den ganzen Tag habe ich über den überheblichen, schlichtweg dummen ‚Beitrag’ vom Herrn Mickisch nachgedacht. Seit vielen Jahren bin ich ihm mit Respekt und Anerkennung gefolgt ohne leider anfangs seinen Größenwahn wahrzunehmen.“ Roland Wagenführer kommentiert die Sache so: „Widerlich. Punkt.“