Nach 30 Jahren: Dieter Kaiser sagt servus

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Alles im Blick: Fast drei Jahrzehnte lang hat Dieter Kaiser dafür gesorgt, dass sich die Bayreuther Spieler an nichts anderes denken müssen, als an ihre Aufgaben auf dem Eis. Foto: Peter Kolb Foto: red

Er war kein Spieler, kein Trainer und auch kein Funktionär, aber trotzdem reißt der Abschied von Dieter Kaiser mit Ablauf der vergangenen DEL2-Saison eine Lücke. Schließlich hat er die wechselvolle Geschichte des Bayreuther Eishockeys als Betreuer der ersten Mannschaft so unmittelbar miterlebt wie kaum jemand sonst.

 
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Zuschauer nehmen den 58-Jährigen seit 1989 (in der Ära von Trainer Hans Zach) hauptsächlich als die Person wahr, die an der Bande die Tür für die Spielerwechsel auf und zu macht. Sein Aufgabengebiet ist damit aber ziemlich unzureichend beschrieben. „Zwei Stunden vor dem Spiel bin ich mit meinem langjährigen Kollegen Peter Callegari da, um alles vorzubereiten – Ausrüstung, Getränke, Trikots, Obst, Kaffee und so weiter“, erklärt Kaiser. „Während des Spiels bin ich der Ansprechpartner wenn es Probleme mit Schlägern oder Schlittschuhen gibt, und danach geht es auch noch weiter: Material versorgen, Klamotten waschen.“

Mit dem Aufstieg in den Profibereich habe der Aufwand naturgemäß noch zugenommen: „Einer von uns beiden sollte bei jedem Training dabei sein. Das muss man erst mal mit der Arbeit koordinieren“, sagt der Museums- und Schlossführer in der Eremitage, der dort auch für die Technik der Wasserspiele zuständig ist. Dazu kommen die Doppelspieltage mit jeweils einer Auswärtsfahrt. „Da kommt es schon öfter vor, dass man um 3 Uhr heim kommt, zwei Stunden schläft und dann zur Arbeit geht“, sagt Kaiser. „Ich habe kürzlich mal überlegt, dass ich wahrscheinlich mit dem Bus zweimal um die Welt gefahren bin-“ Von Kollegen werde er schon manchmal gefragt, ob er verrückt sei. „Ich antworte dann immer: Ja.“ Seine Ehefrau gebe sich mit solch schlichten Antworten ebenfalls zufrieden: „Sie hat das immer akzeptiert. Das ist schon toll.“ Und offensichtlich bleibt trotzdem immer noch Zeit, um den Garten in prächtigem Zustand zu halten und ehrenamtlich im Tierheim mitzuarbeiten.

Zehn Jahre lang Betreuer von Jugend-Nationalteams

Über Empfehlungen verdiente sich Dieter Kaiser in seiner Funktion sogar einen internationalen Ruf: Von 2002 bis 2012 war er für den DEB als Betreuer von Jugend-Nationalmannschaften bei Turnieren in Skandinavien oder Nordamerika im Einsatz. „Bei einem U-17-Turnier in Finnland bin ich sogar mal spontan zum offiziellen Teammanager befördert worden“, erzählt Kaiser lachend. „Hauptsächlich weil ich am besten mit den Organisatoren englisch sprechen konnte.“

Am liebsten berichtet er aus dieser Zeit von den vielen zwischenmenschlichen Kontakten. Mit namhaften Trainern hatte er bei den DEB-Auswahlteams ebenso zu tun, wie mit späteren Starspielern – beispielsweise Olympia-Torwart Dany aus den Birken als U-17-Nationalspieler. Sogar manche ganz flüchtige Begegnung ist ihm noch gut in Erinnerung: „In Winnipeg standen wir mal zufällig in einem Laden von Karl Friesen (legendärer Nationaltorhüter; Anm. d. Red.). Da habe ich vielleicht große Augen gemacht!“. Am wichtigsten sind ihm aber die nachhaltigen Beziehungen. Eine „Männerrunde“ treffe sich traditionell in jedem Jahr zum Angeln in Kanada: „Es gibt nichts Besseres, um abzuschalten.“

"Trainieren macht immer noch Spaß"

Andererseits hat Dieter Kaiser aber kein Problem damit, einen konsequenten Schlussstrich zu ziehen: „Das habe ich schon nach den vielen Jahren als Fußballer beim Post-SV so gemacht: Schluss heißt Schluss – das wollte damals auch keiner glauben.“ Nur mit der eigenen Ausrüstung will sich das Gründungsmitglied der Eishockey-Hobbymannschaft „Icehoppers“ künftig noch befassen: „Spielen will ich nicht mehr, aber das Trainieren macht immer noch großen Spaß. Und im Sommer geht noch etwas Inlinehockey.“

Die internen Probleme der Bayreuther Eishockey-Organisation haben beim Rückzug von Dieter Kaiser ausdrücklich keine Rolle gespielt: „Wegen des noch mal größeren Aufwands in der DEL2 hatte ich das schon vor einem Jahr vor. Nur aus Verbundenheit zu Dietmar Habnitt, Sergej Waßmiller und Spielern wie Jozef Potac – nur ich nenne ihn Sepp – habe ich noch für ein Jahr weiter gemacht.“ Sorgen bereiten ihm die Querelen aber schon: „Ich hoffe, dass Tigers und EHC wieder zusammen kommen und dass es dann weitergeht. Ob Oberliga, Bayernliga oder sonstwo: Als Zuschauer werde ich auf jeden Fall wieder dabei sein.“

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