Bayreuth Zweitklässler stellen sich dem Bewegungscheck

Die Sportwissenschaftler der Universität Bayreuth lassen circa 1000 Grundschulkinder aus Stadt und Landkreis Bayreuth springen, rennen und werfen. Sie wollen herausfinden, welche Sportarten am besten zu welchem Kind passt. Die wenige Bewegung in der Corona-Pandemie macht sich bemerkbar.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Maximilian Siener nickt den Kindern zu, die Stoppuhr in der Hand. “Auf die Plätze”, das Kommando hallt in der Oberfrankenhalle wider. “Fertig”, ein Junge zuckt schon nach vorne, kann sich gerade noch zurückhalten. “Los!”, ruft Siener und 24 Zweitklässler sprinten los. Sie rennen gegen die Zeit, gegen sechs Minuten. Wie viele Meter schaffen sie?

Beim Bewegungscheck Bayreuth durchlaufen die Schüler 13 Stationen vom Sprint übers Werfen bis zum Balancieren. Drillen möchte Siener sie nicht, im Gegenteil: „Die Kinder sollen erkennen, was ihnen Spaß macht und was nicht.” Zudem sollen Schüler, die noch keinen Sport machen, den ersten Schritt in Richtung eines Vereins gehen. Denn Siener ist sich sicher. Egal, ob dünn, dick, groß oder klein: “Es gibt für jeden eine passende Sportart.” Auf einer Urkunde sehen die Kinder ihre Leistung und fünf Sportarten, die zu ihrem Körperbau und ihrer Fitness passen.

Die habe sich während der Corona-Pandemie nur wenig verschlechtert, sagt Siener. Seine Ergebnisse zeigen: Beim Sprinten, Springen und Werfen schneiden die Schüler schlechter ab als noch 2019. Allerdings sind die Unterschiede minimal. „Und die Kinder holen das schnell wieder rein“, sagt Siener.

In der zweiten Klasse, also im Alter zwischen acht und zehn, sei das Hirn bereits gut entwickelt, jetzt sei die beste Zeit, um Sporttechniken zu lernen und zu etablieren. „Vor allem Eltern interessieren sich für die Ergebnisse, weil sie nicht wissen, welche Sportart am besten zu ihrem Kind passt”, sagt Siener. Kinder, die aufgrund ihrer körperlichen Fähigkeiten gut in einer Sportart sind, würden sie auch langer ausüben.

Vor kurzem promovierte Siener an der Universität Bayreuth. Seit September 2015 arbeitet er am Bayreuther Zentrum für Sportwissenschaft. Er erforscht, wie sich die sportlichen Talente von Kindern im Grundschulalter erkennen lassen.

Sein Chef Professor Andreas Hohmann, der den Lehrstuhl „Sportwissenschaft I – Trainings- und Bewegungswissenschaft“ leitet, führt den Check seit 2010 durch. Gewachsen ist das Projekt in Fulda. Erst 2019 gab es dann den ersten Bewegungscheck in Bayreuth, gemeinsam mit Maximilian Siener. Rund 1000 Kinder aus Stadt und Landkreis Bayreuth will Siener dieses Jahr auf die Probe stellen. 19 Grundschulen hätten dem Check zugesagt.

Im Juli sollen die Besten in ihrer Disziplin geehrt werden. Kinder mit einem besonderen Talent will Siener in einen passenden Verein integrieren. Soweit ein Verein mit der passenden Sportart in Bayreuth vertreten ist: „Es gibt auch talentierte Skiläufer.“

Siener erzählt von Shekiera Martinez aus Fulda, die vor dem Bewegungscheck keinen Sport trieb. Ihr Profil ergab, sie ist schnell ist und sich gut im Raum orientieren kann. Deswegen schickte sie Sportprofessor Hohmann zum Fußball. Seit 2016 spielt sie in der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.

Doch Organisator Siener weiß, es gibt nicht nur Talente. Für Kinder, die schlechter abschneiden als ihre Altersgenossen gibt eine Bewegungsförderung. In einem achtwöchigem Programm sollen sie in Gruppenspielen ihre Fitness verbessern. Anschließend empfiehlt ihnen Sportwissenschaftler Siener, sie sich in Zukunft mehr bewegen können.

Autor

Bilder