Nach dem Feuer Tragödie von Helmbrechts löst Welle der Solidarität aus

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Am Tag nach der Tragödie liegt gespenstisches Schweigen über der Hochstraße. Es ist ein trauriger Kärwa-Sonntag für Helmbrechts. Foto: Nico Schwappacher Quelle: Unbekannt

HELMBRECHTS. Ein Brand in einem Mehrfamilienhaus erschüttert am Samstag Helmbrechts. Ein dreijähriges Kind kommt in den Flammen ums Leben. Die Bürger zeigen sich solidarisch und haben Spendenaktionen für die Familie gestartet.

 
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In der Helmbrechtser Hochstraße raschelt am Sonntagmittag buntes Herbstlaub, von einem leichten Windhauch bewegt, über den Asphalt. Eine Gruppe Mädchen läuft vorbei und blickt hinauf zu den schwarz klaffenden Löchern im Dach des Mehrfamilienhauses, in dem noch am Abend zuvor ein dreijähriges Mädchen sein Leben verloren hat. Die umherwirbelnden Blätter suchen sich ihren Weg vorbei an Absperrbaken. Dahinter liegen die Reste herabgefallenen Schiefers. An der Haustür ist ein Polizei-Siegel angebracht. Davor steht traurig ein alter Auto-Kindersitz. Einige Meter weiter läuft ein Mann vorbei, in seiner Tüte wohl den Kärwa-Braten.

Schockstarrende Stille

Ansonsten liegt an diesem Tag schockstarrende Stille über der Stadt, die in diesem Jahr trotz des idyllisch-milden Herbstwetters einen traurigen Kärwa-Sonntag erlebt: wegen Corona ohne Markt; überschattet vom tragischen Tod eines Kindes. Die Stimmung in der Stadt sei "absolut traurig", wie Bürgermeister Stefan Pöhlmann im Gespräch mit unserer Zeitung berichtet. Er selbst hat sich am Einsatzort ein Bild von der Situation gemacht. "Das ist das Schlimmste, was passieren kann", sagt er. "Das geht jedem an die Nieren, auch mir." Ausdrücklich möchte er allen Einsatzkräften danken. "Sie haben alles Menschenmögliche getan. Niemand muss sich einen Vorwurf machen. Bei allem Negativen muss man auch erwähnen: Sie haben verhindert, dass das Feuer auf die benachbarten Häuser übergreift."

Für viele der Beteiligten war der Einsatz psychisch belastend. Zeitsprung zurück zum Samstagabend, als sich das Unglück ereignete: Kurz nach 18.30 Uhr kehrte nach einer Phase des Beratens und Überlegens noch einmal Bewegung am Einsatzort ein. Erneut fuhren Feuerwehrleute mit der Drehleiter gen Dachstuhl. Atemschutzträger betraten das Gebäude.

Traurige Gewissheit

Um etwa 19 Uhr war es dann traurige Gewissheit, dass sich das bislang vermisste Kind noch in dem brennenden Haus befand. Wenig später erhielten die von einem Kriseninterventionsteam betreuten Eltern die schreckliche Nachricht. Nun waren die Notfallseelsorger und Rettungssanitäter gefragt.

Doch nicht nur die unter Schock stehenden, schwer traumatisierten Angehörigen, sondern auch die Atemschutzträger der Feuerwehr, die das Mädchen leblos gefunden hatten, erhielten Beistand: vom sogenannten SEB-Team der Feuerwehr, also dem Team für "Stressbewältigung nach belastenden Einsätzen".

Es ist nicht Hentschels erster belastender Einsatz: Er war beim schweren Busunglück im Jahr 2017 auf der A 9 bei Münchberg als Pressesprecher eingesetzt, ebenso bei einem anderen Wohnungsbrand in Helmbrechts mit einer toten Person, wie er berichtet. "Aber Kinder sind immer nochmal eine Hausnummer für sich."

Die Familie, die nicht nur ihr Kind verloren hat, sondern auch ihr Dach über dem Kopf sowie ihr Hab und Gut konnte zunächst vorübergehend in Schwarzenbach an der Saale unterkommen und wird bald in eine Wohnung in Münchberg ziehen. Der Familienvater hatte bereits am Abend des Unglücks in einer Facebook-Gruppe um Hilfe gebeten und zu Sachspenden aufgerufen.

Hilfe per Facebook

Darauf wurde der Initiator der Facebook-Gruppe "Helmetz hilft zam", Alexander Fischer, aufmerksam. Er hat es sich nun zum Ziel gesetzt, Sach- und Geldspenden zu bündeln und an die in Not geratene Familie weiterzuleiten. Über ein Mitglied seiner Hilfsgruppe ist es ihm gelungen, eine Garage zu organisieren, in der die Sachen zunächst gelagert werden können. Benötigt wird alles von Klamotten über Spielsachen bis hin zu Möbeln und Elektronik.

"Es ist Wahnsinn, wie hilfsbereit die Leute sind", berichtet Fischer. "Die Rückmeldung ist so dermaßen positiv, dass wir zuerst gar nicht mehr wussten, wohin mit den Sachen." Auch Bürgermeister Stefan Pöhlmann hat im Gespräch mit unserer Zeitung zugesichert, die Aktion, soweit möglich, zu unterstützen.

Auch ein Spendenkonto möchte Fischer einrichten. Bis dahin nimmt er Spenden auf seinem privaten Paypal-Konto entgegen. Menschen in Notsituationen zu helfen, ist ihm wichtig. Für das Rote Kreuz in Helmbrechts fährt er das Einsatzfahrzeug der Helfer vor Ort. Die Facebook-Gruppe hatte er mit seiner Frau und einer guten Freundin ins Leben gerufen, um älteren Menschen etwa durch Einkaufshilfe durch die Zeit der Corona-Pandemie zu helfen. Wer Kontakt aufnehmen möchte, weil er spenden möchte oder Fragen hat, kann das über Facebook tun und auch unter der E-Mail-Adresse fischer_alex82@web.de.

Auch ein weiterer Helmbrechtser hat eine Spendenaktion gestartet. Über die Crowdfunding-Plattform "Gofundme" sammelt Timo Höhne Geld für die Familie. Am Sonntag um 19 Uhr waren bereits 750 Euro zusammengekommen.

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