Mittelalterliche Archäologie Das Geheimnis der verschwundenen Burg

Markus Brauer/

Die verschwundene Burg neben der erhaltenen Doppelkapelle in Landsberg gibt ihre Geheimnisse nur schrittweise frei. Archäologen können jetzt das Ausmaß der Anlage teilweise rekonstruieren.

 
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Archäologische Grabungen neben der Doppelkapelle St. Crucis auf dem Gelände der markgräflichen Burg Landsberg legen Strukturen aus dem 12. Jahrhundert frei. St. Crucis ist eine der größten erhaltenen Doppelkapellen und weist den originalen Baukörper auf. Foto: dpa/Heiko Rebsch

Landsberg Archäologen haben bei Grabungen in Landsberg (Saalekreis, Sachsen-Anhalt) Reste von zwei Gebäuden der ehemaligen Burg aus dem 12. Jahrhundert entdeckt.

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„Wir fanden Mauerzüge und Fußböden, welche die Existenz dieser Bauten belegen“, sagt Grabungsleiter Holger Grönwald vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie. „Damit gibt es erstmals eine archäologische Grundlage für die Rekonstruktion von Bauten der Burg.“

Aufwendige rauchfreie Heizung in den Wohnräumen

„Ein Gebäude war mit Kachelöfen ausgestattet. Die Wärmeabgabe über die Kacheln machte das Heizen sehr effektiv“, berichtet Grönwald. „Das Gebäude war mit einem Hochzugang zum Obergeschoss der Kapelle verbunden, sodass es sich vermutlich um einen herrschaftlichen Palas der Burg gehandelt haben dürfte.“

Das andere Gebäude war ein auf einer aufwendig angelegten Terrasse aufsitzender Wohnbau. Dieses im Obergeschoss wohl teils in Fachwerk ausgeführte Gebäude wurde bis ins 16. Jahrhundert genutzt. Es besaß eine Umluftheizung, dessen Feuerungsraum und Rauchgasabzug freigelegt werden konnten.

Das Gebäude wurde von außen befeuert und in Warmluftkanälen stieg die erwärmte Luft nach oben. „Eine komplette Etage konnte damit sicherlich nicht beheizt werden, aber die auf mehreren Etagen übereinander liegenden Wohnräume konnten warmgehalten werden. Das waren aber wahrscheinlich die Räume für die Bediensteten.“

Grabungsleiter Holger Grönwald vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt dokumentiert das Grabungsfeld in der ehemaligen Burg. Foto: dpa/Heiko Rebsch
Das Areal wurde als Steinbruch genutzt. Erhalten blieb lediglich die Doppelkapelle. Foto: dpa/Heiko Rebsch
Ein Kugelstachelsporn aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert, der zur persönlichen Ausstattung eines adligen Ritters gehörte, ist eines der Fundstücke der archäologischen Grabungen neben der Doppelkapelle St. Crucis. Foto: dpa/Heiko Rebsch
Das Grabungsfeld auf dem Kapellenberg mit der Doppelkapelle (Aufnahme mit einer Drohne). Foto: dpa/Heiko Rebsch

Große Menge an Funden

An Funden wurden ein zur ritterlichen Ausstattung gehörender Kugelstachelsporn des ausgehenden 12. Jahrhundert geborgen. Dazu kamen eine halbe, als Brakteat bezeichnete Münze des 13. Jahrhunderts, ein Würfel, Geschossspitzen und ein Hufeisen zum Vorschein.

Ebenso wurden große Mengen Keramikscherben des 12. bis 14. Jahrhunderts, so wie wenig Keramik aus dem 10. Jahrhundert entdeckt. Daneben kamen Reste von Feuersteinen zu Tage, die auf die Arbeit eines steinzeitlichen Steinschlägers vor etwa 5000 Jahren hindeuten.

Burg des Markgrafen Dietrich II.

Die Burg des Markgrafen Dietrich II. von Landsberg (1142-1185) verfiel nach der Mitte des 14. Jahrhunderts. Hinweise auf eine gewaltsame Zerstörung gibt es bislang nicht. Das Areal wurde als Steinbruch genutzt. Erhalten blieb lediglich die Doppelkapelle. Bedeutend sind ihre Bauornamente aus Sandstein und die frühe Verwendung von Ziegeln. Die Doppelkapelle wurde 1662 das erste Mal nachweislich instandgesetzt.

Die Lehr- und Forschungsgrabung des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle) soll auch im nächsten Jahr fortgesetzt werden.