Moskauer Künstler malt mit Dreck

Wer in Moskau Bus oder Taxi fährt, muss aufpassen, dass er sich nicht völlig die Kleidung versaut, so dreckig sind die Fahrzeuge oft. Ein russischer Künstler macht den Schmutz zur Grundlage seines Schaffens.

 
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Der Moskauer Künstler Nikita Golubjow (35) malt in Moskau ein Löwen-Motiv auf einen dreckigen Lastwagen. Wer in Moskau Bus oder Taxi fährt, muss aufpassen, dass er sich nicht völlig die Kleidung versaut, so dreckig sind die Fahrzeuge oft. Der russische Künstler macht den Schmutz zur Grundlage seines Schaffens. Foto: Thomas Körbel/dpa Foto: red

Der russische Künstler Nikita Golubew mag es dreckig. Mit ein paar Pinseln und Wollhandschuhen zieht er am frühen Morgen durch Häuserschluchten aus Plattenbauten in Moskau und hält Ausschau nach möglichst schmutzigen Lastwagen.

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Nach wenigen Minuten wählt er einen eigentlich weißen Transporter aus. Ein tiefdunkles, gleichmäßiges Braun macht die Rückwand zur idealen Leinwand für sein nächstes Kunstwerk. Denn Golubews Leinwände sind Flächen aus Dreck, der gesammelte Schmutz der Straßen in der russischen Hauptstadt.

«Es ist wichtig, dass der Dreck dicht ist, um einen möglichst starken Kontrast herausarbeiten zu können», sagt Golubew. «Zu fest sollte der Schmutz aber auch nicht sein.» Beherzt setzt er die ersten Striche, indem er mit einem mittleren Malerpinsel Schicht um Schicht den Schmutz abschabt. Nur 45 Minuten später soll das Gesicht eines Löwen mit wallender Mähne die gut zwei mal drei Meter große Frachttür des Transporters schmücken.

Golubews Bilder sind Graffiti aus Schmutz und Staub. Aus den unzähligen, unvergleichlich dreckigen Lastwagen, macht der 35-Jährige fahrende Kunstwerke, die im Internet Aufmerksamkeit erregen.

«Die Idee hat schon lange in mir geschlummert, glaube ich», erzählt der Künstler der Deutschen Presse-Agentur. Die großen Flächen auf den immer schmutzigen Autos seien ideal für Bilder. «Der Schmutz ist ja schon da und völlig umsonst.»

Warum die Moskauer Straßen so verdreckt und staubig sind, dass die Autos davon eine neue Farbe bekommen, kann sich Golubew auch nicht erklären. «Im Winter wasche ich mein Auto nicht. Es wäre ja sofort wieder dreckig.»

dpa